
wirkt so alt wie die Männer, die vor dem einzigen Café sitzen. Die mächtige Kirche bröckelt, an einigen der alten Häuser prangt das Schild „se vende“, zu verkaufen. Im ehemaligen Stadtpalast ist die Tagespflege für Senioren untergebracht. „Diese Orte sterben an Altersschwäche“, sagt Raul betrübt. Immerhin: Die Störche auf dem Kirchturm haben Nachwuchs. Dabei hat Fonz mit seinen gerade mal 859 Einwohnern einiges zu bieten. Denn während der Renaissance blühte das Städtchen, wie wir im Palastmuseum Casa Ric-Otal sehen. Wir lassen uns durch die üppig möblierten Räume führen, wo die Vorfahren der adligen Hausbesitzer streng aus ihren Gemälden auf die Besucher blicken, wo der Tisch fürs Gastmahl gedeckt und das Bett aufgeschlagen ist. Ein Geisterhaus. Und dann müssen wir noch zur Quelle Fuente d’Abaix, die den Ort einst reich gemacht hat. Der Bau der Wasserleitung stammt aus den Anfangsjahren des 18. Jahrhunderts. Wir schlüpfen geduckt durch das gerade 1,50 Meter hohe und 70 Meter lange Kanalgewölbe bis zur Quelle. Darüber hat Fonz ein kleines Museum eingerichtet – mit allem, was es über die Wasserversorgung zu wissen gibt. Das ist ein wichtiges Thema, gerade heute, wo Spanien unter Dürre leidet.
Immer mal wieder anhalten
Wer solche Begegnungen erleben will, darf nicht durchs Land rasen. „Slow driving“ heißt die Devise: Langsam auf den kleinen, von Kiefern und Wacholderbüschen umsäumten Straßen fahren und das Land entdecken. Immer wieder anhalten und laufen. Durch den Canyon des Flusses Vero nahe Alquézar, wo die himmelstürmenden Felswände von Höhlen durchsiebt sind und das Wasser zwischen kristallklar und türkisblau changiert. Über die an den Felswänden hängenden Pasareles, von denen man auf den Fluss und einen kleinen Staudamm hinuntersehen kann. Über einen holprigen Weg hineinfahren in die Natur und mit dem Geruch wilden Knoblauchs in der Nase weiterlaufen zu den „Tozal de Mallata“, schroffen Klippen, von denen der Blick ganz tief hinuntergeht zum Rio Vero.