Reise / 21.08.2020 • 09:47 Uhr
Tradition am Monte Generoso: Formaggini-Königin Marisa Clericetti beim Bewirten der Gäste. Schweiz Tourismus/Ivo Scholz
Tradition am Monte Generoso: Formaggini-Königin Marisa
Clericetti beim Bewirten der Gäste. Schweiz Tourismus/Ivo Scholz

gerade mal 40 Stück im Jahr herstellen“, bedauert sie. Nach dem Genuss des würzig-köstlichen Zincarlins und eines guten Glases Merlot aus dem Mendrisiotto verlässt unsere kleine Gruppe unter Führung von Silvio Bindella die Alp und macht sich auf den Fußweg hinunter nach Scudellate ins Muggiotal. Es gilt als eine der authentischsten und traditionellsten Gegenden des Tessins.

Wir entscheiden uns für den steilsten Weg, der große Trittsicherheit erfordert. Dafür werden wir mit grandiosen Aussichten belohnt. Unterwegs erklärt Silvio an verlassenen Gehöften mitten im Berg das architektonische Zeugnis der tausendjährigen Bauernkultur, den Nevère. „Dies“, sagt er, „ist ein Vorgänger des modernen Kühlschrankes. Diese kleinen runden Steinhäuser mit Steindach wurden im Winter mit Schnee gefüllt. Darauf haben sie im Frühling eine Schicht Blätter gelegt. So konnten die Bauern ihre Milch den Sommer über bei einer konstanten Temperatur von zehn Grad aufbewahren, bevor sie diese zu Butter und Käse weiterverarbeiteten.“

Weiter nach Scudellate

Weiter geht‘s hinunter ins kleine Dörfchen Scudellate, das sich am Ende des Muggiotales befindet. Von da gibt es nur einen Fußweg hinüber zur italienischen Grenze. Warmherzig werden wir von Piera Piffaretti empfangen, die in dem fast verlassenen Bergdorf eine kleine Pension, ein Restaurant und einen winzigen Tante-Emma-Laden betreibt. „Vor 80 Jahren hatten wir noch eine Schule mit 30 Kindern“, erzählt die alte Dame. „Heute zählt unser Dorf gerade noch zwanzig Einwohner. Aber“, und hier strahlen ihre Augen, „nach und nach kommen einige wieder zu uns zurück.“ Das liegt daran, dass ihr Dorf zu einem Hoteldorf umgestaltet wird – inklusive Wander- und Kulturangebot. Zahlreiche Eigentümer beteiligen sich an dieser Idee und richten ihre Häuser entsprechend her. Die Rezeption wird im Restaurant von Piera sein. Bevor unsere Gruppe die Herberge verlässt, läuft die Wirtin noch zu Hochform auf und schmettert mit ausgestreckten Armen herzzerreißend alte Lieder ihrer Heimat.