Reise / 13.10.2023 • 13:06 Uhr
Buntes Treiben im Dörfchen Tonara, im Rahmen des Festivals „Autunno in Barbagia“.
Buntes Treiben im Dörfchen Tonara, im Rahmen des Festivals „Autunno in Barbagia“.

hausgemachter Pasta, natürlich al dente, geschmortem Schaffleisch, das auf der Zunge zergeht, und ausgezeichnetem Semifreddo. „All das sind Gerichte, die in den Büchern der sardischen Literaturnobelpreisträgerin Grazia Deledda vorkamen“, erklärt uns Roberto Sau von der regionalen Handelskammer. Richtig exotisch wird es aber am nächsten Tag, als wir im Restaurant „Il Portico“ als Zwischengang Casa Marzu serviert bekommen. „Der Käse ist inzwischen richtig schwer zu bekommen, denn die EU verbietet seinen Verkauf“, erklärt uns Roberto. Trotzdem möchte er uns die Delikatesse nicht vorenthalten. Im Guinness Buch der Rekorde hält Casa Marzu den Titel als „gefährlichster Käse der Welt“. Statt Edelschimmel sind es Käsemaden, die den Käse veredeln sollen. Sie leben im Pecorino, fressen und verdauen den Käse. Die Säure, die dadurch entsteht, gibt dem Casa Marzu seinen ganz eigenen Geschmack. Dass wir den Käse nicht inklusive der lebenden Maden serviert bekommen, sondern diese für uns schon in den Käse eingerührt wurden, beruhigt mich nur wenig.

Herbstfestival und offene Häuser

Viel lieber probiere ich da schon die kulinarischen Highlights des Dorfs Tonara. Von Anfang September bis Mitte Dezember findet in der Region jährlich das Festival „Autunno in Barbagia“ – Herbst in Barbagia – statt. Mehr als 30 Dörfer öffnen in dieser Zeit an den Wochenenden ihre Häuser, präsentieren ihre Trachten, lokale Spezialitäten und zeigen traditionelles Handwerk. Tonara ist vor allem bekannt für Torrone, türkischen Honig, der an diesem Wochenende überall in den schmalen Gassen des Dorfs angeboten wird. Selbst Anfang Oktober genießen die Besucher hier noch Sonnenschein und Temperaturen von bis zu 28 Grad. Einheimische und Touristen schlendern gemütlich durch das Dorf, gehäkelte Decken hängen bunt über den Durchgängen zwischen den Häusern und die Stimmung ist ausgelassen. Wer nach Sardinien reist und nur die Küstenorte besucht, verpasst all das, denn das kulturelle Herz der wunderbaren Insel schlägt definitiv im unberührten Zentrum.

Kalkstein und Steineichen prägen das Landschaftsbild.Beate Rhomberg (3)
Kalkstein und Steineichen prägen das Landschaftsbild.Beate Rhomberg (3)
Carlo Menneas hält auf dem Monte Novo San Giovanni Ausschau nach Feuern.
Carlo Menneas hält auf dem Monte Novo San Giovanni Ausschau nach Feuern.