
selbständig zu machen. Über das Leben in Armenien sagt sie: „Ich möchte nicht, dass wir Opfer sind. Wir haben eine Zukunft und die gestalten wir selbst.“ Ihre unermüdliche Motivation war es auch, die sie dort hingebracht hat, wo sie heute steht. „Ich habe es geschafft!“, sagt sie heute mit einer großen Portion Stolz. Neben dem Verkauf von Honig und Bienenwachs gibt sie Touristen Einblick in ihre Arbeit und hält Workshops ab. Während Gayane von ihrem Leben erzählt, verwöhnt ihre Mama uns mit armenischem Kaffee, frischem Honig und köstlichen Süßigkeiten. Gastfreundschaft wird in Armenien großgeschrieben. Nicht nur gegenüber Fremden, auch die große Verbundenheit untereinander spüren wir auf der Reise immer wieder.
Immer den Ararat im Blick
Zurück im Süden besuchen wir wenige Tage später ein letztes eindrucksvolles Kloster. Wir fahren von Jerewan über die Araratebene, die Speisekammer Armeniens. Neben Gemüse wächst hier jede Menge Obst, das wird spätestens beim Blick aus dem Fenster klar, als wir an Tausenden von Marillenbäumen vorbeifahren. Am Straßenrand halten wir an, um den Blick auf das Kloster Chor Virap auf unseren Kameras festzuhalten. Erhaben thront es auf einem Hügel, im Hintergrund zeichnet sich majestätisch und mit weißem Hut der Ararat ab. Für die Armenier ist der mehr als 5100 Meter hohe Berg heilig. Doch obwohl er nur 20 Kilometer von Jerewan entfernt liegt, ist er heute für sie beinahe unerreichbar, denn seit 1921 befindet er sich auf türkischem Staatsgebiet. Noch immer sind die beiden Länder entzweit über die Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern. Auch die Unterstützung der Türkei im Konflikt mit Aserbaidschan sorgt für geschlossene Grenzen.
Bei köstlichem Kaffee, auf den uns Johannes bei unserem Stopp vor seinem Laden kurzerhand einlädt, und den Liedern des armenisch-französischen Chansonniers Charles Aznavour im Hintergrund, könnte man beinahe für ein paar Minuten vergessen, dass das wunderschöne Land wieder einmal in einer tiefen Krise steckt.

