Golf: Es geht um mehr als um 18 Löcher

Golfamateur Igor Hänel empfahl sich für ein Stipendium an der Universität in Phoenix.
Hard Es dreht sich im Leben von Igor Hänel sehr viel ums Golfen. Frank und frei sagt der 23-Jährige aus Hard aber auch: „Statt die ganze Woche als Profi auf dem Platz zu stehen, spiele ich lieber nur vier Tage. Und bin dann dafür mit Lust und Freude unterwegs.“ Der Student mit dem Fach Kommunikation ist gerade dabei, seinem Lieblingssport eine neue Richtung zu geben. Nach zwei Jahren am College im kalifornischen Santa Barbara, einem positiven Schulabschluss und sehr guten Turnierergebnissen folgt er im Herbst dem Ruf der Ottawa Universität in Phoenix.
In Amerika ging der Knopf auf
Es waren zwei Siege, drei zweite Plätze und mit einer Ausnahme immer Top-Ten-Resultate bei den acht Starts mit dem High-School-Team von Santa Barbara, auf die Hänel zurückblicken kann. „Ich habe auf hohem Amateurniveau gespielt“, sagt Hänel. „Im Durchschnitt komme ich mit 72,3 Schlägen über die Runde, in der Liga war ich damit unter den Top fünf.“ Es sei ein Privileg gewesen, auf den schönsten Golfanlagen von Kalifornien zu spielen. Dort, wo auch Tiger Woods und andere Größen anzutreffen sind. Mit Vater Hannes Rothmeyer gestaltete er die Vorbereitung in Europa, spielte bei Landesmeisterschaften, sowie Turnieren in Luxemburg (Platz sieben)und Tschechien (51.). „Der Knopf ist mir dann in Amerika aufgegangen.“
Die Konfiguration für den Sport war für Hänel vorgezeichnet. „Ich habe in der Jugend Handball beim HC Hard und Tennis gespielt. Zum Golfen hat mich der Papa mitgenommen. Ich habe schnell gemerkt, dass mir dieser Sport mehr gibt.“ Michael Vonbank und Lucas Hepberger gehören zu den guten Freunden der frühen Phase, als erster Lehrmeister neben Vater Hannes stand dem groß gewachsenen Talent beim GC Riefensberg Pro Walter Partel zur Seite.
Mit knusprigen 14 Jahren ging es in das Golf College nach Lindfield in der Nähe von London. Dort hieß der Mentor Dennis Pugh, eine absolute Koryphäe im Golf. „Ich habe die Sportart von innen kennengelernt. Wichtig war es zu verstehen, dass es um mehr geht, als nur 18 Löcher zu spielen. Es war ein Privileg, mit 40 der besten Nachwuchsspieler Europas die Materie kennenzulernen.“
Zurück in der Heimat kam während der Zeit als Zivildiener in Wien ein Aha-Erlebnis. „Ich habe gemerkt, dass mir ohne das Golfspiel etwas in meinem Leben fehlt.“ Jede freie Minute verbrachte er auf dem Platz des GC Wienerwald, heuerte als Marshall an, um gratis trainieren und spielen zu dürfen. Und packte die Chance am Schopf, mit einem Stipendium in Santa Barbara das Studium mit dem Golfen zu verbinden. Mit Hauptaugenmerk auf der schulischen Ausbildung, wie Hänel betont, „Golf war reine Freude und der Bonus“.
In Kalifornien lernte er mit Harald Kloser und Tommy Schobel alte Freunde von Vater Hannes kennen. „Ich bin am Wochenende immer mit dem Auto die rund zwei Stunden nach Los Angeles gefahren, durfte an einigen Projekten mitwirken. Bei Malbon-Golf, einem Hersteller von hipper Golfmode, absolvierte er ein Praktikum. Einen gut bezahlten Modelauftag musste Igor absagen. Als Student ohne Arbeitserlaubnis ist es in Amerika nicht erlaubt, Geld zu verdienen. Die Lehren aus den Engagements sind fürs Leben: „Ich sehe nicht ausschließlich das Golf, es gibt auch andere Wege und Punkte. Dank meiner Eltern habe ich das Privileg, mich in alle Richtungen auszubreiten.“
Hänel kann es gut verstehen, wenn so manches Golftalent aufgibt, mit dem Gedanken, „mir bringt das Dachdecken mehr. Es muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er dem mentalen Druck standhalten kann und bei einem nicht gesicherten Einkommen für den Arbeitsaufwand gewappnet ist. Profi oder Amateur zu sein, das wäre nur ein Status, es hat eigentlich mehr mit der Mentalität zu tun.“ Bei ihm selbst sieht Hänel viel Luft nach oben. „Ich bin nicht in der Position, alles stehen und liegen zu lassen, um mich als Profi zu versuchen.“ Sehr wohl sei er sich aber bewusst, es schaffen zu können.
Konkurrenz als Ansporn
Der Tagesplan an der Universität in Phoenix wird fordernd, es geht um 5.30 Uhr im Fitnessstudio los. Dann stehen drei Stunden Schule und je nach Wetter Golftraining auf dem Programm. „In Arizona ist es untertags megaheiß, daher sind Studium und Sport flexibel ausgerichtet.“ Den Vergleich mit der Konkurrenz scheut Igor nicht. „Ich bin da ziemlich selbstbewusst. Man schaut immer ein wenig, welcher Durchschnitt bei den Mitspielern steht. Die Konkurrenz wird größer sein, aber das sehe ich mehr als Ansporn. Ich denke, dass ich problemlos mitspielen kann. Sonst hätte ich den Platz auch nicht bekommen.“ In Arizona wartet mit Tina Barrett eine ehemalige Profispielerin der LPGA-Tour als Trainerin. Dem Golfteam der Uni, das zu den Top drei in der Liga gehört, ist das Engagement von Hänel ein Stipendium von 40.000 Dollar wert.
Mit Wiesberger unterwegs
Bevor es zurück nach Amerika geht trifft er sich in dieser Woche auf Mallorca mit seinem Sponsor, darf neue Golfschläger testen. Im Training wird mit Ben Clayton am kurzen Spiel, mit Ron Del Barrio an den allgemeinen Fertigkeiten gefeilt. Auf einen Höhepunkt kann Hänel in diesem Sommer bereits zurückblicken. „Für mich war es eine Riesenehre, bei der österreichischen Meisterschaft in Zell am See dabei zu sein, auf Profis wie Bernd Wiesberger und Matthias Schwab zu treffen.“ Neben dem jungen Rankweiler Michael Rauscher war Hänel der zweite Vorarlberger, der den Cut für das Finale schaffte. Am Ende stand im prominenten Starterfeld ein respektabler 26. Platz.
