Fassungslosigkeit nach Blutbad

Spezial / 18.09.2013 • 19:22 Uhr
Fassungslosigkeit nach Blutbad

Das Drama ist zu Ende. Viele Fragen bleiben. Warum mussten vier Menschen sterben?

Annaberg. Alois Huber ist tot. Seine Leiche wurde in einem Geheimkeller seines Anwesens gefunden. Der Waffennarr und Wilderer hat sich selbst gerichtet. Die Familie hat die Leiche mittlerweile identifiziert. Eine DNA-Analyse soll letzte Sicherheit bringen.

Alois Huber ist Transportunternehmer, ein Mittfünfziger, er soll unauffällig in seinem Anwesen, bestehend aus einem Herrenhaus, Vierkanthof und einer Lagerhalle, im kleinen Ort Großpriel gelebt haben. „Er war ein ganz ruhiger, angenehmer Nachbar“, erzählt sein Nachbar Johannes Lechner. Doch in seiner Freizeit sammelt Huber schwere Waffen, wildert Hirsche und trennt ihnen die Köpfe ab. Die Polizei will ihn festnehmen – und schätzt die Gefahr wohl falsch ein.

Der Mann gerät außer Kontrolle: Auf seiner Flucht tötet er einen Polizisten der Spezialeinheit Cobra, zwei Streifenbeamte und einen Sanitäter. „Eine unvorstellbare Bluttat“, sagt Polizeisprecher Johann Baumschlager. Nie zuvor sind bei einem einzigen Einsatz so viele Einsatzkräfte ums Leben gekommen. Das Land steht unter Schock.

Nach dem Blutbad mit vier Toten gibt es auch kritische Stimmen. Der Polizeieinsatz werde nun evaluiert, kündigte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, gestern an. Man habe die Gefährlichkeit des Täters jedoch nicht unterschätzt. Da in der Gegend bereits ein Mordversuch auf einen Jäger verübt worden war, sei auf das Einsatzkommando Cobra zurückgegriffen worden.

Der Verdächtige habe jedenfalls laut Kogler kein typisches Täterverhalten gezeigt, indem er sich nach dem ersten Angriff nicht vom Tatort entfernt habe. Mehrere Polizisten hatten sich um ihren angeschossenen Kollegen gekümmert und Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt. Der Verletzte wurde aus dem Gefahrenbereich hinter ein Fahrzeug gebracht, und auch das angeforderte Rettungsauto hätte als Barriere dienen sollen.

Doch bereits beim Zufahren der Ambulanz, die eindeutig als Sanitätsfahrzeug zu erkennen war, wurde ganz gezielt auf Höhe des Fahrers durch das Fenster geschossen. Das Projektil traf den 70-jährigen Sanitäter tödlich.

„Äußerste Brutalität“

Nach seiner Flucht, auf der zwei weitere Polizisten starben, verschanzte sich der schwer bewaffnete Täter auf seinem großzügigen Anwesen. Die Polizei belagerte es den Dienstag über mit Hunderten Einsatzkräften, das Militär half mit Panzern. Gegen Abend begannen die Beamten mit der Erstürmung und Durchsuchung der Gebäude, was Stunden dauerte.

Die Polizei hielt Alois H. für extrem gefährlich. Er sei ein sehr guter Schütze und habe immer gezielt auf Kopf und Brust seiner Opfer gefeuert, sagte der Cobra-Einsatzleiter. „Der Täter ist mit äußerster Brutalität vorgegangen“, sagte Baumschlager.

Im Keller wurde mittlerweile ein „umfangreiches Waffenarsenal im dreistelligen Bereich“ sichergestellt, sagte der stellvertretende Kommandant der Cobra, Oberst Walter Weninger. Im Zuge des Einsatzes habe der Wilderer von „vielen Waffen“ Gebrauch gemacht.“

Das Waffenarsenal des Vierfachmörders. Fotos: LPD NÖ, APA, Reuters
Das Waffenarsenal des Vierfachmörders. Fotos: LPD NÖ, APA, Reuters