Auf Kajaktour mit Sommerfreunden

Reise / 15.01.2016 • 10:11 Uhr
Der Freistaat Christiania gehört heute zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Fotos: Shutterstock
Der Freistaat Christiania gehört heute zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Fotos: Shutterstock

für glitzernde Glaskästen abreißen. Doch manche der hypermodernen Bauten lobt sogar er: Der alte Backsteinbau der königlichen Bibliothek hat einen schwarzen Diamanten zur Seite gestellt bekommen. So nennen die Einheimischen den schräg gestellten, rund 15 Stockwerke hohen Würfel, der aussieht, als würde er gleich ins Wasser kippen. Am Stadtrand macht Alexander aus Berlin Station, der als Ein-Mann-Zirkus durch Europa zieht. Sein Wohnmobil hat er am Rande des Freistaats Christiania geparkt. 1971 besetzten junge Leute das ehemalige Militärgelände, um dort ihren Traum vom selbst bestimmten Leben in einer autonomen Gemeinschaft zu verwirklichen. Immer wieder wollten Stadt und dänische Regierungen das Gelände räumen lassen. In letzter Minute durften die Besetzer schließlich bleiben. Die Bewohner haben eine Stiftung gegründet, die einen Großteil des Geländes gekauft hat. 200 Jobs bieten allein die Läden, Cafés und Kneipen auf dem Gelände, darunter eine Fahrradwerkstatt, in der junge Leute die Christiania-Lastenräder zusammenschrauben. Mehr als eine Million Besucher fallen jedes Jahr in Christiania ein. Nach dem Freizeitpark Tivoli ist die autonome Gemeinschaft mit ihren bunten, selbst gebauten Häusern, den alternativen Läden, Künstlerateliers, Werkstätten und Cafés der wichtigste Touristenmagnet in Kopenhagen.

Seit mehr als 30 Jahren lebt Mario Zorosco in Christiania. Stolz ist der Künstler auf das, was die kleine Gemeinschaft gegen alle Widrigkeiten erreicht hat. In den 1990er-Jahren hätten sie gemeinsam die Dealer mit den harten Drogen rausgeworfen. Hier habe er die Chance bekommen, er selbst zu sein, „mit all meinen Verrücktheiten“, sagt Zorosco. Die Gesellschaft habe all die Jahre versucht, die Christiania-Bewohner zu normalisieren. „Schließlich“, sagt Zorosco lächelnd, „sind die meisten von uns normal geworden, aber zu unseren eigenen Bedingungen.“

Lesen Sie nächste Woche im Reiseteil: British Columbia im Westen Kanadas.