Ortlieb ist der mächtigste Mann im ÖSV-Imperium

Der Olympiasieger aus Lech ist der neue Verwalter der Finanzen und Vorstand im Skipool.
LECH
Der neue Präsident des Österreichischen Skiverbandes als Nachfolger es zurückgetretenen Peter Schröcksnadel (79) heißt Karl Schmidhofer (59). Der mächtigste Mann in der Organisation des österreichischen Skisports ist aber Patrick Ortlieb. Der 54-jährige Lecher Hotelier übernahm im neuen ÖSV-Vorstand das Mandat von Dr. Peter Mennel als Finanzreferent und wird noch dazu demnächst Vorsitzender im Österreichischen Skipool. Der Olympiasieger von Albertville 1992 ist Herr über ein Budget zwischen 40 und 80 Millionen Euro.
Finanzen sind Ländle-Kompetenz
Aus „politschen Gründen“, so Schröcksnadel, war Ortlieb als Ex-FPÖ-Mandatar im Nationalrat als sein Wunschkandidat als Präsident des östereichischen Skiverbandes nicht durchzubringen. Ortlieb ist als Hüter der Finanzen dennoch zum mächtigsten Mann im ÖSV-Imperium aufgestiegen. Hatte der ehemalige Banker Mennel seinen Job als ÖSV-Finanzchef hinter der Fassade von Schröcksnadel im stillen Kämmerlein ausgeübt, so dürfte Ortlieb seinen Job aktiv angehen.
„Es war kein Coup von Peter“, sagt Ortlieb, angesprochen darauf, dass er jetzt die wichtigsten Aufgaben im Skiverband übernommen habe. „Es ist ganz klar: Der Finanzreferent gehört nach Vorarlberg. Das hat bisher der Peter Mennel gemacht, ich habe es jetzt übernommen. Der VSV stellt keinen Vizepräsidenten, obwohl wir der drittgrößte Verband Österreichs sind.“ Auch im Skipool, ein dem ÖSV unterstellter eingetragener Verein zur Förderung des Skisports und Geldbringer, wird Ortlieb als Nachfolger von Christian Poley der starke Mann. „Ich übernehme interimsmäßig den Vorstandsvorsitz, es werden noch neue Leute nominiert. In der Hitze des Gefechts war bisher keine Zeit dafür.“
40 bis 45 Millionen Euro
Ortlieb verwaltet beim ÖSV allein für den Sport ein Budget zwischen 40 und 45 Millionen Euro – und eben auch mehr. „Je nachdem, was man zur ÖSV-Gruppe zählt. Da gehören ja auch z. B. die Bundesskiakademie dazu, der Berg Isel und so weiter. Das hat nicht unmittelbar mit dem Sport zu tun“, erklärt Ortlieb. Auch die Berechnungen der Weltcupveranstaltungen würden über eine hundertprozentige Tochter des ÖSV laufen. „Jedes Weltcuprennen macht gleich fünf, sechs Millionen mehr an Budget aus. So schwankt es ein wenig. Die Berechnung der Weltcuprennen läuft über eine hundertprozentige ÖSV-Tochter.“
Ob der Haushalt für die kommenden Saison bereits in trockenen Tüchern ist? „Bis jetzt wurde erst ein Teil fixiert. Aber es ist wie in den letzten Jahren. Die Verträge werden sukzessive unterschrieben. Die Zusagen sind großteils da, die Fersehverträge langfristig ausgerichtet, das ist alles schon vorbereitet worden.“
Das im letzten Jahr erstellte Budget sei eigentlich nicht gedeckt gewesen. „Man ist davon ausgegangen, dass man auf Rücklagen zugreifen muss. Aber Gott sei Dank hat es sich anders entwickelt.“ U. a. weil man mehrere Skirennen in Österreich ausgerichtet habe.
“Wir schwimmen nicht im Geld”
Muss der ÖSV in der kommenden Saison sparen oder darf er sich großzügig zeigen? „Es ist nicht so, dass wir im Geld schwimmen. Aber es ist auch nicht so, dass wir dem Sport nicht jeden Wunsch erfüllen könnten. Ich bin kein Sparverein“, will Ortlieb vor allem den sportlichen Budgetwünschen voll Rechnung tragen. Er mache die Finanzen ja nicht alleine, so Ortlieb. „Wir sind zu dritt: Der Präsident, der Generalsekretär und meine Wenigkeit sind zeichnungsberechtigt. Es wird auch alles im gesamten Präsidium besprochen und beschlossen. Wo nicht gespart wird, ist im Sport, das ist das oberste Gebot. Im letzten Jahr sind die Mitarbeiterkosten gestiegen, weil fast alle ins Angestelltenverhältnis gewechselt sind.“ Ortlieb hofft auch, dass man sich heuer die 860.000 Euro für die Covid-19-Tests sparen kann.
Die Anträge der Sparten sind beim Skiverband deponiert, es gehe nun um viel Feinschliff, aber es gebe auch viele Erfahrungswerte, auf die man zurückgreifen könne. „Der Präsident muss die Ziele vorgeben, es steht Olympia vor der Haustür. Und dann schaut man. Ob wir beispielsweise einen eigenen Fuhrpark installieren. Wir sind ein Verband, der saubere Finanzen hat. Das kann sich jeder anschauen.“
Treffen mit Eliasch
In absehbarer Zeit wird es ein Meeting mit Johan Eliasch, dem neuen Präsidenten des Internationalen Skiverbandes, geben. „Das behandelt weiter der Peter, er ist ja im Council geblieben. Die werden sich sicher etwas einfallen lassen, dass man von den Vermarktungsrechten in Sphären kommt, in denen auch andere Sportarten sind.“ Ausgemacht ist noch nichts, aber Ortlieb wird sich auch persönlich mit dem Ex-Head-Chef treffen. „Ich bin schon jahrelang mit Eliasch im Kontakt, wir werden uns sicher treffen. Heute ist aber Arbeitstag eins im Skiverband, demnächst wird die erste Vorstandssitzung einberufen.“