“Dank Gott” kann Dwamena schon wieder lächeln

Der Defribillator schlug an und rettete dem ehemaligen Austria-Lustenau-Spieler und jetzigen Blau-Weiß-Linz-Star zum zweiten Mal das Leben.
LINZ Als Blau-Weiß-Stürmer Raphael Dwamena am Mittwoch in der 17. Minute des ÖFB-Cup-Achtelfinals gegen Hartberg an der Outlinie zusammenbrach, wurden Erinnerungen an den Kollaps des dänischen Stars Christian Eriksen wach, der im EURO-Match gegen Finnland am 12. Juni reanimiert werden hatte müssen. Zum Glück endete auch der dramatische Zwischenfall in der Neuen Heimat glimpflich. Gestern atmete Fußball-Österreich auf, als ein Foto von Dwamena im Krankenbett des Linzer Med Campus, mit dem Daumen nach oben und einem Lächeln im Gesicht, die Runde machte.
Bereits zuvor, um exakt 0.29 Uhr, hatte der 26-jährige Ghanaer per WhatsApp-Nachricht Entwarnung gegeben. „Thank God everything is okay“, schrieb Dwamena, Dank Gott ist alles in Ordnung. Jetzt wieder.
Im Stadion herrschte Ausnahmezustand, den Akteuren beider Teams, die sich unverzüglich auf einen Abbruch einigten, stand die Schockstarre in die Gesichter geschrieben. Unter den 1000 Zuschauern hätte man eine Stecknadel fallen hören können, es war plötzlich mucksmäuschenstill. Der Defibrillator, der 2020 beim mit Herzproblemen spielenden Dwamena eingesetzt worden war, schlug an. Der Blau-Weiß-Angreifer bekam ein Signal in Form eines Stromschlags, zeigte dies sofort mir einem Zeichen auf seine Brust der Linzer Betreuerbank an. „Ich war nicht ohnmächtig, habe nur den Schock des Defibrilators gespürt. Dieser war so stark, dass ich zu Boden gehen musste. Mein Puls war sehr hoch“, schilderte Dwamena die bangen Momente. Insgesamt viermal musste das Implantat regulierend eingreifen.
Es war das bereits zweite Mal, dass ihm sein Defibrilator das Leben gerettet hat: Auch bei seiner Station in Dänemark bei Erstligist Vejle Boldklub schlug er Ende 2020 während eines Spiels an. „Es war vergleichbar. Auch damals war meine Herzfrequenzrate zu hoch und es hat mir einen Schock gegeben. Ähnlich ist es auch gegen Hartberg passiert.“
Lange war die Karriere des Ex-Nationalspielers aus Ghana wie ein Märchen verlaufen: Dwamena, der seine Eltern nie kennenlernte, wuchs bei seiner Großmutter in ärmlichen Verhältnissen auf. Der Fußball war von klein auf sein Anker, der ihn seine Sorgen vergessen ließ. Ein Aufstieg folgte dem nächsten, bis bei einem Medizincheck beim englischen Premier-League-Klub Brighton&Hove eine kardiale Anomalie beim ehemalige Lustenau- und Liefering-Kicker entdeckt wurde. Die Engländer nahmen Abstand von einer Verpflichtung, der spanische Topklub Levante hatte keine Bedenken: 2018 war Dwamena um sechs Millionen Euro vom FC Zürich zum La-Liga-Klub gewechselt, ehe ihn die Herzprobleme auch in Spanien bremsten.
Trotz der vielen Rückschläge hat die Frohnatur aus Afrika die gute Laune selbst in diesen schwierigen Stunden nicht verloren. „Vielleicht habe ich in den ersten Minuten zu viel Kraft gegeben“, sagt Dwamena mit einem Schmunzeln. Der Spruch „Jesus ist keine Wochenendsache“ zierte gestern das T-Shirt im Krankenbett, der gläubige Christ legte sein Schicksal einmal mehr in Jesu Hand. Auch bei der Frage nach seiner weiteren Karriere sagte Dwamena: „Gott hält meine Zukunft. Ich vertraue ihm, dass er auf mich und meine Familie aufpasst.“ Raphael Watzinger