Unterwegs mit den Enkeln der Inkas

Reise / 05.08.2016 • 10:05 Uhr
Die Kleinstadt Chinchero ist Ausgangspunkt für viele Wanderungen. Fotos: Shutterstock (6), Gerhard (1)
Die Kleinstadt Chinchero ist Ausgangspunkt für viele Wanderungen. Fotos: Shutterstock (6), Gerhard (1)

Eine chilenische Hotelkette bietet die Exkursionen abseits der ausgetretenen Trails im Rahmen eines All-Inclusive-Konzeptes an, bei dem jeden Tag andere Ausflüge durchgeführt werden – vom zweistündigen Spaziergang bis zur Zehn-Stunden-Strapaze in 4500 Metern Höhe.

Eine kurze Tour startet in Maras. Füllige Frauen mit mehreren Röcken übereinander lugen misstrauisch unter ihren breitkrempigen Hüten hervor. In den Gassen schmücken jahrhundertealte Wappen die Portale der sonst schlichten Lehmhäuser, alle Türen sind in leuchtendem Blau bemalt. Rubén führt durch die karge Berglandschaft abwärts, am Horizont blinken die Gletscher der Sechstausender. Dann, nach einer Wegbiegung, liegt der Gruppe ein strahlend weißer Flickenteppich zu Füßen: die Salzminen der Inkas. Wie Bienenwaben kleben fast 3000 Terrassen an den steilen Berghängen, auf denen das Salzwasser aus einer Quelle verdunstet, das über ein kompliziertes Kanalsystem verteilt wird. In den rund fünf Quadratmeter großen Becken bleibt schließlich das „weiße Gold“ zurück, das die Arbeiter wie vor Jahrhunderten einsammeln.

Die letzte Tour des Tages führt durch wogendes Getreide über die Ebene von Raqchi, in der Ureinwohner einen gigantischen Tempel hinterließen. Doch die Teilnehmer des Sundowner-Spaziergangs interessieren sich mehr für die Menschen unterwegs: Sie laufen ein Stück mit den Kindern um die Wette, die auf Eseln nach Hause reiten. Und sie lassen sich den Lehmofen erklären, in dem zwei Jungs Kartoffeln backen. Zwei gut gelaunte Bäuerinnen mit langen Zöpfen legen eine Pause bei der Ernte ein und bringen den Fremden ein paar Brocken Quechua bei. „Das hätte es vor zehn Jahren noch nicht gegeben“, so Rubén. „Da betrachtete man die Indígenas noch als dumme Bauern.“ Inzwischen taucht die untergehende Sonne die Bergspitzen in dunkles Rot, Lichter blinken aus dem Tal herauf, in der Tiefe rauscht der Urubamba-Fluss – der Tagesausklang im Land der Inkas.