Darum fühlt sich Austria Lustenau in Außenseiterrolle wohl

Auf dem Weg ins Cupfinale 2011 eliminierten die Grün-Weißen sogar zwei Bundesligaklubs.
Lustenau Austria Lustenau gegen Red Bull Salzburg oder David gegen Goliath. Vor dem ÖFB-Cupfinale morgen Abend (2.45 Uhr/live auf ORF1) sind die Fronten klar gezeichnet. Auf der einen Seite die Austria als Tabellensiebter der 2. Liga, auf der anderen das schier übermächtige Salzburg – im Herbst duellierten sich die Mozartstädter noch mit dem FC Liverpool in der Champions League. Alleine diese Konstellation verleitet zu sagen: Der Cupsieger 2020 heißt Red Bull Salzburg. Aber obacht! Der Fußball schreibt bekanntlich besondere Geschichten. Siehe eben Austria Lustenau. Auf dem Weg ins Finale 2011 räumte die damals von Edi Stöhr trainierte Mannschaft im Viertelfinale den aktuellen Tabellenführer der Bundesliga Austria Wien mit 4:0 auf fremden Platz aus dem Weg. Im Halbfinale, ebenfalls auswärts angetreten, besiegte man erneut als krasser Underdog Bundesligist Kapfenberg mit 2:1. Also historisch gesehen, kennt man im Lager der Austrianer die Außenseiterrolle gut, man kann sogar davon sprechen, sie liege den Lustenauern. Zudem hat man allein mit dem zweiten Einzug in das Finale in Klagenfurt (Freitag, 20.45 Uhr) bereits Historisches geschafft – einziger Klub in der Geschichte des Bewerbes, der es als Nicht-Oberhaus-Verein zweimal ins Endspiel geschafft hat. Dass in Cupspielen nicht immer der haushohe Favorit gewinnen konnte, zeigt in Blick in die Geschichtsbücher des Cups. Und macht definitiv Mut.
„Es ist im Fußball so, dass der David manchmal auch gegen den Goliath gewinnen kann.“
Bernd Bösch, Vorstandssprecher Austria Lustenau
Auch der „Wödmasta“ verlor Finale als Favorit
Insgesamt kam es im Titel-Endkampf bisher elfmal zum Duell „David gegen Goliath“. Der Ausgang des Duells entsprach in der Folge aber keinesfalls immer der Papierform. 1988 besiegte der Kremser SC unter Ernst Weber den von Trainerlegende und „Wödmasta“ Ernst Happel betreuten FCS Tirol in Hin- und Rückspiel bei 2:0 und 1:3 dank der Auswärtstorregel. Nur drei Jahre später wiederholte der damals von Willi Kreuz gecoachte SV Stockerau die Sensation mit einem 2:1-Finalsieg über Rapid mit Trainer Hans Krankl und nationalen Aushängeschildern wie Andreas Herzog, Goalie Michael Konsel oder Peter Schöttel. Schließlich feierte der FC Kärnten 2001 unter Walter Schachner gegen den FC Tirol einen 2:1-Sieg nach Verlängerung.

Vorbild Düdelingen
Noch viel überraschender kam 2013 der Triumph des FC Pasching, der den seit 1946 als gesamtösterreichischer Bewerb ausgespielten Cup als bisher einziger Drittligist für sich entscheiden konnte. Die Oberösterreicher besiegten damals die Wiener Austria mit 1:0. „Es gibt immer wieder Beispiele“, sagte Lustenaus Sport-Vorstand Bernd Bösch. „Heuer war etwa der Aufstieg von Saarbrücken als Viertligist im DFB-Cup-Viertelfinale gegen Düsseldorf (Anm.: 7:6 i.E.) die größte Sensation. Wir wissen auch, was Düdelingen (Anm.: CL-Quali-Aufstieg gegen Salzburg 2012) geschafft hat, oder Pasching, oder vor vielen Jahren Stockerau. Es ist im Fußball so, dass der David manchmal auch gegen den Goliath gewinnen kann.“ Als bisher einziger Verein aus dem Ländle im Endspiel stehend, gelang Lustenau bei der Premieren-Finalteilnahme am 26. Mai 2011 keine Überraschung. Der damalige Bundesligist SV Ried behielt im Wiener Ernst-Happel-Stadion durch zwei Tore von Markus Hammerer mit 2:0 die Oberhand.