Handball: Neocoach Burger will das Sieger-Gen von früher reaktivieren

Sport / 23.03.2019 • 15:30 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Handball: Neocoach Burger will das Sieger-Gen von früher reaktivieren
Markus Burger hatte lediglich elf Tage Zeit seit seiner Amtsübernahme, um die Spieler auf die Graz-Partie einzustellen. HB Bregenz

Der 54-jährige Bregenzer feiert am Samstag im Heimspiel gegen Graz seine Premiere als Cheftrainer des Rekordmeisters.

Bregenz Exakt elf Tage nach der Bestellung zum Cheftrainer feiert Markus Burger am Samstag (19 Uhr) im Heimspiel gegen Graz sein Debüt auf der Kommandobrücke des nationalen Rekordmeisters. Für den 54-jährigen gebürtigen Bregenzer geht mit der Übernahme des Traineramtes bei seinem Stammverein ein sportlicher Lebenstraum in Erfüllung. Im VN-Interview gewährt Burger, der von der Jugend bis zur Staatsliga B insgesamt 23 Jahre als Aktiver und von 1999 bis Sommer 2008 als Co- und Unter-21-Trainer in Bregenz tätig war, Einblick in seine Pläne und Ziele in der bis Sommer 2021 dauernden Zusammenarbeit.

Wie waren die Reaktionen auf deine Bestellung zum Bregenz-Trainer?

Ehrlich gesagt war es für viele Leute doch eine Überraschung. Doch alle, egal ob im Familien- oder Freudeskreis oder die Arbeitskollegen haben sich mit mir gefreut und mir gratuliert. Daneben gab es von vielen Wegbegleitern in der Handballszene viele positive Signale, über die ich mich gefreut habe, und die ich als zusätzliche Motivation für die Aufgabe sehe.

Wie sind die Reaktionen deiner neuen Mannschaft ausgefallen?

Nach den Ansprachen der Vereinsverantwortlichen beim ersten Training habe ich in aller Kürze der Mannschaft meine Vorstellungen und Ziele genannt. Ein großer Vorteil war sicherlich der Umstand, dass ich alle Spieler seit vielen Jahren kenne. Gleichzeitig habe ich klar und deutlich gemacht, dass für so einen Wechsel nicht nur der Trainer allein verantwortlich gemacht werden darf und die Spieler eindrücklich daran erinnert, dass auch sie ihren Teil beigetragen haben, und genauso gefordert sind, die Trendumkehr einzuläuten. Ich habe den Spielern klar zu verstehen gegeben, dass es auch in dieser Saison noch Ziele zu erreichen gibt und sie dafür jeden Tag hart arbeiten müssen.

Wie lauten deine kurzfristigen Ziele mit Bregenz?

In erster Linie erachte ich es als meine Aufgabe, der Mannschaft zu helfen und sie in jedem Training als Team stärker zu machen. Bezüglich Ziele will ich gar nicht weit vorausdenken, sondern von Spiel zu Spiel schauen. Erstes Etappenziel ist es, in den ausstehenden drei Spielen gegen Graz, in Hard und gegen West Wien die beste Ausgangslage für die K.-o.-Runde zu schaffen.

Sind Veränderungen im Spielsystem oder in der Zusammenarbeit angedacht?

In so einer Phase der Meisterschaft sind keine gravierenden Änderungen im Spielsystem möglich. So etwas würde nur zusätzliche Unruhe erzeugen. In erster Linie geht es darum, die eingeschlagene Spur zu korrigieren und die Abläufe zu schärfen. Mit einem Playbook habe ich die bestehende Taktik eruiert und geringfügige Änderungen vorgenommen. Daneben versucheich, in Gesprächen mit der Mannschaft, aber auch mit einzelnen Spielern, vor, während und nach dem Training neue Reize zu setzen. Jeder im Team bekommt seine Chance, sich zu beweisen. Ich denke, im mentalen Bereich sind sicher am schnellsten Verbesserungen möglich. Dabei versuche ich auch etwas von dem Sieger-Gen der früheren Jahre zum Leben zu erwecken und den Jungs diese Erinnerungen zu vermitteln.

Wird es zu einer neuen Rollenverteilung kommen?

Ja, aber auch hier heißt es viele kleine Schritte zu setzen. Die Mannschaft ist bemüht, doch man kann nicht von einem Tag zum anderen alles komplett umkrempeln. Wichtig wird sein, ruhig zu bleiben und den Kopf nicht zu verlieren. Die Mannschaft muss wieder das Vertrauen finden und an ihre Stärken glauben. Um dies möglichst schnell zu realisieren, wird es sicher im Angriffs- und Abwehrverhalten zu Adaptierungen kommen, die ich aber nicht öffentlich preisgeben werde. Jeder Einzelne im Team ist gefordert, seinen maximalen Beitrag dazu beizutragen, damit die Mannschaft ein neues Gesicht bekommt. Wir werden dabei sicher nicht alles richtig machen – aber wir werden gemeinsam kämpfen und versuchen, das Beste aus der Situation herauszuholen.

Bereits im zweiten Spiel wartet die Rückkehr nach Hard, an deine ehemalige Erfolgs- und Wirkungsstätte. Macht du dir darüber Gedanken oder nimmst du es so, wie es kommt?

Ehrlich gesagt freue mich sehr auf das Wiedersehen. In den Jahren als Hard-Trainer habe ich viele Freunde und tolle Menschen kennengelernt. Es gibt viele Spieler, die ich über die Jahre trainieren durfte und die sich toll entwickelt haben – sowohl als Spieler wie als Mensch. Diese Zeit hat mir viel gegeben. Und an der persönlichen Zielsetzung hat sich auch nichts geändert: Als Trainer ist es immer mein Ziel, das Spiel zu gewinnen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich wie früher in Hard oder eben jetzt in Bregenz an der Seitenlinie stehe.

Was würdest du als größte Veränderungen deiner Person von 2008 zu jetzt bezeichnen?

Neben dem Umstand, dass ich elf Jahre älter geworden bin, sicher die Tatsache, dass ich in vielen Dingen reifer und erfahrener geworden bin. Ich habe unglaublich viele Erfahrungen in alle Richtungen gemacht und sehe viele Dinge jetzt aus einem ganz anderen Blickwinkel. Sicher nicht mehr so verbissen wie früher. Das soll aber nicht heißen, dass ich deshalb meine persönlichen Ansprüche nach unten geschraubt habe. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, mit Geschehnissen aus der Vergangenheit abzuschließen und nach vorne zu schauen. Sport hat eine unglaubliche Faszination, weckt Emotionen, bringt Freud und Leid und weckt Teamgeist und Kameradschaft. Und trotzdem ist es nur die schönste Nebensache, denn die fundamentalen Dinge spielen sich auf einer anderen Ebene ab.

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