Reise / 25.05.2018 • 09:11 Uhr
Bei gutem Wetter bieten die Trekkingtouren in Nepal einen spektakulären Ausblick auf die Berge. shutterstock
Bei gutem Wetter bieten die Trekkingtouren in Nepal einen spektakulären Ausblick auf die Berge. shutterstock

Reis mit Linsensuppe, dazu wurde erzählt und gelacht. Die Offenheit und Gastfreundschaft der Familie berührte uns alle drei, und uns war klar, die kleine Strapaze hierherzukommen hatte sich gelohnt. Mehr noch am nächsten Morgen, als Tika den Ofen anfeuerte und wir in die morgendliche Kälte traten. Alle Wolken waren wie weggeblasen. Über uns thronte der schneebepackte Gipfel des Annapurna 1, daneben erhob sich der Südgipfel und weiter rechts zeigte sich der heilige Machapuchare in majestätischem Blau. Wir genossen das überwältigende Spektakel des Sonnenaufgangs und ein üppiges Frühstück. Anschließend ging es bei herrlichem Wetter nach Deurali in knapp 3000 Metern Höhe. 30 Zentimeter Neuschnee waren gefallen. Das habe er Ende März noch nie erlebt, versicherte Lakpa Sherpa.

Ab dem sechsten Tag waren uns die Wettergötter schließlich hold. Jeden Morgen ein blanker Himmel und herrliche Sicht auf die Berge. Noch zwei Tage sollte es so bleiben, war die Hoffnung. Dann sollte es von Ghorepani aus den Poon Hill hochgehen, mit dem spektakulärsten Blick auf Dhaulagiri, Annapurna und Machapuchare. Das Bergdorf Ghorepani ist ein Trekker-Hot-Spot mit mehrstöckigen Hotels, WLAN-Empfang und German Bakery inklusive. Die Stimmung war angespannt, Dutzende Trekker, die uns entgegenkamen, beklagten bewölkten Himmel ohne Bergblick am Vortag. Am nächsten Morgen rumorte es ab vier Uhr auf allen Etagen des Hotels. „Es wird kalt oben“, meinte Lakpa. Vor dem Hotel reihten wir uns, ausgerüstet mit Stirnlampen, ein in die stumme Prozession hinauf zum Gipfel des Poon Hill.

Was für ein Glück: klarer Himmel und eine spektakuläre Sicht. Etwa 800 Trekker hatten sich am Aussichtsturm versammelt. Kameras, Videokameras und Handys im Wert von sicher über einer Million Euro lösten im Sekundentakt aus. An einer Holzbude gab es Tee und Kaffee in Blechbechern. Es war bitterkalt, fünf Grad unter null, dazu wehte ein kräftiger Wind. Als die Sonne die ersten Gipfel erleuchtete, brandete Beifall auf. Nach einer halben Stunde froren die ersten Kameras ein. Egal – wir umarmten uns und wussten, diesen Moment würden wir nie vergessen. srt/Franz Michael Rohm