Hoffnung darf nicht sterben

Spezial / 21.11.2013 • 17:27 Uhr

Viele Menschen wissen selbst nach einem halben Jahrhundert noch genau, wo sie am 22. November 1963 waren und was sie fühlten. Am Tag, an dem John F. Kennedy starb, ermordet von einem Attentäter im texanischen Dallas. Es war damals, wie nicht nur amerikanische Zeitungen schrieben, „der Tag, an dem die Hoffnung starb“.

Das vergangene halbe Jahrhundert der weitgehend posthumen und schon messianischen Verehrung von „JFK“ brachte noch einige zu politischen Lichtgestalten Erhobene zu Amt und Würden. Wie Kennedy-Bruder Robert, Martin Luther King, Nelson Mandela, und ja, auch Barack Obama. Der Stern mancher der Verehrten wird wohl auch nach viel mehr als einem halben Jahrhundert strahlen und belegen, dass die Hoffnung nicht sterben muss. Aber bei anderen wird die Geschichte lehren, dass die in sie gesetzten Hoffnungen letztlich nur weitgehend unerfüllt bleibende Wunschvorstellungen und Erwartungen waren.

Die Bilanz seiner nicht einmal dreijährigen Amtszeit ist in der Rückschau eine Mischung aus positiven und weniger positiven Entscheidungen. Kennedy setzte den Vertrag zum Verbot von Kernwaffentests durch, er ließ das vorbildhafte Entwicklungshilfe-Projekt des „Peace Corps“ gründen, er initiierte das amerikanische Mondlandungs-Programm und er setzte auf Bundesebene ein Verbot der Todesstrafe durch.

Zu den weniger rühmlichen politischen Aktionen von JFK müssen sein mehr als zögerliches Eintreten für die Bürgerrechtsbewegung und die Beendigung des Rassismus in den USA gezählt werden, die versuchte „Befreiung“ Kubas mit der Invasion in der Schweinebucht, die staatliche US-Unterstützung für mörderische (aber anti-kommunistische) Diktatoren und ihre Staatsstreiche, und auch die von ihm initiierte Eskalation der US-Beteiligung am Vietnam-Krieg.

Politik ist ein Geschäft des Auf und Ab, der Erfolge und der Misserfolge. Und Mörderhand verhinderte vor 50 Jahren, dass John F. Kennedy seinen politischen Lebensplan vollenden konnte. Die Hoffnungen vieler Menschen ruhen jetzt auf einem seiner Nachfolger, auf Barack Obama. Denn die Hoffnung darf nicht sterben.

Peter W. Schroeder, Washington