Die Rückkehr der Erstgeborenen

Die Vienna ist zurück im Profifußball. Und mit ihr auch Ex-Altach-Keeper Andreas Lukse.
Wien-Döbling Das „Comeback Vienna“ ist geglückt: Österreichs erster Fußballverein, der First Vienna FC 1894, ist zurück im Profigeschäft. Mit dem Meistertitel in der Regionalliga Ost kehrt der Club nach der Insolvenz 2017 und dem damit verbundenen Zwangsabstieg in die 2. Landesliga in die Admiral 2. Liga zurück. Damit spielt auch Andreas Lukse (34) in der kommenden Saison wieder im österreichischen Profifußball.
„Man sagt immer, dass Pflichtsiege am schwierigsten sind. Aber die Pflichtaufstiege sind noch schwieriger.“
Andreas Lukse über den Meistertitel und damit verbundenen 2.-Liga-Aufstieg



Wieder dabei in Döbling
Dass er nach seinem zweijährigen Engagement als Ersatztorhüter beim 1. FC Nürnberg zur Saison 2021/22 in die drittklassige Regionalliga Ost wechselte, überraschte doch. Das Projekt, mit der Vienna in den Profifußball zurückzukehren, habe ihm jedoch zugesagt. Und: „Ich war zwei Jahre in Nürnberg, habe wenig gespielt, bin jetzt 34. Das Gesamtpaket hier war am besten, auch mit dem Zwei-Jahres-Vertrag. Weil ich in der Nähe ein Haus habe, wollte ich hier sesshaft werden.“
Für Lukse hat sich damit gewissermaßen ein Kreis geschlossen. Bereits in der Saison 2010/11 spielte er mit der Vienna in der 2. Liga. „Ich bin ja hier im 19. Bezirk geboren und aufgewachsen, für mich war die Vienna immer etwas Besonderes.“ Und es hat sich einiges getan in Döbling, nicht zuletzt durch den Einstieg neuer Hauptsponsoren. „Es ist alles professioneller geworden, der Verein steht auf viel gesünderen Beinen als damals.“





Dem Druck gewachsen
Für die Rückkehr in den Profifußball investierte die Vienna kräftig. Allein im Winter wurden mit Tomas Simkovic, Stephan Auer, Lukas Grozurek und Deni Alar vier Spieler mit reichlich Bundesligaerfahrung verpflichtet. Der Druck sei dadurch größer geworden, gibt auch Lukse zu, wenngleich nach außen hin ein Aufstieg nicht als Notwendigkeit präsentiert wurde. „Man sagt immer, dass Pflichtsiege am schwierigsten sind. Aber die Pflichtaufstiege sind noch schwieriger.“ Das Team von Trainer Alexander Zellhofer (28, Sohn von Georg Zellhofer) holte sich dennoch vier Punkte vor Stripfing den Titel.
Auch Lukses Saisonbilanz in der Ostliga liest sich nicht schlecht: In 17 Spielen musste er nur 14 Mal hinter sich greifen, neun Mal blieb er ohne Gegentor. Im Saisonendspurt fiel er mit einer Rissquetschwunde am Knie aber aus, auch beim Saisonabschluss im Traditionsderby gegen den Wiener Sporclub (2:2) vor über 7000 Zuschauern auf der Hohen Warte musste er am vergangenen Freitag zuschauen.





“Es ist schade, dass zwar in der Infrastruktur viel entstanden ist, das aber auf Kosten des Kaders geht.“
Andreas Lukse über die Situation bei seinem Exklub SCR Altach
Der Plan von der Erstklassigkeit
2026 soll die Vienna wieder in der Bundesliga spielen, so der Plan der Verantwortlichen. Bis dahin gilt es, die Strukturen dafür zu schaffen. In der kommenden Zweitligasaison braucht sich die Vienna aber wohl nicht zu verstecken. „Wir wollen schauen, dass wir uns gut in der Liga präsentieren und uns sukzessive verbessern. Auch der Verein muss mitwachsen. Es ist wichtig, dass wir dem ganzen Rundherum Zeit geben, mitzuwachsen“, weiß Lukse.
In der 2. Liga werden die Ostvereine vorwiegend unter sich sein, auch, weil Lustenau und Altach in der Bundesliga spielen. Beim Last-Minute-Klassenerhalt seines Ex-Vereins freute sich Lukse mit. „Auch wenn es schon seinen Reiz gehabt hätte, wieder im Schnabelholz zu spielen.“ Angesprochen auf die letzten Saisonen der Altacher, sieht Lukse mehrere Probleme. Der Kader sei sicher nicht mehr so gut wie etwa zur Sensationssaison 2014/15, die fehlende Kontinuität auf der Trainerbank spreche für sich. „Es ist schade, dass zwar in der Infrastruktur viel entstanden ist, das aber auf Kosten des Kaders geht. Das ist halt in Österreich so: Entweder funktioniert das eine oder das andere, Altach ist das beste Beispiel dafür“, so Lukse. „Sie müssen schauen, dass sie das in den Griff kriegen: Sonst geht es ihnen wie der Admira, die Jahr für Jahr gegen den Abstieg gespielt haben, und einmal erwischt es dich dann.“



Ein paar Jahre zwischen den Pfosten will der 34-Jährige noch anhängen, zumindest „wenn ich mich so gut fühle, wie jetzt“. Pläne für die Zeit nach der Karriere gibt es auch schon: Im Juni startet Lukse mit der Trainerausbildung, er würde gerne als Tormanntrainer arbeiten. „Weil ich weiß, dass gerade in Österreich da noch viel Luft nach oben ist.“ Bis dahin ist aber noch Zeit: Das „Comeback Vienna“ ist noch nicht ganz abgeschlossen. FB