Olympiagold ist das große Ziel von Triathlet Leon Pauger

Den Traum von einer Goldmedaille hat Leon Pauger seit Jugendjahren – die Spiele in Paris 2024 sind das große Ziel.
Schwarzach Im Wettkampf verbissen und fokussiert, im Gespräch entspannt und sehr locker. Triathlet Leon Pauger gibt sich bei seinem Besuch in der VN-Sportredaktion nicht nur als sehr zielstrebiger Athlet, vielmehr beweist er im Gespräch Sinn für Humor. Dass er nun nach seinem ersten Europacupsieg auch als Ersatzmann mit zur WM fährt, ist ein weiterer Beweis seiner Leistungssteigerung und Konstanz in diesem so besonderen Sportjahr.
Ihre Eltern kommen aus dem Radsportlager. Wie sehr hat Sie das beeinflusst?
Mich hat das Radfahren in jungen Jahren nie wirklich begeistert. Meine Eltern haben mich aber auch nie zu irgendetwas gedrängt. Ich konnte stets das tun, was ich wollte. Mein Papa hat mir zum Beispiel erzählt, dass ich bei meinem ersten oder zweiten Mountainbike-Rennen gesagt hätte, dass ich jetzt nicht starten wolle, sondern lieber etwas essen würde. Das haben wir dann gemacht, das Rennen bin ich nicht gefahren. Aber die sportliche Familie hat sicher dazu beigetragen, dass es für mich in Richtung Triathlon gegangen ist.
Wie hat das dann mit dem Triathlon begonnen?
So richtig hat es angefangen mit dem Laufen. Von der Schule aus habe ich mit sechs Jahren bei meinem ersten Wettkampf mitgemacht, bei dem ich gleich der beste Läufer der Schule war. Ich hab dann immer wieder bei Events wie dem Bregenzer Stadtlauf mitgemacht, bin in den Leichtathletik-Verein eingetreten und habe dann auch meinen ersten Triathlon absolviert. Das war mit zehn Jahren und ich habe die Altersklasse gewonnen.
Und jetzt leben Sie den Sport als Profi?
Naja, als kleiner Junge macht man es halt einfach so und denkt nicht groß darüber nach. Aber mit zehn oder zwölf Jahren habe ich mir das Ziel gesetzt, Olympiasieger zu werden. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Spätestens im Sportgymnasium war für mich klar, den Triathlonsport professionell betreiben zu wollen
Corona führte zu vielen Verschiebungen, die Olympischen Spiele wurden auf 2021 verlegt. Für Sie sogar ein Glücksfall?
Vielleicht könnte ich es schaffen, aber ich sehe die Sache ganz realistisch. Das Problem ist nämlich, dass ich aufgrund meiner Leistungen im letzten Jahr in der Weltrangliste sehr weit hinten bin. Deswegen tue ich mir wahrscheinlich schwer, bei den Qualifikationsrennen teilnehmen zu können. Und ohne Rennen kann ich keine Punkte sammeln. Mir fehlt somit eigentlich eine ganz Qualifikationsperiode und so müsste ich bei sieben Weltcups zwischen Februar und Mai 2021 ganz vorne mit dabei sein. Deshalb mache ich mir wegen Tokio keine Gedanken. Auch mein Trainer hat mir gesagt, dass wir uns auf 2024 fokussieren sollten.
Wie schauen die nächsten Ziele aus?
Zum einen die EM und dann die WM-Serien. Diese funktionieren ein bisschen wie bei der Formel 1, nur mit einem großen Finale zum Schluss. Aber nächstes Jahr ist mein letztes Jahr in der U-23-Klasse. Da kann ich ganz vorne mit dabei sein, also werde ich mich zunächst mal darauf fokussieren.
War es als Triathlet leichter, sein tägliches Training in der Corona-Zeit durchzuziehen?
Ich muss sagen, dass sich bei mir eigentlich sehr wenig verändert hat. Nur das Schwimmen im Bodensee war Anfang März bei einer Temperatur von fünf Grad kaum möglich. Ich hab halt gemerkt, dass es für mich einfacher ist, weil ich keinen Trainingspartner brauche, wie Kampf- oder Mannschaftssportler. Zudem haben im Sommer die Wettkämpfe wieder begonnen. Für mich ist es für die Motivation leichter, ein Ziel vor Augen zu haben.
Wie gehen Sie als Athlet damit um, nicht wirklich planen zu können?
Anfangs war es relativ schwierig, weil ich mich zwar gut fühlte, aber in den Trainingseinheiten gar nichts mehr gegangen ist. Doch dann habe ich begonnen, den Tag gut zu planen. So ist die Zeit des Lockdowns für mich schnell vergangen. Als Optimist, der ich bin, bin ich davon ausgegangen, dass es im Juli oder August wieder mit den Rennen losgeht. Wäre es nicht so gekommen, hätte ich eine Pause gemacht, weil ich dann keinen Sinn im Training gesehen hätte.
Wie schaut eine Trainingswoche bei Ihnen aus?
Ich habe pro Woche einen Block von zwei Tagen Belastung, einem Tag Ruhe und dann noch drei Tagen Belastung sowie einem Ruhetag. Ich muss aber erwähnen, dass Ruhe bei mir nicht bedeutet, nichts zu tun. Dann ist es in der Früh eine lockere Laufeinheit, 30 bis 40 Minuten, und danach noch ein wenig Schwimmen oder Athletiktraining. Ich kann also selbst an einem Ruhetag auf drei Stunden Training kommen. An normalen Tagen gehe ich dann meistens laufen – so zwölf bis 20 Kilometer –, drei bis vier Stunden Rad fahren und dann noch am Abend schwimmen.
Ihr Fokus liegt auf der olympischen Distanz – 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen?
Ja, und auf der Sprint-Distanz. Zumindest bis zu den Spielen 2024 und wenn es gut läuft bis 2028. Aber viel weiter nach vorne plane ich nicht, das große Ziel ist Olympia in Paris. Ein kleines Zwischenziel sind die Europameisterschaften am Starnberger See in der Nähe von München, quasi meine Heim-EM. Für 2022 hat sich Österreich für die 70.3-WM (Anm. d. Red.: 1,9 km/90 km/21 km) beworben. Die Mitteldistanz interessiert mich, weil ich im Radfahren meine Stärken sehe. Allerdings weiß ich nicht, ob das Rennen stattfindet, weil sich halt alles verschoben hat.
Was steht jetzt heuer noch auf dem Programm?
Schwierig zu sagen. Ich hoffe jetzt einmal auf den Weltcup in Karlsbad, der findet nächste Woche statt. Aber weil ich eben in der Weltrangliste weiter hinten stehe, ist es für mich schwierig, einen Startplatz zu erhalten. Zudem habe ich mich für die französische Meisterschaft über die Sprint-Distanz angemeldet. Die französischen Athleten sind die besten der Welt und es ist nur fünf Stunden von hier entfernt. Dann würde für mich der Weltcup in Arzachena gut passen, vor allem von der Strecke her. Ich hab mich aber für Oktober für die Polizeischule in Salzburg beworben, da weiß ich noch nicht, ob ich für den Weltcup frei bekommen würde. Ich muss ja noch eine Aufnahmeprüfung machen.
Wie oft mussten Sie sich einem Covid-19-Test unterziehen?
Erst einmal, wegen der Trainingseinheiten im Olympiazentrum. Beim Europacup in Polen gab es keine Einreisebeschränkungen und auch keine Testpflicht. Da war auch alles ganz normal und extrem viele Zuschauer an der Strecke. Das hat mich schon überrascht.
Sind Zuschauer etwas, das Sie beim Wettkampf anspornt?
Ja, sehr. Ich merke auch immer, dass ich schneller werde, wenn mich mehr Leute anfeuern – ein echtes Gänsehautfeeling. Das ist schon etwas Besonderes.
Gab es bei Ihnen in einem Rennen schon einmal den Punkt, bei dem Sie mental völlig kaputt waren?
Das Laufen ist das Entscheidende, wobei die ersten fünf Kilometer nie das Problem sind. Es kann aber schon passieren, dass irgendwann Gedanken kommen, warum ich mir das antue. Es kann aber auch sein, dass man beim Radfahren schon am Anschlag ist, wenn man mit einer sehr schnellen Spitzengruppe mitfährt. Doch das sind nur Momentaufnahmen und die Gedanken sind schnell wieder weg. Denn ich weiß ja, warum ich es mache – und verliere mein Ziel nicht aus den Augen. cha-max