Ein Tag im erneuerten Marseille

Reise / 29.08.2014 • 10:39 Uhr
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24 Stunden sind bei Weitem nicht genug, aber dennoch ein sehr guter Anfang.

reise. (VN-erh) Manchmal hat es etwas Gutes, wenn Altes verschwindet. In der südfranzösischen Hafenstadt Marseille ist das so. Das alte Marseille, ursprünglich gegründet von den Phöniziern vor 2600 Jahren, wurde im letzten Jahrzehnt umgekrempelt. Der ostseitige Zugang zum alten Hafen wurde neu sortiert und fußgängerfreundlich gestaltet. Kein Geringerer als Sir Norman Foster nahm sich dieser neu entstandenen Flaniermeile an, die jetzt die Bevölkerung für Märkte und Feste nützen kann. Auch für uns ist auf den ersten Blick sichtbar: Marseille ist das Tor zum Mittelmeer.

Okzident und Orient

Die Tradition der Multinationalität „Marseille ist Okzident und Orient“, wie Joseph Roth schon 1925 schrieb, ist bis heute ungebrochen. Ein buntes Mosaik aus ehemals 111 Dörfern ist die Metropole und, mit etwa 850.000 Einwohnern, Frankreichs zweitgrößte Stadt. Anders geworden ist vor allem das Zentrum rund um den Alten Hafen und die Altstadt. Neue Kulturstätten und Museen wurden geplant und in jahrelanger Arbeit gebaut. Die komplett sanierte Festung Saint-Jean mit faszinierenden Gärten wurde der Öffentlichkeit neu zugänglich gemacht.

Unsere Wunschunterkunft neben dem Alten Hafen war ausgebucht. Das nächste Hotel, das unserer Budgetvorstellung entsprach, liegt ein bisschen außerhalb. Also schafften wir es nicht, die Fischer zu sehen, die ihre Ware schon bei Sonnenaufgang täglich fangfrisch verkaufen. Nicht umsonst heißt es, die Morgenstunde gehöre den Einheimischen und dass sehr früh aufstehen müsse, wer die besten Zutaten für die Fischsuppe Bouillabaisse sucht.

Stadt der Kulturen

Mein Programm für den Tag habe ich klar im Kopf, genau genommen schon seit 2013, als das MuCEM – Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers – eröffnet wurde. Etwas an Josefs Gesichtsausdruck ist anders an jenem Morgen, angriffslustig kommt er mir vor. So, als müsste er sich seinen Platz unter den vielen Menschen erkämpfen. Und dann gibt ein Wort das andere und plötzlich sieht jeder von uns sein Ziel in der entgegengesetzten Richtung. Die Vernunft siegt und wir vereinbaren einen Treffpunkt gegen Ende des Tages. „Das hab ich gehört“, rufe ich ihm noch nach, von wegen letztem Wort und so
. . . Und schon wende ich