Dem Ende ganz nahe

Spezial / 19.12.2012 • 19:51 Uhr

Man schmunzelt zwangsläufig. Weltuntergang, das kann doch niemandes Ernst sein. Gut, die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA sah sich immerhin genötigt, einen Film im Internet zu publizieren, der bewusst den 22. Dezember 2012 zum Thema hat. Den Tag danach. Die Wissenschaftler waren einfach die Fragen leid. Ob sie nun zur Ruhe kommen?

Wohl kaum, denn apokalyptische Visionen finden vor allem in krisenhaften Zeiten ihre festen Anhänger. Wenn sich die Komplexität der Welt unfassbar unserem Verständnis entzieht, dann wächst die Angst. Da schaffen simple Deutungen des Weltsystems vermeintlich Klarheit. Und die Vorstellung eines Logenplatzes beim Weltuntergang kommt unserer individualitätsverliebten Gesellschaft ja auch entgegen.

Bleibt also zu hoffen, dass wenigstens ein Teil der sechs Millionen Nachfahren der Maya vom kurzfristigen Weltzeitende-Hype profitieren. Darüber hinaus aber wollen wir uns nicht auf Kosten derer amüsieren, die sich sorgen. Existenzielle Ängste taugen nicht für Häme oder Spott. Im Gegenteil: Die Vorstellung vom Weltuntergang legt den Gedanken an den letzten Tag im Leben nahe. Was täte man, wenn morgen alles vorüber wäre? Ein Apfelbäumchen pflanzen wie der große Reformator Martin Luther? Zeit mit den Lieben verbringen? Was ist wirklich wichtig in unserem Leben?

Auch wenn der morgige Tag denkbar unspektakulär vorüber streicht, böte er doch Raum für spektakuläre Gedanken. Wenn mit einem Mal alles zu Ende ginge, wo­ran hinge unser Herz?

thomas.matt@vn.vol.at, 05572/501-724