Wilderer verschanzte sich auf Hof

Spezial / 17.09.2013 • 22:37 Uhr
Cobra, Polizei und das Bundesheer umstellten stundenlang den Bauerhof, auf dem sich Alois H. verschanzt hatte. Fotos: APA
Cobra, Polizei und das Bundesheer umstellten stundenlang den Bauerhof, auf dem sich Alois H. verschanzt hatte. Fotos: APA

Alois H. hinterließ auf seiner Flucht vor der Polizei ein Blutbad: Vier Einsatzkräfte sind tot.

Grosspriel. Der Transportunternehmer Alois H. (55) soll unauffällig in seinem niederösterreichischen Bauernhaus gelebt haben. Doch in seiner Freizeit sammelt er Vermutungen nach schwere Waffen, wildert Hirsche und trennt ihnen die Köpfe ab. Die Polizei will ihn festnehmen – und schätzt die Gefahr völlig falsch ein. Der Mann gerät außer Kontrolle: Auf seiner Flucht tötet der Alleinstehende einen Polizisten der Spezialeinheit Cobra, zwei Streifenbeamte und einen Sanitäter. „Eine unvorstellbare Bluttat“, sagt der fassungslose Polizeisprecher Johann Baumschlager.

Letztes Lebenszeichen

Den ganzen Dienstag über verschanzt sich Alois H. dann mit gefährlichen Langfeuerwaffen – die auch schusssichere Westen durchdringen – auf seinem Bauernhof. Er hält Hunderte Einsatzkräfte in Atem, das Militär rückt sogar mit Panzern an. Am Abend ist der Mann immer noch nicht gefasst, doch die Lage sei „unter Kontrolle“, versichert die Polizei in einer Pressekonferenz. Um 17.30 Uhr gab es das letzte Lebenszeichen: einen einzelnen Schuss.

Warum der mutmaßliche Wilderer – der nach Berichten auch Jagd- und Waffenschein besaß – derart ausrastete, ist noch völlig unklar. Auslöser des Blutbads könne die impulsive Persönlichkeitsstruktur der Mannes gewesen sein, sagte die Kriminalpsychiaterin Adelheid Kastne. Zudem sei Wilderei kein „wildromantisches Hobby“, sondern eine Möglichkeit, sich über geltendes Recht zu stellen. In der Folge fühle sich der unerkannte Täter überlegen und zöge positive Selbstbestätigung aus der Tat. Mindestens acht illegal getötete Hirsche könnten in den vergangenen Jahren auf das Konto von ­Alois H. gegangen sein – was die Polizei aber noch nicht direkt bestätigt. Der Täter schoss aus dem Auto, trennte jeweils den Kopf des Tieres ab und ließ den Körper achtlos am Straßenrand liegen.

Sofort Feuer eröffnet

In der Nacht auf Dienstag will die Polizei – die inzwischen eine Sonderkommission für den Fall gegründet hat – den Wilderer im Wald bei Annaberg endlich schnappen. Einen Verdacht gegen eine bestimmte Person gab es laut Polizei nicht. Alois H. durchbricht mit seinem Wagen die errichtete Straßensperre und eröffnet sofort das Feuer. Auf seiner Flucht zu seinem rund 60 Kilometer entfernten Wohnhaus in Großpriel bei Melk hinterlässt er eine blutige Spur. Insgesamt werden vier tote Einsatzkräfte beklagt. Allesamt waren Familienväter: Ein 38-jähriger Revierinspektor, der für die Cobra im Einsatz stand, zwei Polizisten (44 und 51 Jahre) und ein 70-jähriger Rotkreuz-Rettungssanitäter verloren ihr Leben.

Der Amokläufer hielt Hunderte Einsatzkräfte in Atem.
Der Amokläufer hielt Hunderte Einsatzkräfte in Atem.
Um 21.30 Uhr verließen die ersten Spezialfahrzeuge des Innenministeriums den großräumig abgesperrten Bereich.
Um 21.30 Uhr verließen die ersten Spezialfahrzeuge des Innenministeriums den großräumig abgesperrten Bereich.
Das Fahrzeug der Cobra-Beamten mit mehreren Einschusslöchern.
Das Fahrzeug der Cobra-Beamten mit mehreren Einschusslöchern.
Wilderer verschanzte sich auf Hof