Reise / 29.12.2017 • 09:22 Uhr
Nur ca. 14.000 Stück gibt es von den Orang-Utans auf Sumatra noch. Im Gunung-Leuser-Nationalpark finden sie Unterschlupf.
Nur ca. 14.000 Stück gibt es von den Orang-Utans auf Sumatra noch. Im Gunung-Leuser-Nationalpark finden sie Unterschlupf.

scheinen sich Mensch und Tier tatsächlich zu verstehen – zumindest für diesen einen kurzen Moment. Sinar führt uns immer weiter in den dichten Wald hinein. Wir klettern an Wurzeln senkrechte Abhänge hinunter, ziehen uns an Lianen die Berge hinauf. Das Privileg, die Orang-Utans aus nächster Nähe betrachten zu dürfen, müssen wir uns hart erarbeiten. Zum Glück ist Sinar ein wahrer Affenflüsterer – mal klingt es wie ein kehliges Grunzen, mal wie ein schmatzender Kuss, wenn er Orang-Utans, Weißhandgibbons oder Paviane ruft.

Die Orang-Utans, die es nur auf Sumatra und Borneo gibt, brauchen nach wie vor dringend Hilfe: Obwohl sie schon seit mehr als 60 Jahren unter Schutz stehen, landen noch immer Tiere auf dem Schwarzmarkt. Und um Platz zu schaffen für ausgedehnte Palmölplantagen wird der Regenwald im Rekordtempo gerodet. Der Lebensraum der Orang-Utans verbrennt – pro Stunde eine Fläche von 150 Fußballfeldern. Durch die Zerstörung der Natur – seit Mitte des letzten Jahrhunderts hat Sumatra 80 Prozent seines Regenwaldes verloren – ging die Orang-Utan-Population dramatisch zurück. Auf der Insel gibt es heute nur noch etwa 14.000 Tiere, die Population der Borneo-Orang-Utans wird immerhin noch auf 54.000 geschätzt. Jacky ist ein Opfer der Menschen. Sinar kennt sie noch von früher. „Sie hat immer geweint, wenn ich sie in den Dschungel gebracht habe und sie nicht tragen wollte“, erzählt er schmunzelnd. Bei den täglichen Ausflügen vom Orang-Utan-Zentrum in den Urwald hat Sinar ihr das Klettern, die Nahrungssuche, den Nestbau beigebracht. Er war Jackys Lehrer, Freund, letztlich ihr Befreier. Als wir Jacky nach Stunden und einem halben Dutzend ihrer Artgenossen im Regenwald treffen, ist das verliebte Grinsen längst in unseren Gesichtern festgewachsen. Die Zikaden zirpen, der Fluss rauscht, die Zeit scheint stillzustehen. Der kleine Waldmensch, so die wörtliche Übersetzung von Orang-Utan, wirft noch einen letzten Blick zurück über die Schulter, dann schwingt sich Jacky wieder hinauf in die Baumkronen, ganz gemächlich, fast wie in Zeitlupe. Noch lange fängt ihr orange-braunes Fell die Sonnenstrahlen ein und leuchtet durch das Dickicht. SRT/ Mona Contzen