Was unsere Existenz ausmacht

Spezial / 22.09.2016 • 21:48 Uhr
Das 20. Philosophicum Lech wurde am späten Donnerstagnachmittag offiziell eröffnet. Die Veranstaltung erfährt enormes Interesse. VN/Hofmeister
Das 20. Philosophicum Lech wurde am späten Donnerstagnachmittag offiziell eröffnet. Die Veranstaltung erfährt enormes Interesse. VN/Hofmeister

Das 20. Philosophicum ist eröffnet. „Über Gott und die Welt“ zu sprechen, ist so wesentlich, dass die Reihe bleibt.

Lech. (VN-cd) 250 Referenten, 28.800 Publikationsbände, 2100 Medienberichte, 400 Denk- und Diskussionsrunden: Diese Zahlen sollen das Ausmaß des Philosophicum Lech vermitteln, das heuer zum 20. Mal stattfindet. Die pragmatische, aber eindrückliche Zusammenfassung des äußeren Rahmens sticht zudem im besonderen Maß ins Auge, prangen die Zahlen doch auf den Taschen, die Besucher und Referenten für den Transport von Tagungsunterlagen und Mitschriften erhalten, also für das, worum es seit dem Herbst 1997 am Arlberg geht. Was der Schriftsteller Michael Köhlmeier gemeinsam mit dem Lecher Bürgermeister Ludwig Muxel initiiert hat, was Altlandesrat Guntram Lins somit in Gang setzte und seitdem von Konrad Paul Liessmann wissenschaftlich geleitet wird, stößt auf das Interesse jener, die nach Wissenserweiterung und Reflexion trachten, und dieser Kreis ist wesentlich größer als der Tagungsraum fassen kann. Die Reihe hat Zukunft.

„Ich habe positive Signale“, versicherte Muxel, für den das Philosophicum noch lange so weitergehen kann, im Gespräch mit den VN. Eines davon kam auch von Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser, der im Rahmen der offiziellen Eröffnung von der Wertigkeit einer Veranstaltung sprach, bei der über Orientierung diskutiert wird, und bei der wesentliche Fragen erörtert werden, denn, wenn die Angst vor wirtschaftlichen Problemen hinzukommt, dann sei es nicht weit zu einem Denkmuster, in dem das Fremde zur Gefahr hochstilisiert wird, die bekämpft werden soll.

Dass „Über Gott und die Welt“ zu sprechen, so der Titel der 20. Tagung, der spezielle Symposien zu Themen wie Krieg, Geld, die Definition des Ich bis hin zum Tier vorausgegangen waren, zwar die Gefahr der Beliebigkeit birgt, letztlich aber doch zum Kern führt, also zu dem, was den Menschen grundsätzlich betrifft, steht außer Zweifel. Die Vermittlung des Wertes der Philosophie schwingt in den nächsten Tagen mit.

Zugänglich machen

Im Besonderen unterstreicht dies auch Carlos Fraenkel. Der Philosophie-Professor in Montreal stellt philosophische Inhalte zu sozialen, politischen und geografischen Kontexten in Verbindung. Das reicht von den Bewohnern brasilianischer Slums bis zu Muslimen in Indonesien oder zu palästinensischen Lagern und kommt dann bei den großen Fragen der Menschen an, etwa was Gerechtigkeit heißt, ob es eine Rechtfertigung für Gewalt oder ob es ein göttliches Recht gibt. Der Nutzen der Philosophie, dem er sein jüngstes Buch widmet, ist konkret, denn wenn auch vieles im Abstrakten bleibt, werden die Themen durch die Abstraktion zugänglicher. Nebenbei sei erwähnt, dass bekannte Gottesbeweisthesen auch in dem dem Philosophicum vorgelagerten Magna-Forum zum Ausdruck kamen, und obwohl sie quasi uralt sind, zu hitzigen Debatten führten.

Als Vortragende sind Rüdiger Safranski, der Soziologe Heinz Bude, der Rechtsphilosoph Peter Strasser, die Pädagogin Käte Meyer-Drawe oder der Professor für Phänomenologie Lambert Wiesing sowie der Historiker Herfried Münkler und der Islam-Theologe Mouhanad Khorchide eingeladen, um wie Liessmann zu untermauern, wie konkret das weitläufig wirkende „Über-Gott-und-die-Welt“-Sprechen sein kann.

Von mir aus kann das Philosophicum immer weitergehen.

Bgm. Ludwig Muxel

Das 20. Philosophicum Lech
„Über Gott und die Welt.
Philosophieren in unruhiger Zeit“,
findet bis 25. September statt:
www.philosophicum.com