Schildkröten haben Vorrang

Erholsame Landschaft, Fauna und Flora, Schlösser und Chambres d’hôtes im Herzen Frankreichs entdecken.
Die geraden Straßen bis zum Horizont sind sehr schmal. Kein einziges Schild warnt vor einer Kurve. Stattdessen gibt es Tafeln für querende Schildkröten. Sie haben hier Vorrang. „Sind die Cistudes sehr gefährlich?“, fragte ein Besucher der „Reserve Naturelle Chérine“ im Naturpark La Brenne. Nach 30 Jahren Arbeit als Guide in diesem wunderbaren Naturreservat für Vögel, Tiere und Pflanzen findet Cécile Danel das Desinteresse mancher Menschen nicht mehr lustig. Vor dem Rundgang verschafft sie sich erst etwas Luft und spricht über Dinge, die auch gesagt werden
müssen. Dass sie heute nicht weiß, ob es ihren Arbeitsplatz hier im „Haus der Natur“ in Saint-Michel-en-Brenne in einem Jahr noch geben wird, stimmt sie traurig. „Die Politik räumt der Natur keine Priorität ein, die Zuständigkeit wechselte vom Ministerium in das Département, und es fehlt an ausreichenden Geldmitteln“, gibt sie zu bedenken. Draußen dann, an den Teichen und bei den Vögeln, ist alles vergessen. Cécile führt die Besucher über Stege, durch verwachsene Pfade und hinein in die Beobachtungsstellen, die zum Teil für Rollstuhlfahrer zugänglich sind. Menschen liegen in Tarnanzügen mit schwerem „Geschütz“ auf der Lauer. Bei näherem Hinsehen sind es Fotografen, die auf den besten Augenblick warten, um das Bild des Tages zu schießen. „Die Brenne ist sehr fragil“, sagt Cécile Danel. Und es ist nicht einfach, die verschiedenen Interessen in Einklang zu bringen.
Étangs prägen die Landschaft
Der Regionale Naturpark Brenne im Loiretal wurde durch die Initiative von engagierten Menschen und 51 Gemeinden am 22. Dezember 1989 gegründet. Sie wollten der weiteren Zerstörung durch die intensive Bewirtschaftung entgegenwirken. Mit Erfolg, wie man sieht. Im Mittelalter wurde die Gegend von Mönchen zu jener Landschaft gemacht, die sie heute noch weitgehend ist. Sie kanalisierten die Wasservorkommen des Sumpfgebietes, das nach der Rodung der dichten Wälder entstand, und legten lange Ketten von Teichen und Seen an. Entsprechend der strengen Fastenregeln hatten es die Mönche auf die prächtig gedeihenden Fische abgesehen, sollten sie sich doch an 156 Tagen im Jahr mit fleischlosen Gerichten ernähren.
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