Mit einem Esel durch die Cévennen

Reise / 09.06.2016 • 18:51 Uhr
Die wildromantische Landschaft der Cévennen hat man bei einer Wanderung mit dem Esel die meiste Zeit für sich alleine. Fotos: Beate rhomberg
Die wildromantische Landschaft der Cévennen hat man bei einer Wanderung mit dem Esel die meiste Zeit für sich alleine. Fotos: Beate rhomberg

holen wir Jonquille wieder von der Weide und beladen sie mit unseren Packtaschen. Inzwischen haben wir uns aneinander gewöhnt. Nach einer kurzen Strecke entlang der kurvigen Bergstraße zweigen wir auf einen kleinen Eselpfad ab. Hier wird es noch mal anstrengend, als wir über die Serpentinen steil bergab bis zum Fluss gehen, wo wir wieder die Mittagspause verbringen. Wildschweinpastete (natürlich selbstgemacht), Tabulé, Käse, Äpfel und Kekse finden wir diesmal in unserer Dose.

Schluchten und saftige Wiesen

Fernab vom Stress des Alltags und von Lärm wandern wir die nächsten beiden Tage auf bunten Wiesenwegen, einsamen Eselpfaden, die in wilde Schluchten führen und auf Serpentinen, die uns immer höher hinausbringen. Richtig anstrengend ist es selten. Das Tempo bestimmt ohnehin meistens Jonquille. Dass Esel stur sein können, wissen wir mittlerweile. Mit ein bisschen Überzeugungskraft geht es aber meistens schnell wieder weiter.

Die längste Etappe haben wir an Tag vier mit knapp 24 Kilometern zu bestreiten. Gleich in der Früh stellt uns unsere graufellige Gepäckträgerin zum ersten Mal so richtig auf die Probe. Nur 100 Meter von unserer Unterkunft entfernt bleibt sie an einer kleinen Steinbrücke stehen und macht keine Anstalten mehr, weiterzugehen. Da helfen auch saftige Karotten und alles Schieben und Ziehen nichts mehr. Zum Glück eilt uns Ludovic zur Hilfe und zeigt uns nach ein paar weiteren vergeblichen Versuchen, die Eselin zu bewegen, einen kleinen Umweg, den Jonquille dann auch mit uns geht, als wäre nie etwas gewesen. Inzwischen trottet sie meist sogar ohne Strick hinter uns her und stupst uns ab und zu mit dem Kopf an, um sich zu kratzen oder lästige Fliegen zu vertreiben. Viel zu schnell vergehen die fünf Tage und wir kehren zwar etwas müde vom vielen Gehen, aber völlig entspannt wieder zurück zu Eselbesitzer Alain, wo wir uns schweren Herzens von Jonquille verabschieden.

Lesen Sie nächste Woche im Reiseteil: Neuseeland. Das Paradies am Ende der Welt.