Diamanten des Nordens

Islands wilder Norden: Tosende Wasserfälle, tiefe Canyons, entspannende Bäder und ein mystischer Besuch bei den Elfen.
Ein stürmischer Wind weht über die raue, aber betörend schöne Landschaft Islands, während ich warm eingepackt meinen Blick über das Meer schweifen lasse und mich freue, dass meine Funktionskleidung endlich zeigen kann, dass sie ihr Geld wert ist. Selbst im Mai können die Temperaturen noch ganz schön frostig sein, auch wenn der letzte Schnee so langsam schmilzt und den Blick auf die ersten, wenn auch noch sehr gedeckten Farben der Natur freigibt. Es ist noch ruhig an diesem Morgen in Husavik. Die Hochsaison lässt noch auf sich warten, und überhaupt ist der Norden Islands bei vielen Touristen noch ein weißer Fleck auf der Landkarte „Dabei“, so Hjalti Páll Þórarinsson von Visit Iceland, „können wir auf dem Diamond Circle alles bieten, was es im Süden auch gibt. Spektakuläre Wasserfälle, heiße Quellen, Canyons, Nationalparks und vieles mehr.“ Der Diamond Circle soll bald das sein, was sich im Süden mit dem Golden Circle längst etabliert hat: Eine bequeme Route, die Touristen unkompliziert zu den Highlights der Region führt.
Beeindruckende Landschaft
Mit dem internationalen Flughafen von Akureyri ist Islands Norden bequem zu erreichen. Dass es zudem nun Direktflüge ab Zürich gibt, zaubert den Menschen in dieser Region ein Lächeln auf die Lippen. „Wir freuen uns, hier bald noch mehr Menschen unsere Vielfalt zeigen zu dürfen“, schwärmt Hjalti, der nahe Husavik aufgewachsen ist und nie nach Reykjavik in die große Stadt wollte. Viel lieber genießt er die Ruhe hier oben und schafft es vom ersten Tag an, uns mit seiner Begeisterung anzustecken. Einen allzu schwierigen Job hat er dabei aber nicht, denn die Natur erledigt das eigentlich schon von selbst. Viel zu schön ist der Anblick des Dettifoss-Wasserfalls, der vor uns in die Tiefe stürzt, oder auch der Jökulsárgljúfur-Canyon mit seinen wunderschönen Felsformationen, als dass wir uns nicht sowieso sofort in die Natur verlieben würden. Vulkane und Gletscher haben die Landschaft über Millionen von Jahren geformt.
Fast wie auf dem Mond
Die heißen Quellen in Hervir, inmitten der farblosen, bräunlichen Landschaft, schaffen eine Szenerie, die ich nur aus Science-Fiction-Filmen kenne. Dampfsäulen steigen auf, der Boden brodelt unter meinen Füßen und der Geruch von Schwefel liegt in der Luft. Es ist beinahe so, als wäre ich auf dem Mond gelandet. Nur einen Steinwurf entfernt bietet Anton, ein Isländer mit großer Leidenschaft für sein Land, seit kurzem Buggy-Touren an. Weil der Wind immer noch ordentlich bläst und hier nun selbst meine Funktionskleidung nicht mehr ausreicht, stattet er uns erstmal mit dicken Overalls, Handschuhen, Brillen und Helmen aus. Nach einer kurzen Einführung drücke ich auch schon aufs Gaspedal und fahre Anton hinterher. Die vom Magma geformte Landschaft zieht an mir vorbei, während ich konzentriert, aber voller Freude über das unwegsame Gelände navigiere. Kurz vor Schluss bleibt Anton schließlich stehen. Als wir ihm neugierig folgen, schnappt er eine Schaufel und zieht nur wenige Sekunden später einen silbernen Topf aus der Erde. „Das hier ist mein Backofen“, spaßt er, und tatsächlich kommt im Topf ein braunes Brot zum Vorschein. Das Rezept dafür stammt von seiner Oma. Gebacken wird das süßliche Lavabrot traditionell in der Erde, die hier mit 40 bis 50 Grad Celsius aus dem Teig in 24 Stunden ein köstliches Brot macht. „Das wichtigste fehlt aber noch“, lacht der