Erfahrener Krisenmanager und Seelsorger

Spezial / 07.05.2013 • 20:03 Uhr
Liebt klassische Musik und Mutters Küche: Benno Elbs.
Liebt klassische Musik und Mutters Küche: Benno Elbs.

Mit Elbs besteigt ein pragmatischer Priester modernen Zuschnitts den Bischofssitz.

Feldkirch. (VN-tm) Wer ist dieser Mann eigentlich, für den sich selbst die Landesregierung direkt beim Nuntius verwendet hat? Der gerne wandern geht, sich von klassischer Musik berühren lässt und die Küche seiner Mutter Olga allen kulinarischen Verlockungen vorzieht?

Mann aus dem Volk. Der neue Bischof entstammt einer Langener Bauernfamilie. Sein Bruder Harald führt den Hof heute. Elbs hat sich dort bei seiner Mutter Olga einen privaten Rückzugsort geschaffen. Im Sommer packt er auch auf dem Feld mit an, wenn es die Zeit erlaubt.

Theologe und Therapeut. Nach Volksschule und Bundesgymnasium in Bregenz studierte Elbs Theologie – er schrieb die Doktorarbeit über das Bußsakrament – und später Logotherapie nach Viktor Frankl. Bis heute hört er als Priester die Beichte und ­betreut als Psychologe ­Patienten.

Offener Geist. Der neue Feldkircher Oberhirte hat ein Jahr lang in Paris studiert. An der Seine lernte er eine Kirche im täglichen Überlebenskampf kennen. Junge Gemeinschaften wie die „Fraternités de Jérusalem“ oder die „Congrégation St. Jean“, die der Kirche Leben geben, haben ihn tief beeindruckt.

In der Praxis erfahren. Nachdem ihn Bischof Bruno Wechner am 16. Mai 1986 zum Priester geweiht hatte, findet Elbs gute Lehrer: Seine seelsorglichen Sporen verdient er sich drei Jahre lang als Kaplan in Bregenz-Mariahilf. Der geradlinige und knorrige Pfarrer Otto Feurstein ist sein Mentor. Gleichzeitig tritt Elbs erstmals als Religionslehrer vor eine Schulklasse. Hans Fink ist sein Chef als Schulamtsleiter. Elbs findet Freude am Unterrichten. Er kann gut mit den Jungen. Im Herbst 1989 wird er Spiritual des Bregenzer Studieninternats der Diözese, Marianum. Ein Jahr später wird Elbs dort Rektor.

Ein ausgleichender Charakter. Elbs sucht die Konflikte nicht. Aber er hat schon viele gelöst. Sein ausgleichender Charakter wird vor allem nach der Ernennung des Opus-Dei-Priesters Klaus Küng zum zweiten Bischof von Vorarlberg wichtig. Bruno Wechner macht kein Hehl daraus, dass Küng nicht seine Wahl war. In der Diözese gärt es. Laien protestieren. Da tritt auch noch Pastoralamtsleiter Eugen Giselbrecht zurück. Küng bittet Benno Elbs, seine Nummer 3 zu werden. Eine schwere Entscheidung. Elbs nimmt nach ersten Bedenken an. Klaus Küng ernennt zudem Elmar Fischer zum Generalvikar.

In den Jahren nach diesem 1. September 1994 leitet Elbs das Pastoralamt der Diözese umsichtig und erwirbt sich Respekt. Als 1200 Gläubige 1994 in einem Zeitungsinserat für wiederverheiratete Geschiedene eintreten, findet Küng unter Elbs Beratung die richtigen Worte. Als Erzbischof Wolfgang Haas seine Liechtensteiner Laien 1998 für „entbehrlich“ erklärt, tritt Elbs dezidiert für die Vorarlberger Laien ein. In Absprache mit Klaus Küng krempelt Elbs das Pastoralamt um. Dem Priestermangel setzt er Seelsorgezentren entgegen. Die „Krisenintervention und Notfallseelsorge“ hebt er mit aus der Taufe. Zu seinen schwersten Stunden zählen wohl die Tage im Sommer 2003, als er seinen Vater Anton im Sterben begleitet.

Krisenerprobt. Als 2004 Missbrauchsskandale zweier Vorarlberger Priester die Öffentlichkeit erschüttern, gelingen Elbs nach monatelangem zähen Ringen Lösungen, die nichts beschönigen. Als Bischof Klaus Küng 2004 vom Papst überraschend nach St. Pölten gerufen wird, um den Scherbenhaufen rund um Bischof Kurt Krenn aufzukehren, rechnen viele mit Elbs als Nachfolger. Doch bestellt wird Elmar Fischer. Elbs sei zu jung, heißt es hinter den Kulissen. In den kommenden sechs Jahren arbeitet Benno Elbs als Bischofstellvertreter. Mit Walter Schmolly holt er erstmals einen Laien an die Spitze des Seelsorgeamts.

Heute ist der langjährige VN-Kommentator Elbs 52 Jahre alt. Die Krisen haben ihn reifen lassen. Nach dem Mehrerauer Abt Anselm van der Linde (42) ist er das jüngste Mitglied der Bischofskonferenz. Fast anderthalb Jahre lang hat er nun als Administrator die Diözese geleitet. Dass er zuletzt auch für Salzburg und Graz „gehandelt“ wurde, spricht als Kompliment für seine Fähigkeiten.

Die Vorarlberger dürften mehrheitlich froh sein, dass Papst Franziskus den Bregenzerwälder Seelsorger vor dem Arlberg belassen hat. ##Thomas Matt##

Zur Person

Benno Elbs

wurde von Papst Franziskus nach fast anderthalb Jahren Vakanz zum Bischof von Feldkirch ernannt.

Geboren: 16. Oktober 1960

Ausbildung: Theologie- und Psychologiestudium

Laufbahn: Priesterweihe 1986, drei Jahre Kaplan in Mariahilf, Spiritual und später Rektor des Studieninternats Marianum, Pastoralamtsleiter und später Generalvikar der Diözese Feldkirch.