Holpriger Start, genialer Abschluss

2019 war für Tennis-Ass Philipp Oswald die erfolgreichste Saison seiner 15-jährigen Profikarriere.
Dornbirn Auf beeindruckende Zahlen kann Vorarlbergs Tennis-Ass Philipp Oswald in diesem Kalenderjahr verweisen. Der 33-jährige Feldkircher hat in den letzten 300 Tagen an insgesamt 27 Turnieren teilgenommen. Imponierend dabei der ökologische Fußabdruck, den Vorarlbergs einziger Top-50-Spieler in der Tennis-Weltrangliste hinlassen hat: Um an den Wettkämpfen in 19 Ländern auf allen Kontinenten teilzunehmen, brachte es Oswald auf knapp 120.000 Flugkilometer und legte zudem über 9000 Kilometer im Auto und knapp 7500 Kilometer im Zug zurück. „Ich war selbst etwas erstaunt, dass die Reisen so eine Dimension haben. Dabei habe ich gar nicht an allen Turnieren, die möglich gewesen wären, teilgenommen“, erklärt der aktuell auf Position 43 in der ATP-Doppel-Rangliste Geführte.
Fokus auf das Doppel
Die Ursache, trotz der beachtlichen Weltranglistenposition nicht an allen Turnieren teilnehmen zu können, liegt an der Möglichkeit der Doppelpartner: „Ich habe in dieser Saison mit 13 verschiedenen Partnern aus elf Ländern zumindest ein Turnier gespielt. Bedingt durch das Punktesystem, aber auch durch die wesentlich geringeren Verdienstmöglichkeiten gibt es eigentlich m Vergleich zur Anzahl an aktiven Tennisprofis nur sehr wenige Spieler, die sich so wie ich ausschließlich auf das Doppel konzentrieren. Trotz dieser Umstände bereue ich den vor knapp zehn Jahren gefassten Schritt nicht, mich auf das Doppel zu fokussieren“, betont der Feldkircher, im Dezember 2009 immerhin Nummer 206 der Einzel-Weltrangliste.
Sechs Turniersiege 2019
Dass das aktuelle Kalenderjahr zur erfolgreichsten Saison seiner Karriere wurde, lag an der imponierenden zweiten Saisonhälfte. „Abgesehen von der Halbfinalteilnahme mit Jürgen Melzer beim ATP-250-Turnier in Marseille verliefen die ersten vier Monate alles andere als nach Wunsch.“ Den ersten Lichtblick gab es dann mit den Siegen zusammen mit Filip Polasek bei den Challengerturnieren in Rom und Lissabon. Zusammen mit dem Slowaken stockte Oswald dann im Juni mit den Turniersiegen in Prostejov und Antalya seine persönliche Bilanz auf nunmehr 33 Challengertitel, davon 13 zusammen mit dem Wolfurter Martin Fischer zwischen 2008 und 2012, auf.
Im Juli gelang dann der Durchbruch: Zunächst mit dem Tschechen Roman Jabavy der erstmalige Achtelfinaleinzug in Wimbledon, dann die Siege bei den ATP-250-Turnieren in Umag (mit Robin Haase), das Finale in Gstaad und der Triumph in Kitzbühel, jeweils an der Seite von Jebavy. „Eigentlich war es ein Zufall, dass ich mit Roman zusammengekommen bin. Wir haben uns von der ersten Sekunde an gut verstanden, haben harmoniert und waren extrem erfolgreich. Leider hat sich Roman bereits zuvor entschieden, nach Kitzbühel mit einem anderen Partner die Saison zu Ende spielen, und ich war wieder gezwungen, mich an die Partnerbörse zu begeben.“
Bei den folgenden Turnieren in China, Tokio, Moskau und zuletzt in der Wiener Stadthalle war Oswald dann zusammen mit dem um vier Jahre jüngeren Neuseeländer Marcus Daniell im Einsatz. „Wir haben einmal zusammen trainiert, und beim anschließenden Small Talk war dann schnell klar, dass wir auf derselben Wellenlänge liegen und uns gut ergänzen. Nach den Halbfinalteilnahmen in Moskau und Wien haben wir uns an einen Tisch gesetzt und beschlossen, zusammen in die kommende Saison zu starten. Ich bin extrem froh darüber und erhoffe mir schon, dass wir so richtig durchstarten werden.“
Nach insgesamt knapp 2000 Weltranglistenpunkten und knapp 140.ooo Dollar (Anm.: Bruttobetrag vor Abzug der Steuern) an Preisgeldern wollten Oswald und Daniell eigentlich nach dem Stadthallenturnier die Saison beenden. „Marcus hatte seinen Rückflug nach New York, wo er lebt, bereits gebucht, und ich habe meine Schläger unserem Masseur und Arzt für eine Charity-Verlosung übergeben. Als wir dann am letzten Abend ins Hotel gekommen sind, kam der Anruf, dass wir beim ATP-1000er-Turnier in Paris in den Hauptbewerb gerutscht sind. So haben wir die geplante Trainings- und Aufbauphase um eine Woche nach hinten verschoben und werden noch in Paris antreten.“
In freudiger Erwartung
Privat fiebert Oswald nach der erfolgreichsten Saison in der Trainingspause einem ganz besonderen Ereignis entgegen. Ehefrau Linda erwartet in den nächsten zwei Wochen ein Baby. „Natürlich freut man sich als Profisportler, wenn man die erfolgreichste Saison hinter sich gebracht hat. Doch das anstehende Ereignis ist damit nicht zu vergleichen. Wenn man praktisch das gesamte Jahr über ohne Partnerin unterwegs ist, bekommen Vaterfreuden zusätzlich noch eine ganz besondere Bedeutung. Ich freue mich sehr, hoffe, dass alles gutgeht und ich als Papa dann ab Jänner den sportlichen Höhenflug fortsetzen kann.“
„Ich habe aufgehört zu zählen, mit wie vielen verschiedenen Partner ich gespielt habe.“



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