„Sportrechte sind wie Bitcoins“

ORF will Bundesliga-Highlight-Sendung ab Herbst, innovative Veränderungen geplant.
Schwarzach Neue Wege, neue Ideen sind gefragt, das weiß auch ORF-Sportchef Hans-Peter Trost. Im Bieten um internationale Sportrechte rutschen erhoffte Zuschläge immer mehr wie Bitcoins durch die Finger. In Sachen Fußball heißt das konkret: In der Bundesliga soll eine Highlight-Sendung ab Herbst die Livespiele ersetzen, die Rechte für die 2. Liga will er, wohl zusammen mit Laola1.at, und auch noch mehr Regionalität.
Wie sehr schmerzt der Gedanke, die Champions League mit Ende der Saison verloren zu haben, angesichts der dramatischen Spiele in dieser Woche?
Trost Keine Frage, die Champions League ist nicht zu ersetzen. Es schmerzt natürlich, Spiele wie Roma gegen Barcelona oder Real gegen Juventus nicht mehr zeigen zu können. Aber die Realität ist, der ORF kann sich die Summen dafür nicht mehr leisten. Wenn man liest, dass die FIFA ein Milliardenangebot für die Klub-WM vorliegen hat, kann sich jeder vorstellen, was auf dem Sportrechtemarkt momentan los ist. Wir versuchen, ein breites Spektrum abzudecken. Derzeit sind es 70 Sportarten. Das Spannungsfeld ist also enorm, die Anforderungen ebenfalls.
Sie vergleichen den Sportrechtemarkt mit Bitcoins?
Trost Das ist doch die Problematik, du weißt nie, ob der Wert steigt oder fällt. Nehmen wir das Frauen-Nationalteam. Bis zur EM-Endrunde interessierten die Spiele niemanden. Der Erfolg hat dann alles verändert. Unsere Strategie beim Erwerb von Sportrechten ist stark nach Österreich-Bezug gerichtet. Wir können auch ein attraktives Paket anbieten. So haben wir die Olympischen Spiele bis 2024 im Programm, was für einen öffentlich-rechtlichen Sender nicht selbstverständlich ist.
Wie viel hat dieses Paket den ORF gekostet?
Trost Über die Summe ist Stillschweigen vereinbart. Es ist gerade noch akzeptabel, so viel kann ich verraten. Wir haben auch die Formel 1 bis 2019 und im Wintersport die Alpinen und Nordischen. Und wir verfügen über die Rechte der Fußball-Nationalteams für die nächsten vier Jahre. Das beinhaltet alle A-Teams plus einem frei wählbaren Nationscup-Paket von zehn Spielen. Dazu gehören auch das U-21 und die weiteren Nachwuchsteams sowie das Damennationalteam. Vor dem Abschluss steht auch ein neues Cuppaket, wo wir unsere Übertragungen intensivieren wollen.
Bleiben wir beim Fußball. Ab Sommer ist die Champions League weg, dann gibt es keine Europa League und auch bei der Bundesliga ist der ORF raus. Wie stark sind die Bemühungen für eine Highlight-Sendung in der Bundesliga?
Trost Lange war ich vorsichtig optimistisch, jetzt bin ich schon sehr positiv gestimmt. Unsere Bemühungen stehen vor einem Abschluss. Es wird am Samstag und am Sonntag eine „Hardcore“-Fußballsendung geben. Die geplanten Zeiten sind jeweils um 19.30 Uhr
Und wie sind die Planungen für den regionalen Fußball?
Trost Beim Landesligaspiel GAK gegen St. Anna/Aigen hatten wir eine Quote von 53.000 meist jüngeren Zuschauern. Es ist natürlich eine eigene Geschichte und ersetzt nicht die Champions League. Im Juni (Anm. d. Red.: 10.) sind wir dann ja auch in Vorarlberg beim Spiel SW Bregenz gegen Feldkirch.
Wie ist Ihr Zugang zur neuen 2. Liga?
Trost Wir haben um die Rechte mitgeboten. Falls wir den Zuschlag bekommen, wollen wir mit ein paar Innovationen punkten. Fußball allein wird zu wenig sein. Meine Idee ist es, die Zuschauer mehr einzubinden.
Was ist angedacht?
Trost Wir wollen den Live-Event gezielt auf ein junges Publikum ausrichten und einen anderen Zugang zum Fußball bieten. Da ist zum einen die Möglichkeit, Schiedsrichter oder Trainer zu verkabeln oder auch aus der Kabine zu senden. Den Versuch mit einem Schiedsrichter haben wir bereits einmal mit Genehmigung der Bundesliga durchgeführt. Wir haben dann das Spiel ohne Kommentar, nur mit dem Liveton einen Tag später nachgereicht und haben bis zu 30.000 Zuschauer gehabt. Wichtig ist klarerweise, dies seriös zu machen. Mittels Datenjournalismus könnten wir zudem die Zuschauer miteinbinden. Etwa, dass sie ihre Meinung zu den Analysen eines Experten platzieren können.