Reise / 15.09.2017 • 09:16 Uhr
Die Eisfelder des Calderone-Gletschers an der Nordseite des Corno Grande bieten ein spektakuläres Bild. shutterstock (5)
Die Eisfelder des Calderone-Gletschers an der Nordseite des Corno Grande bieten ein spektakuläres Bild. shutterstock (5)

Hochebene zu Ehren des Hohen­staufenkaisers Friedrich II., der dort im frühen 13. Jahrhundert zur Jagd ging und Falken züchtete. Statt gekrönter Häupter tummelten sich in der Vergangenheit auch Filmstars und Hollywood-Regisseure auf dem Campo. Die beeindruckende Landschaft diente als Kulisse für Filme wie „Der Tag des Falken“, „Im Namen der Rose“ und „Vier Fäuste für ein Halleluja“.

Dominiert wird das weite Tal vom mächtigen Corno Grande. Spektakulär ist aber auch die Unterwelt des eindrucksvollen Bergmassivs. Die Autostrada 24 durchquert in einem zehn Kilometer langen Straßentunnel den Berg. In Nebenanlagen des Tunnels befinden sich die „Laboratori Nazionali del Gran Sasso“ (LNGS), unterirdische Versuchslabore für Elementarteilchenphysik. Doch während im Berginnern Physiker forschen und Autos dahinbrausen, herrscht hoch oben auf dem Campo Imperatore eine tiefe Stille. Dort oben ist das Leben etwas langsamer und ursprünglicher. Der majestätische Corno Grande lädt ein zur Gipfelbesteigung.

Nur für Schwindelfreie

Wer sich nicht bis auf den Gipfel traut – der Berg erfordert absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit – kann unbeschwert ab dem Observatorium in etwa 40 Minuten bis zum Vorgipfel Monte Portella, auf 2388 Meter Höhe, wandern. Der Pfad schlängelt sich in engen Serpentinen rasch den Berg hoch. Oben angekommen, wirken das Observatorium und der Parkplatz daneben puppenklein. Das seit Jahren geschlossene riesige Berghotel Campo Imperatore schrumpft zum Zwergenhäuschen. In der kleinen Berghütte Rifugio Duca degli Abruzzi warten ein kühles Bier oder ein Montepulciano d‘Abruzzo, tolle Fernsicht inklusive. Dohlen kreisen mit waghalsigen Schwüngen um die Köpfe und zanken sich um weggeworfene Apfelbutzen. Mit etwas Glück finden Wanderer Alpenglöckchen, Enzian und das Apenninen-Edelweiß.

Blickt man zurück auf das weite kaiserliche Feld, sind Ludovicos Hunde und Kühe nur noch winzige Pünktchen, und man versteht, warum diese Steppenlandschaft mit ihrer herben Schönheit auch „il piccolo Tibet“ – Klein-Tibet – genannt wird. srt/Sybille Boolakee