Wo altes Eisen nicht mehr rostet

Bilbao hat seine Chance zur umfassenden Erneuerung genutzt und erfolgreich umgesetzt.
reise. (VN-erh) Stadtseitig thront ein freundlicher Bewacher vor dem Haus: Puppy von Jeff Koons. Die an Größe scheinbar alles überragende Hundeskulptur aus Pflanzen ist mittlerweile das Maskottchen der Stadt. Auf einem haushohen Gerüst legen geübte Arbeiter den vertikalen Garten gerade neu an. Diese akrobatisch anmutende Tätigkeit verleiht unserem späten Frühstück auf der Dachterrasse des Gran Hotel Domine einen anregend aktiven Touch. Vom glücklichen Puppy, diesem niemals alternden jungen Hund, gibt es die farbenprächtige Sommerversion und eine Ausgabe in den Nuancen des Herbstes.
Das Glanzstück aber ist das Haus, das Werk von Frank O. Gehry. Das Museum gilt als Symbol für eine neue urbane Realität der Stadt. Als Guggenheim-Effekt bezeichnet wird weltweit jene Energie, die Bilbao auf die internationale Bühne gebracht hat. Weg vom rostenden Stahl der Schwerindustrie hin zu Architektur und Kultur als Publikumsmagnet. Von der Ria aus gesehen wirkt das Gebäude wie ein Schiff, das der Hafenstadt seine Reverenz erweist. Die glänzenden Metallpaneele aus Titan spiegeln das wechselnde Licht wider. Stahl, der nicht mehr rostet – den zeigt im Inneren auch der amerikanische Künstler Richard Serra in der beeindruckenden Installation „The Matter of Time“.
Die Ria del Nervión ist kein gewöhnlicher Fluss, wie wir von Izaskun Gisasola erfahren: „Hier vermischen sich Flusswasser und Salzwasser und münden 14 Kilometer weiter in den Golf von Biskaya. Am Wasserstand sind Ebbe und Flut erkennbar“, so die Nordspanierin, die im Jahr der großen Überschwemmung geboren ist. „Die Stadt war physisch und mental zerstört“, sagt sie und zeigt auf Markierungen an Häusern der Altstadt, die das Ausmaß der Katastrophe von 1983 noch erahnen lassen.
Umgeben von grünen Hügeln
Für einen imposanten Rundblick von oben erklimmen wir den Hausberg Artxanda. Originell und bequem geht das mit dem 1915 erbauten Funicular. „Wir haben alle Arten von öffentlichen Verkehrsmitteln“, sagt Izaskun. Die gläsernen Eingänge zur Metro werden „Fosteritos“ genannt, zu Ehren des Architekten der unterirdischen Bahnhöfe, Norman Foster. Eine absolute Besonderheit ist der Schienenverlauf der Straßenbahn, der quasi unsichtbar in einen Rasenstreifen eingelegt ist und so die