Wenn der eingeschlagene Weg ein holpriger ist

Sport / 02.12.2021 • 23:45 Uhr
Wenn der eingeschlagene Weg ein holpriger ist
Verletzt oder nicht berücksichtigt? Berkay Dabanli wird in diesem Jahr nicht mehr für Altach spielen. gepa

Nebenschauplätze stören nicht zum ersten Mal in dieser Saison die sportliche Entwicklung beim Cashpoint SCR Altach.

Altach Das Versprechen im Sommer war ein großes: Mit neuem Schwung und neuen Gesichtern in die neue Saison. Der Umbau indes geriet mit Saisonbeginn schon ins Stocken. Der Wechsel auf der Torhüterposition sorgte medial für Wirbel und auch intern für gehörig Störfeuer. Dabei ging es nicht einmal um die Tatsache, dass Tino Casali (26) Routinier und Fanliebling Martin Kobras (35) im Tor ablöste, sondern vielmehr um die Art der Kommunikation. Wohlweislich sprach Cheftrainer Damir Canadi früh von einem „holprigen Weg“, auf den sich die Mannschaft und die Fans einstellen müssten. Bis zur ersten Länderspielpause im September wollte sich der 51-Jährige Zeit geben, das Team körperlich und spielerisch zu formen. Entgegen dieser Ankündigung performte die Mannschaft in den ersten sechs Runden überdurchschnittlich, holte sieben Punkte, schoss sechs Tore und lag zeitweise auf Rang vier. Schnell blühten die Hoffnungen auf einen Top-Sechs-Platz.


Mit der Pause Anfang September begannen jedoch die sportlichen Probleme. In welcher Zusammenstellung auch immer, der Spielfluss war dahin und die Stürmer trafen das Tor nicht mehr. Zehn Spiele später ist die Ausbeute mager: Gerade ein Spiel wurde gewonnen, deren sechs wurden verloren – und gerade einmal drei Treffer erzielt. Mit jedem Spiel sank das Selbstvertrauen, immer wieder wurde die Mentalitätsfrage in den Raum geworfen. Diese konnte die Mannschaft bei der Niederlage gegen Sturm zwar entkräften, eine andere Frage jedoch blieb unbeantwortet. Jene nach Berkay Dabanli. Offiziell wird beim 31-Jährigen von einer Knöchelverletzung gesprochen. Inoffiziell sollen Meinungsverschiedenheiten mit Trainer Canadi die Ausbootung des Verteidigers beschleunigt haben. Wieder so ein unnötiges Störfeuer und wieder keine klare Kommunikation. So ist der „holprige Weg“ selbst gemacht und es würde nicht wundern, wenn nach Kobras auch Dabanli bald den Klub verlassen wird.

Punkteteilung als Hoffnung für die Fans

Der Frust ist groß, nur allzu verständlich ob der sportlichen Ergebnisse, doch auf Nachfrage bei den SCRA-Fans wurde demonstrativ Geschlossenheit an den Tag gelegt. „Wir stehen voll hinter der Mannschaft und werden sie unterstützen“, lautet die positive Botschaft an die Spieler. Doch selbst mit der Rückkehr der Zuschauer ist die große Euphorie auf den Zuschauerrängen im Herbst ausgeblieben. Ein Trend, der allerdings österreichweit, ja europaweit zu beobachten ist. So schlug es sich auch in Altach in den Zuschauerzahlen nieder. Gerade einmal drei Spiele – LASK, Rapid und Salzburg – lockten mehr als 4500 Fans in die Cashpoint Arena.
Der Frust der Fans ist auch der Tatsache geschuldet, dass der Cashpoint SCR Altach zum vierten Mal in Folge einen tristen Herbst erlebt. 2018/19 waren nach 16 Spieltagen elf Punkte auf dem Konto, eine Saison später 13. Das Spiel wiederholte sich: 2020/21 waren es wieder elf Zähler und nun sind es erneut 13 – der Abstiegskampf beginnt seit vier Jahren im Herbst. Und erfordert stets personelle Nachbesserungen. „Warum“, so kommt es Edelfan Bernd Hager über die Lippen, „warum reden sie in Altach immer vom Stadionausbau. Wir haben ein Stadion, was uns fehlt ist eine Mannschaft, die erfolgreich Fußball spielt.“

Ich habe absolutes Vertrauen in die handelnden Personen. Allerdings sind diese jetzt gefordert. Das Problem ist nicht nur, dass wir wenig Torchancen generieren, sondern: Jene, die wir haben, nützen wir nicht. Die Situation ist dennoch nicht bedrohlich, weil es ja die Punkteteilung gibt. Ich würde mir über den Winter in der Offensive Verstärkungen wünschen. Ansonsten wird es schwer, dafür muss man kein Prophet sein. Was Lustenau macht, ist mir egal. Erstens sind sie noch nicht aufgestiegen und wir auch noch nicht abgestiegen. Julian Sandholzer, Fanbeauftragter

Es ist einfach nur schade, aber gefühltermaßen ist die sportliche Entwicklung seit drei, vier Jahren nur negativ. Jetzt sind wir wieder an einem Punkt, wo ich sage: Entweder sie investieren in die Mannschaft oder wir steigen ab. Beim letzten Spiel gegen Tirol habe ich mir gedacht: Die spielen ja gegen den Trainer. Neben den Ergebnissen gibt es noch ein paar Dinge, die mir im Herbst nicht gefallen haben: Etwa das Abservieren von Torhüter Martin Kobras. Das hätte man anders machen können. Auch frage ich mich, was mit Boris Prokopic ist. Erst holt ihn der Trainer und dann spielt er nicht mehr. Bernd Hager, glühender Altach-Fan