Johannes Huber

Kommentar

Johannes Huber

Ein Mensch

Spezial / 27.02.2013 • 21:58 Uhr

Zum Abschied hat Benedikt XVI. gezeigt, dass er nicht nur Heiliger Vater, sondern auch Mensch ist. Zunächst hat er dies durch seine Entscheidung unterstrichen, zurückzutreten. Damit hat er mit der noch immer verbreiteten Überzeugung aufgeräumt, das Papstamt sei gottgegeben und müsse daher bis zum Tod ertragen werden.

Gestern, bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz, zeigte er sich ungewöhnlich gerührt: 250.000 Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer aus aller Welt waren gekommen, um ihm Dankeschön zu sagen und ihn noch einmal an dieser Stelle zu sehen. Benedikt XVI. gestand, dass ihn das bewege. So wie es auch die Zuschriften täten, die er seit zwei Wochen erhalte: Sie zeigten ihm, dass er nicht allein sei.

In seiner kurzen Rede mag er die Probleme der katholischen Kirche und seine Verantwortung in diesem Zusammenhang nicht angesprochen haben; das kann man ihm ankreiden. Überstrahlt wird das jedoch durch seine „Menschwerdung“: Hätte er sich nur schon früher gegenüber den Leuten geöffnet und sie spüren lassen, dass er auf sie reagiert – viele Konflikte und Enttäuschungen wären der Kirche erspart geblieben. Doch das ist jetzt Vergangenheit – wichtig ist, dass der Nachfolger seine Lehren daraus zieht.

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