Herausforderung für UK-Wirtschaft

EU-Ausstieg für britische Unternehmen schwieriger als für Vorarlberger Exporteure.
Schwarzach. (VN-sca) Der Ausstieg aus der EU würde vor allem für die britische Wirtschaft teuer. Die London School of Economics hat eine Studie erstellt, welche die Auswirkungen untersuchte. Ihr Ergebnis: Zwar könnte Großbritannien 0,5 Prozent des Volkseinkommens, das derzeit an die EU geht, für sich behalten. Die Nachteile – weniger innereuropäischer Handel, höhere Steuern und Zölle – würden diese Einsparungen jedoch zunichtemachen. Die realen BIP-Einbußen liegen zwischen 25 und 70 Mrd. Euro. Auf EU-Ebene wäre der wirtschaftliche Schaden wesentlich geringer.
Für die Vorarlberger Wirtschaft ist Großbritannien mit einem Exportvolumen von rund 310 Millionen Euro der sechstgrößte Exportmarkt. Wirtschaftskammer-Direktor Helmut Steurer unterscheidet im Gespräch mit den VN zwei Gruppen von Unternehmen: „Unternehmen, die Produktionsstätten in Großbritannien haben, sind natürlich unmittelbar betroffen. Es gibt dann sicherlich eine Verunsicherung, besonders bei ausländischen Investoren“, betont er.
Die Auswirkungen auf die exportierende Wirtschaft halte er aber längerfristig für eher gering. Den Schwarzen Peter sieht er bei der britischen Wirtschaft, denn „sie müsste für ihre international orientierte Wirtschaft unendlich viele neue Handelsvereinbarungen verhandeln.“ Großbritannien ist für die Zumtobel Group mit 240 Millionen Euro Umsatz pro Jahr der wichtigste Absatzmarkt überhaupt. „Die letzten Monaten im Vorfeld zum Brexit-Referendum sind von einer steigenden Unsicherheit geprägt. Vor allem im projektbezogenen Renovierungsgeschäft sehen wir Verzögerungen bei der Abwicklung bestehender Aufträge beziehungsweise Verschiebungen von Bauprojekten“, sagt Zumtobel-Sprecherin Astrid Kühn. Allerdings verfügt die Zumtobel Group in Spennymoor (Nordengland) auch über ein großes Produktionswerk. „Eine schwächere Wirtschaft in UK und damit ein schwächerer Pfundkurs würden sich damit für uns positiv auf unsere Produktionskosten auswirken.“
Abwarten und Tee trinken wird Stefan Wehinger, Gesellschafter des Geothermie-Weltmarktführers Enercret mit Sitz in Röthis. „Wir machen mehr als die Hälfte unseres Umsatzes in England. Die Abstimmung wird deshalb entscheidend für den weiteren Verlauf des Geschäftes auf der Insel sein. Wichtig ist für uns, daß es rasch zu einer Entscheidung kommt, um Klarheit über den Wechselkurs zu gewinnen.“
Auswirkungen auf Exporte halte ich längerfristig für gering.
Helmut Steurer, WKV-Direktor
