Rege Diskussion an Stammtischen

Spezial / 16.10.2017 • 00:09 Uhr
An den Stammtischen im Bregenzerwald waren vor allem der Absturz der Grünen und die Zugewinne der SPÖ im Land Thema.
An den Stammtischen im Bregenzerwald waren vor allem der Absturz der Grünen und die Zugewinne der SPÖ im Land Thema.

Wahlergebnis sorgte im Bregenzerwald für wenig Überraschung.

Bezau, Egg Sonntagabend im Bregenzerwald. Die Ergebnisse der ersten Hochrechnungen sind seit Kurzem bekannt. Bei Bier oder G’spritzem wird an den Stammtischen über den Ausgang, die Parteien und die Spitzenkandidaten diskutiert. Unter anderem an jenem des Gasthofs Hirschen in Bezau.

Gut informiert

„Das Ergebnis war zu erwarten“, sagt ein Einheimischer, der um seinen Namen genauso ein Geheimnis macht wie darüber, was er wenige Stunden zuvor tatsächlich angekreuzt hat. Der Mann mit dem weißen Hemd und der grauen Weste hat sich bereits umfassend über das Bundes- und das Gemeindeergebnis informiert. Überraschend sei gewesen, dass die SPÖ so gut abgeschnitten habe. Dass „die Blauen“ zulegen, sei zu erwarten gewesen. Und auch, dass die Grünen „so absacken“. Zweitere hätten eben kein richtiges Aushängeschild mehr, meint ein weiterer Stammgast. „Das war wohl die Retourkutsche für die Präsidentenwahl“, fügt ein anderer hinzu, der sich als ÖVP-Stammwähler outet. Dann trinkt er einen kräftigen Schluck Bier und lehnt sich in der Eckbank der Gaststube zurück.

In den vergangenen Wochen sei am Hirschen-Stammtisch natürlich immer wieder über die Wahl diskutiert worden, erzählen die Anwesenden. Sowohl über das Thema „Dirty Campaigning“ als auch über die verschiedenen TV-Auftritte der Spitzenkandidaten. „Das ganze Wahlspektakel war aber grundsätzlich viel zu viel. Je länger der Wahlkampf gedauert hat, umso verwirrter und verunsicherter wurde man“, heißt es weiter. Außerdem werde das Geplänkel mit der Zeit langweilig. Wie aufs Stichwort wenden sich die Lokalbesucher dann auch schon wieder anderen Themen zu.

Erwartungsgemäß

Auch im rund zwölf Kilometer entfernten Egg ist das Wahlergebnis an diesem Abend eher Nebensache. „Alles ist erwartungsgemäß ausgegangen“, ist sich eine ältere Lokalbesucherin sicher. Genauso wie die Stammtischbesucher in Bezau will auch hier niemand seinen Namen in der Zeitung lesen. Ihre Meinung tun aber manche gerne kund, um zur Zeichnung eines Stimmungsbilds beizutragen. „Christian Kern ist wirtschaftsorientiert und macht seinen Job gut“, sagt ein Mann mit leicht ergrautem Haar. Er zeigt sich daher auch wenig überrascht, dass die SPÖ in Vorarlberg zulegen konnte. Auch die Stimmenverluste der Grünen wundern ihn aufgrund der parteiinternen Unstimmigkeiten wenig. Viele hätten wohl auch aus taktischen Gründen Rot gewählt, meint eine weitere Lokalbesucherin. „Wenn jetzt wieder Rot und Schwarz kommt, hätte man sich die ganzen Wahlkosten eigentlich sparen können“, fügt die Frau mit den hochgesteckten Haaren noch hinzu. Ausgetauscht werde dann ja nur der Bundeskanzler. „Mir gefällt, dass mal ein junger Politiker regiert“, meint ein weiterer älterer Lokalbesucher. „Wahrscheinlich haben viele Frauen deswegen Sebastian Kurz gewählt“, sagt seine Tischnachbarin noch und lacht. Kurz danach wenden sich die Lokalbesucher auch hier wieder anderen Themen zu.

„Je länger der Wahlkampf gedauert hat, umso  verunsicherter wurde ich.“