Opfer von Machtspielen und Intrigen

Spezial / 11.02.2013 • 21:59 Uhr
Papst Benedikt XVI. vor vier Jahren am Grabmahl von Coelestin V., der am 13. Dezember 1294 seinen Rücktritt erklärt hatte. Foto: DAPD
Papst Benedikt XVI. vor vier Jahren am Grabmahl von Coelestin V., der am 13. Dezember 1294 seinen Rücktritt erklärt hatte. Foto: DAPD

Papst Coelestin V. war bisher der einzige Pontifex, der freiwillig zurückgetreten ist.

Dornbirn. (VN-gt) In der rund zweitausendjährigen Geschichte des Papsttums gab es bisher nur einen einzigen Pontifex, der freiwillig von seinem Amt zurückgetreten ist: Coelestin V. In der Kirchengeschichte gilt er noch heute als tragische Gestalt.

Coelestin war der Nachfolger von Papst Nikolaus IV., der im April 1292 verstorben war. Schon die Wahl Coelestins verlief turbulent. Zwölf Kardinäle waren zur Neuwahl angetreten. Streitereien zwischen römischen Adelsgeschlechtern zögerten die Wahlen jedoch hinaus. So dauerte es 27 Monate, bis man sich auf Coelestin einigen konnte. Als ihm im August 1294 der rote Papstmantel umgehängt wurde, war Coelestin bereits 80 Jahre alt. Zuvor war Coelestin ein bescheidener Benediktinermönch, hieß Petrus von Murrone und fristete als Einsiedler ein frommes und beschauliches Leben. Nur unter größten Bedenken und auf vielfaches Drängen erklärte er sich bereit, den Stuhl Petri als Coelestin V. zu besteigen. Eine mutige Entscheidung, die der zunächst als „Engelspapst“ gefeierte Einsiedlermönch aber sehr schnell bereute. Im Nu wurde er in politische und religiöse Machtspiele, Korruption und Abhängigkeit verwickelt. Zum Beispiel wurde der Papst von König Karl von Anjou gezwungen, sieben französische Kardinäle zu ernennen.

In Haft gestorben

Nach nur vier Monaten Amtszeit hatte Coelestin V. die Ränkespiele satt. Eingedenk seiner Verantwortung und aus Sorge um sein Seelenheil beschloss der Papst seinen Rücktritt. Nach Rücksprache mit den Kardinälen erließ er am 10. Dezember 1294 eine „Konstitution über die Abdankung des Papstes“. Am 13. Dezember 1294 verlas er die Abdankungsformel, legte das Papstgewand ab und streifte sein Ordensgewand über. Ein Schritt, der für Aufsehen und Diskussionen sorgte.

Coelestins Wunsch, als Eremit in sein früheres Leben zurückzukehren, erfüllte sich nicht. Sein Nachfolger, Papst Bonifaz VIII., fürchtete, er und seine Anhänger könnten ihm Probleme machen. Coelestin versuchte noch zu fliehen, wurde aber gefasst und im Kastell Fumone eingesperrt, wo er am 19. Mai 1296 gestorben ist. Ironie der Geschichte: Schon im Jahr 1313 wurde Coelestin V. als „Bekenner“ heilig gesprochen.