Reise / 04.11.2022 • 11:43 Uhr
Der Skanderbeg Platz lädt zum Flanieren, Feiern und für Kinderauch zum Spielen ein. Shutterstock (6)
Der Skanderbeg Platz lädt zum Flanieren, Feiern und für Kinder

auch zum Spielen ein. Shutterstock (6)

war, sondern was ist und sein wird. Der blonde Student mit den blauen Augen geht gerne feiern. Albanien, sagt er, sei „work in progress“, viel sei schon getan, aber noch mehr sei zu tun. Das Land müsse den Anschluss an Europa finden. Da liege die Zukunft.

Es wird viel gebaut

Zumindest nach außen hin hat die Hauptstadt mit der Geschichte gebrochen, hat die Statuen von Lenin und Stalin entsorgt, hat neue Kirchen und Moscheen errichten und alte restaurieren lassen. Das Monument, das Enver Hoxhas Ruhm in die Nachwelt tragen sollte, die von seiner Tochter konzipierte Pyramide, von Kindern als Rutschbahn und von Jugendlichen zum Klettern genutzt, soll als ultramodernes Kulturzentrum überdauern. Auch sonst hat sich die Stadt herausgeputzt. Der ehemalige Bürgermeister und heutige Ministerpräsident Edi Rama ließ die grauen Fassaden bunt anstreichen, der Skanderbeg-Platz wurde autofrei, ein Boulevard entstand. Und noch immer wird viel gebaut und vieles abgerissen. Dass das Nationaltheater, immerhin die führende Bühne des Landes, 2020 trotz massenhafter Proteste dem Erdboden gleichgemacht wurde, erregt bis heute die Gemüter. Die Trümmer sind beseitigt, aber die entstandene Lücke ist noch offen und die Diskussionen halten an. Manchmal wirkt es so, als wolle Tirana sich radikal von seiner Geschichte lösen, auch durch mehr Architektur, immer neue Wolkenkratzer wachsen in den Himmel. Tirana verändert sein Gesicht, und die Veränderung beginnt bereits am Skanderbeg Platz.

Partymeile im Blloku-Viertel

Die Tiraner haben den Platz angenommen, zum Flanieren, Feiern und Spielen. Und sie haben das früher hermetisch abgeriegelte Blloku Viertel zur Partymeile gemacht. Hier, wo auch die protzige Villa Enver Hoxhas zu finden ist, reihen sich hippe Kneipen und coole Läden aneinander. In der kurzen Pjeter Bodani Straße drängen sich die teuren Edelkarossen. Die Röcke sind kurz, die Löcher in den Jeans groß und die Hosen sitzen knapp. Hier wird gefeiert als gäbe es kein Morgen – und kein Gestern.