Johannes Huber

Kommentar

Johannes Huber

Stillstand in Tirol

Spezial / 28.04.2013 • 21:14 Uhr

Die Interpretation eines Wahlergebnisses ist abhängig von den Erwartungen. In der Tiroler ÖVP hatte man einen schweren Absturz befürchtet. Am Ende jubelte man daher, dass man mit Günther Platter „nur“ Verluste im Prozentbereich erlitten hatte.

Politiker sind ganz offensichtlich bescheiden geworden. Große Ziele? Fehlanzeige. Im Grunde genommen hat die gestrige Landtagswahl deutlich gemacht, dass es in Tirol insbesondere im bürgerlichen Lager seit fünf Jahren einen Stillstand auf niedrigem Niveau gibt.

2008 stürzte der Stimmenanteil der ÖVP um ein Fünftel auf 40,5 Prozent ab. Ausschlaggebend dafür war allein die Zerrüttung der Partei: Mit Fritz Dinkhauser hatte sich ein wortgewaltiger Arbeitnehmervertreter verselbstständigt und mit einer eigenen Liste 18,4 Prozent erreicht – auf Kosten der ÖVP.

Diesmal ist an die Stelle von Dinkhauser die Ex-ÖVP-Landesrätin Anna Hosp getreten und erreichte mit ihrer Liste jeden zehnten Wähler. Auch das war zum Schaden der ÖVP.

Die Tiroler ÖVP war und ist ihr größter Feind. Mitbewerber muss sie nicht weiter fürchten. Sozialdemokraten, Freiheitliche und Grüne begnügen sich mit Nebenrollen. Frank Stronach ist gar nicht so weit gekommen, die Wähler anzusprechen, weil er mit internen Auseinandersetzungen beschäftigt war. Würde an der Spitze der ÖVP also nur ein halber Erwin Pröll stehen, weit mehr als 50 Prozent wären ihr sicher.

johannes.huber@vn.vol.at, 01/317 78 34-10