Der Altacher Schleudersitz

Altach-Kapitän Philipp Netzer hat schon viele Trainer erlebt. Die Zukunft von Nummer sieben ist ungewiss.
Altach Klaus Schmidt blickt in die Runde. Lässig gekleidet, Jeans, T-Shirt, die Jeansjacke über den Stuhl gehängt. Es ist Pressekonferenz. Der 50-jährige Trainer spricht über den nächsten Gegner Rapid Wien, über dessen Stürmer und die Chancen seines SCR Altach am Sonntag im Rapid-Stadion. Flankiert von Christian Gebauer und Jan Zwischenbrugger berichtet Schmidt über die Kadergröße mit den Rückkehrern Philipp Netzer, Louis Mahop, Marco Meilinger, Bernhard Janeczek und Volkan Akyildiz. „Ich kann 18 Spieler nach Wien mitnehmen. Das ist schon eine gute Nachricht.“ Über seine eigene Zukunft spricht Klaus Schmidt nicht; er kennt sie nicht. „Ich gehe davon aus, dass ich im Flieger nach Wien sitzen werde“, ist das einzige, was er weiß. Vergangenen Sonntag habe er in einem zweistündigen Gespräch Altach-Präsident Karlheinz Kopf (60) seine Sicht der Dinge erläutert. Von einer Entscheidung wisse er nichts.
Ein Kapitän, sieben Trainer
Liegt es an Altach? Liegt es an den Trainern? Laut den Zahlen zählt der Trainerstuhl des SCR Altach zu den Schleudersitzen der Republik. Seit dem Abstieg 2009, als Adi Hütter (48) die Mannschaft übernahm, haben im Schnabelholz sieben Trainer die Betreuerbank geschmückt. Einer davon – Damir Canadi (48) – blieb drei Jahre, Hütter selbst auch beinahe. Macht fünf Trainer in etwas mehr als drei Jahren. Philipp Netzer (32) kennt sie alle. Der Kapitän kam mit Adi Hütter, Andreas Lienhart und Martin Kobras im Sommer 2009 ins Schnabelholz. „Sieben Trainer waren das schon? Dessen war mir gar nicht bewusst“, gesteht Netzer. Er relativiert: „Werner Grabherr durfte wegen der Lizenz nicht länger, bei Edi Stöhr war ein längeres Engagement gar nicht geplant. Die zählen also nicht.“
Als Spieler sei man von den ständigen Trainerwechseln nicht begeistert. „Ein Trainer möchte seine Spielweise einbringen, das braucht Zeit. Auch Spieler benötigen Zeit, um sich an die Taktik anzupassen“, fährt Netzer fort. „Wenn es nicht läuft, ist der Trainer das schwächste Glied. Das ist so im Fußball, was ich aber nicht gutheiße.“ Im Gegenteil, wie Netzer betont: Spieler sollten mehr in die Pflicht genommen werden. „Aber es ist sich jeder Trainer bewusst, dass es so ist, wie es ist.“ In die aktuelle Diskussion möchte sich der Kapitän nicht einmischen. Allerdings müsse immer auch die Situation bedacht werden. Schließlich hätte Altach in diesem Frühjahr teilweise mit 13 Spielern trainiert. Philipp Netzer betont: „Das ist nicht einfach. Weder für den Trainer noch für die Spieler.“
Dieses Argument hat auch der Trainer im Gespräch mit dem Präsidenten gebracht, wie Schmidt berichtet. „Es ist eine sehr schwierige Zeit mit vielen Verletzten“, erzählt der Trainer und ergänzt: „Ich sehe die Mannschaft die ganze Woche. Man muss die Arbeit übers ganze Jahr sehen, das komplette Paket beurteilen.“ Und wenn er sich dieses Paket ansehe, habe er seinen Job gemacht. Fans und Zuschauer, die am Wochenende auf der Tribüne stehen, sähen das vielleicht anders.
Altach muss Rang sieben erreichen, damit sich Schmidts Vertrag verlängert. Bei drei Punkten Rückstand und ausständigen Spielen gegen Rapid und Sturm Graz dürfte dies ein schwieriges Unterfangen werden. Der Verein wird sich jedenfalls bald entscheiden müssen, was mit Netzers siebtem Trainer geschieht; oder ob er bald von Nummer acht trainiert wird.
„Nicht der Trainer, sondern die Spieler sollten mehr in die Pflicht genommen werden.“
