Liensberger mit klarem Ziel für Heimrennen: Skifahren am Limit

Nach zwei dritten Plätzen in Levi freut sich die Göfnerin auf den Parallelbewerb am Donnerstag in Zürs.
Zürs Vorfreude, Selbstvertrauen, „Vertrauen in mein Skifahren“ – letztendlich ist es eine Kombination aus allem, das Katharina Liensberger im Moment ausstrahlt. Ja, die 23-jährige Göfnerin steht im Mittelpunkt der ÖSV-Fragestunde im Eingangsbereich des Hexenbodenlifts. Abstand bewahren, Hygienevorschriften einhalten – der Ski-Weltcup präsentiert sich bei seiner Rückkehr nach Vorarlberg coronabedingt doch ein wenig anders. Vor 26 Jahren jubelten tausende Skifans beim Doppelsieg von Alberto Tomba, am Donnerstag wird sich die Siegerin im neuen Skistadion in der Flexenarena ein wenig einsam vorkommen.
„Wichtig ist alles rundherum auszublenden und sich auf das Skifahren konzentrieren.“
Katharina Liensberger, ÖSV-Rennläuferin
Lob für die Organisatoren
Liensberger ist sich all dessen bewusst und ist trotz ihrer großen Vorfreude auf das Heimrennen demütig. „Ich kann meinen Beruf ausüben. Das ist in dieser Zeit nicht selbstverständlich. Ohne Fans zu fahren ist sicherlich anders, als anfangs erhofft. Aber ich weiß, dass viele vor dem Fernseher sitzen und mir die Daumen drücken.“ Auch daraus, so sagt sie, lasse sich Kraft schöpfen. Und diese wird sie Donnerstag brauchen, wenn es ab 10 Uhr in der Qualifikation um einen der 16 Finalplätze (ab 17.45 Uhr) geht. Nach zwei dritten Plätzen in Levi will die Vorarlbergerin vor allem eines: Skifahren am Limit und zeigen, was sie kann.
Erwartungen zu äußern ist nicht ihre Art, zumal in dem doch neuen Bewerb – Parallel-Riesentorlauf – die Erfahrungswerte fehlen. Und sie an Sestriere im Vorjahr nicht die besten Erinnerungen hat. Liensberger aber zieht schnell ihre Schlüsse, analysiert messerscharf und sucht nach Verbesserungen. Allein deshalb darf man mit großer Spannung ihrem ersten Heimauftritt entgegenblicken. Dass auch für sie der Weltcuphang neu ist, entlockt ihr ein Schmunzeln. Immerhin, so erzählt sie, gebe es für sie als Skifahrerin viele Erinnerungen. „Auf diesem Berg bin ich schon öfter gefahren, wenngleich nicht auf diesem Hang.“ Dabei hat sie bei ihrer Ankunft nach den Trainingstagen in Sölden schnell mehr als nur einen Blick auf ihn geworfen. „Ich bin stehen geblieben und kann den Organisatoren nur ein Lob aussprechen. Sie haben einen super Job gemacht.“
Bereit für das nächste Level
Wie wichtig ihr der Spaß am Skifahren ist, betont Liensberger immer wieder. „Dann gelingt es am besten, das Beste aus mir herauszuholen.“ Das werde es brauchen, um sich für das Finale bei Flutlicht zu qualifizieren. Sich von Beginn an zu pushen, sich auf sich selbst zu fokussieren und vom Start weg alles geben. Diese Faktoren sind ihr wichtig, denn: „Bei jedem Run geht es von vorne los. Die Uhr tickt jedes Mal neu.“ Und das kann bei einem Lauf mit 20 Paralleltoren und nur wenigen Sekunden am Ende maßgeblich sein.
Ski Alpin
Weltcup Zürs 2020
ÖSV-Aufgebot Damen
Katharina Liensberger, Katharina Gallhuber, Franziska Gritsch, Ricarda Haaser, Katharina Huber, Chiara Mair, Elisa Mörzinger, Ramona Siebenhofer und Katharina Truppe
Programm
PGS Damen, 26.11.2020 (10 Uhr Qualifikation/17.45 Uhr Finale – ORF 1, live)
In diesem Winter heißt die zusätzliche Herausforderung Coronavirus. Eine mögliche Infektion hängt wie ein Damoklesschwert über dem Ski-Weltcup. „Es ist sehr wichtig, sich auf das zu besinnen was man wirklich selbst in der Hand hat, was man selbst kontrollieren kann“, sagt Liensberger. „Die äußeren Umstände kann ich nicht beeinflussen, aber sehr wohl mein eigenes Handeln.“ Deshalb betont sie, die Wichtigkeit über das eigene Handeln und Tun.
Letzerers beinhaltet für sie auch, sportlich den nächsten Schritt zu machen. Betont sie in den Gesprächen doch immer, noch Verbesserungspotenzial zu haben. Deshalb denkt sie auch gar nicht an einen Dreikampf mit Vlhova und Shiffrin, sondern konzentriert sich vielmehr auf sich selbst – und ihr Heimrennen am Donnerstag in Zürs.
Liensberger im neunten Heat
Levi-Doppelsiegerin Petra Vlhova und die Gesamtweltcup-Siegerin der Vorsaison Frederica Brignone eröffnen die Qualifikation in Zürs. Im neunten Lauf wird dann Katharina Liensberger erstmals an den Start gehen. Die Vorarlbergerin wird ihren ersten Lauf auf dem blauen Kurs absolvieren. Ihre Gegnerin in den Qualifikationsläufen ist die Italienerin Laura Pirovano. Für den Einzug in die Top 16 gilt: Die Skirennläuferinnen müssen zwei Durchgänge abspulen. Die Gesamtzeit entscheidet über den Platz im Endlauf. Die 16 Besten bestreiten das Finale. Der ÖSV ist mit insgesamt neun Läuferinnen am Start.