Oldtimer, Ochsen und Traumstrände

Mit dem Segelschiff zu Trauminseln, kolonialer Pracht und bröckelndem Kommunismus .
reise. (srt/Franz Neumeier) Irgendwann war das wackelige Taxi einmal blau. Es muss aus den frühen 1970er-Jahren stammen, Marke undefinierbar. Auf dem Weg in die Stadt überholt der Fahrer deutlich mehr Pferdekarren als Autos. Mit dem neuen Frühling in den diplomatischen Beziehungen des Landes zu den USA könnte sich das bald ändern – aber noch ist eine Reise nach Kuba eine Reise in die Vergangenheit. Mitten in der historischen Altstadt von Trinidad setzt der Taxifahrer seine Gäste ab. Um 16 Uhr ist er wieder hier für die Rückfahrt, verspricht er. Ob man sich darauf verlassen kann? Seine Fahrgäste müssen jedenfalls pünktlich zurück sein, wenn ihr Schiff um 19 Uhr den Anker lichtet. Sie sind auf einer Entdeckungsreise mit dem Kreuzfahrt-Großsegler „Star Flyer“ entlang der kubanischen Küste. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war Trinidad mit Zucker-Handel reich geworden, bevor der Markt zusammenbrach und die blühende Metropole in der wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit versank. Das mittelalterliche Straßenbild rund um die Plaza Mayor mit seinem kolonialen Flair und der leuchtend gelben Dreifaltigkeitskirche ist geblieben. In den gepflasterten Straßen reihen sich niedrige, bunt gestrichene Häuser aneinander. Hier und da sitzt malerisch ein Kubaner in einem Hauseingang, eine dicke Zigarre im Mund. Musik weht um jede Ecke. Auf einem mit hohen Mauern umgebenen Platz probt eine Tanztruppe unter freiem Himmel. Auf dem Souvenir-Markt in einer Seitengasse offenbart sich aber auch das ganze Dilemma des Landes. Die Verkäufer offerieren erfindungsreiche, handwerklich ungeheuer geschickt gefertigte und in liebevollem Design gestaltete Reiseandenken. Die Oldtimer-Autos, die vor allem für die Hauptstadt Havanna ein Markenzeichen sind, gibt es hier detailgetreu nachgebaut – aus alten Cola-Dosen. Die glitzernden Applikationen eleganter Stoffhandtaschen offenbaren sich bei näherem Hinsehen als Öffner von Getränkedosen. Der kreativ gestaltete Silberschmuck stammt aus eingeschmolzenem, altem Familien-Silber. Für die Souvenirs wird das Wenige verarbeitet, was in Kuba irgendwie aufzutreiben ist. Vom normalen Arbeitslohn kann in Kuba niemand leben. Wer Glück hat, der verdient auf die eine oder andere Weise Geld mit Touristen. Eine Taxifahrt kostet so viel wie ein durchschnittlicher Monatslohn – ein Glück für