Aufklärung für Frauen in jedem Lebensabschnitt

Spezial / 07.03.2013 • 19:26 Uhr
Engagierte Frauen der Caritas unternehmen heute eine Straßenaktion, um auf die immer noch gespreizte Einkommensschere hinzuweisen. VN/steurer
Engagierte Frauen der Caritas unternehmen heute eine Straßenaktion, um auf die immer noch gespreizte Einkommensschere hinzuweisen. VN/steurer

Das Frauennetzwerk Vorarlberg steht mit Informationen und Hilfe für Frauen parat.

Altach. Seit dem 18. Jahrhundert kämpfen Frauenrechtlerinnen für eine Chancengleichheit von Frauen und Männern. Heute, am 8. März, dem Internationalen Frauentag, wollen Frauenorganisationen auf frauenrelevante Themen aufmerksam machen. „Weltfrauentag – das hieß früher Frühjahrsputz“, provozierte einst Talkmaster Harald Schmidt und bewies damit indirekt, wie notwendig Aktionen wie der Weltfrauentag sind. Unterschiedliche Aktivitäten wie das Frauenfrühstück der Arbeiterkammer oder Impulsvorträge des Frauennetzwerkes gestalten den Weltfrauentag in Vorarlberg ebenso aktiv wie beispielsweise die Straßenaktion der Caritas, bei der Frauen auf die immer noch vorhandenen Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern aufmerksam machen.

Kiki Karu, Landessprecherin des Frauennetzwerks für Vorarlberg, weiß, dass Frauen aktiv ihre Zukunft mitgestalten müssen. In der Opferrolle wollen sie sich nicht sehen. „Unser Ziel ist es, Frauen zu stärken, dass sie sich in der Gesellschaft, der Öffentlichkeit und der Politik bemerkbar machen. Zudem wollen wir Frauen informieren und sie auf ‚Stolpersteine‘ aufmerksam machen. Dafür bieten wir Informations-Folder und Vorträge zu bestimmten Themen an“, erklärt Karu.

Die Broschüre „Wert-Schätze“ hat die 61-Jährige sogleich parat. Darin sind zwölf Tipps für Frauen zur Lebensgestaltung enthalten – umsetzen müsse das aber jede selbst. „Im Frauennetzwerk haben wir einen Pool an Referentinnen beispielsweise zu den Themen Erbrecht oder Ehe und Partnerschaft.“ Das Frauennetzwerk weist zudem die verantwortlichen Politiker auf Probleme und wichtige Themen in der Region und vorarlbergweit hin. „Ein Feld, das es zu bearbeiten gilt, ist das Thema Familie. Väter sollen mehr in die Pflicht genommen werden. Kinderbetreuung der öffentlichen Hand braucht es. Aber Frauen sollten sich nicht nur auf dieses verlassen und ihre Berufstätigkeit davon abhängig machen. Väter haben eine Pflicht, ihre Kinder zu betreuen“, weist sie hin.

Es sei für die Chancengleichheit wichtig, dass vermehrt Männer eine Erziehungspause wahrnehmen. Damit sei für den Arbeitgeber keine Unterscheidung der Karenz zwischen Männern und Frauen gegeben. So könne eine Chancengleichheit bei Kinderbetreuung, Karriere und Pension erreicht werden.

Kiki Karu ist Landessprecherin des Frauennetzwerks. VN/Hartinger
Kiki Karu ist Landessprecherin des Frauennetzwerks. VN/Hartinger
Obwohl immer angepriesen wird, wie gleichberechtigt unsere Gesellschaft ist, gibt es noch viel zu tun. Sei es bei Arbeit, Politik oder im Bildungsbereich – hier haben Frauen schlechtere Chancen.  <br /> Alexander Hoor (17), Meiningen
Obwohl immer angepriesen wird, wie gleichberechtigt unsere Gesellschaft ist, gibt es noch viel zu tun. Sei es bei Arbeit, Politik oder im Bildungsbereich – hier haben Frauen schlechtere Chancen.
Alexander Hoor (17), Meiningen
Frauen sind gleichberechtigt. Das Gehalt variiert je nach Beruf, aber es ist viel besser als bei unseren Großeltern. Unsere Vorfahren haben dafür gekämpft, das sollten wir für unsere Kinder auch tun.<br /> Vicky Milinovic (42), Schwarzach
Frauen sind gleichberechtigt. Das Gehalt variiert je nach Beruf, aber es ist viel besser als bei unseren Großeltern. Unsere Vorfahren haben dafür gekämpft, das sollten wir für unsere Kinder auch tun.
Vicky Milinovic (42), Schwarzach
In Österreich scheint die Emanzipation sehr weit fortgeschritten. Ich fühle mich in meinen Möglichkeiten einem Mann nicht unterlegen. Doch scheint dies in vielen Ländern nicht der Fall zu sein.  <br /> Victoria Wagner (19), Feldkirch
In Österreich scheint die Emanzipation sehr weit fortgeschritten. Ich fühle mich in meinen Möglichkeiten einem Mann nicht unterlegen. Doch scheint dies in vielen Ländern nicht der Fall zu sein.
Victoria Wagner (19), Feldkirch
Auch wenn sich gewiss einiges verbessert hat, kann man trotzdem noch klagen. Heutzutage kommt eine alleinerziehende Frau ohne Unterstützung kaum über die Runden.  Veronika <br /> Suntinger (53), Schwarzach
Auch wenn sich gewiss einiges verbessert hat, kann man trotzdem noch klagen. Heutzutage kommt eine alleinerziehende Frau ohne Unterstützung kaum über die Runden. Veronika
Suntinger (53), Schwarzach
Es kann und muss mehr für Gleichberechtigung getan werden. Gerade der Weltfrauentag ist ein Anlass, um aufzuzeigen, dass Frauen keineswegs gleichberechtigt sind – weder im Beruf noch im Leben. <br /> Anne Rauch (18) Rankweil
Es kann und muss mehr für Gleichberechtigung getan werden. Gerade der Weltfrauentag ist ein Anlass, um aufzuzeigen, dass Frauen keineswegs gleichberechtigt sind – weder im Beruf noch im Leben.
Anne Rauch (18) Rankweil

Chronologie

Vor 1900
1791: Olympe de Gouges veröffentlicht die „Erklärung der Rechte der Frauen“.

1792: Das Buch „Eine Verteidigung der Rechte der Frau“ der Engländerin Mary Wollstonecraft (1759-1797) sorgt für internationales Aufsehen.

Ab 1800: In diesem Jahrhundert setzt sich die erste Frauenbewegung gegen rechtliche, ökonomische und soziale Benachteiligung von Frauen ein.

Die Idee für nationale Frauentage entsteht in vielen Ländern.

In den USA feiern Sozialistinnen einen „National Women‘s Day“.

1879: Auguste Bebel schreibt: „Es gibt keine Befreiung der Menschheit ohne die soziale Unabhängigkeit und Gleichstellung der Geschlechter.“

1892: Die Lehrerin, Frauenrechtlerin und Sozialreformerin Auguste Fickert und die Schriftstellerin Irma von Troll-Borostyani rufen in Österreich erstmals zu einem Frauentag auf. Ihre Devise lautet: „Durch Erkenntnis zu Freiheit und Glück.“

Ab 1910
27. August 1910: Die II. internationale Sozialistische Frauenkonferenz (130 Delegierte aus 17 Ländern) beschließt in Kopenhagen (Dänemark) die Einführung eines jährlichen internationalen Frauentages. Dieser Tag soll auf die Interessen der Frauen und gegen Ausbeutung und Unterdrückung aufmerksam machen.

19. März 1911: Tausende Frauen demonstrieren in Österreich, Deutschland, Dänemark, Schweden, der Schweiz und in den USA für Gleichberechtigung. In Wien etwa ziehen rund 20.000 Frauen und Männer zum Rathausplatz. In den folgenden Jahren wird der Internationale Frauentag an unterschiedlichen Tagen im Frühling begangen.

1918: Frauen erhalten in Österreich das allgemeine und gleiche Stimmrecht.

8. März 1921: Der Internationale Frauentag wird von der II. internationalen Konferenz der Kommunistinnen auf den 8. März festgelegt. Er soll an die Textilarbeiterinnenstreiks in St. Petersburg 1917 erinnern.

1933 bis 1945
Der Internationale Frauentag wird in Österreich und Deutschland während der Herrschaft der Nationalsozialisten verunmöglicht. Gestärkt und ideologisch aufgeladen wird hingegen der Muttertag. Im Widerstand und in anderen Ländern wird jedoch weiterhin der Internationale Frauentag gefeiert. Inhaftierte des Konzentrationslagers Ravensbrück feiern den Internationalen Frauentag heimlich.

Nach 1945
1945: Die Charta der Vereinten Nationen von 1945 ist das erste internationale Dokument, das die Gleichberechtigung von Frauen und Männern anerkennt.

Ab 1946: Der Internationale Frauentag wird in Österreich und in vielen anderen Ländern wieder gefeiert.

1948: In Wien begehen rund 15.000 Frauen und Männer mit einer Demonstration den Internationalen Frauentag.

1972: Die UN-Generalversammlung erklärt das Jahr 1975 zum Jahr der Frau. Die erste Weltfrauenkonferenz wird in Mexiko einberufen. Die UN sieht die weltweite Benachteiligung von Frauen als umfassendes politisches Aufgabenfeld an.

1975: Erstmals wird der Internationale Frauentag auch von den UN offiziell gefeiert. Der 8. März wird für den Internationalen Frauentag in den UNO-Kalender der jährlich zu begehenden bedeutenden Tage aufgenommen.

Heute
Die Frauenbewegung kann auf großartige Erfolge gegen die Diskriminierung von Frauen verweisen. Weltweit sind jedoch viele Fragen der Gleichberechtigung ungelöst.

» Es maturieren und studieren inzwischen mehr Mädchen als Burschen.

» Die geschlechtsspezifische Berufs- und Schulwahl ist noch immer sehr ausgeprägt.

» Die Zahl der erwerbstätigen Frauen steigt seit Jahrzehnten kontinuierlich an. Die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern verringern sich jedoch kaum.

» Jede 5. Frau wird Opfer von Gewalt.