“In Altach steht nicht das Landesstadion”

Im Streitgespräch gab es keine Annäherung zwischen Altach und Lustenau.
Schwarzach Der SCR Altach hat sich festgelegt, das machte Werner Gunz klar: Es ist aus Sicht der Altacher unmöglich, dass Austria Lustenau während des Neubaus des Reichshofstadions in der Cashpoint Arena eine temporäre Heimat finden kann.
Das machte SCRA-Vizepräsident im Streitgespräch mit Austria-Lustenau-Vorstandsprecher Bernd Bösch, moderiert von VN-Sportchef Christian Adam, im Vorarlberg-LIVE-Studio klar.
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Selbst wenn der Wille vorhanden wäre, logistisch seien laut Gunz mindestens 16 zusätzliche Spiele pro Saison nicht umzusetzen. Zahlreiche Jugendspiele, der Meisterschaftsbetrieb der erfolgreichen SCRA-Frauen, der Amateure und der Bundesliga-Profis ließen keinen Spielraum zu, das Stadion noch zusätzlich zu belegen. Außerdem soll ab Sommer 2023 das neue VIP-Gebäude mit Business-Klub und Spieltagskabinen hinter der Westtribüne innerhalb von zwölf Monaten fertiggestellt werden. Es ist die sechste Bauetappe in der Cashpoint Arena. Um diese Baustelle schnellstmöglich abwickeln zu können, brauche es Sperrungen des Parkplatzes und Eingriffe in die Tribüne. Und diese wären parallel zu den Austria-Spielen nicht möglich. Als dritten Grund nennt Gunz die Arbeit der Ehrenamtlichen, welche die Altacher Heimspiele in der Cashpoint-Arena erst möglich machen, diesen sei keine Zusatzbelastung mehr zuzumuten.

Runder Tisch geplant
Für Bösch sind das keine unausweichlichen Hürden, der Lustenauer wünscht sich ein ergebnisoffenes Gespräch mit den Altachern, in dem alle Details auf den Tisch gelegt werden. „Ich glaube, dass es lösbar wäre, wenn beide Parteien guten Willens sind.” Für die Altacher ist dieser Austausch nicht mehr nötig, man habe bereits alle Gründe genannt, die gegen eine Zwischenlösung des Schnabelholzes als temporäre Heimat der Austria sprechen. Daran gebe es nichts mehr zu rütteln. Die Politik in Person von Sportlandesrätin Martina Rüscher bittet beide Klubs im Jänner zu einem runden Tisch, um sich die Argumente der beiden Parteien anzuhören.

Tivoli als Linzenzbringer
Die Austria muss sich somit immer ernsthafter mit Alternativen auseinandersetzen. Die von außen häufig verlangte Etappenlösung mit Bundesligaspielen auf der Baustelle Reichshofstadion ist nicht durchführbar. Die Austria würde mit dem Abriss einer Tribüne nicht mehr die nötige Mindestkapazität von 5000 Plätzen erfüllen, außerdem ist das Flutlicht teilweise in das neue Stadiondach inkludiert und entsteht kontinuierlich während der Bauphase. Die beiden bestehenden Flutlichmasten auf der Ostseite wären zu diesem Zeitpunkt längst entfernt, die beiden übriggebliebenen können nicht für genügend Helligkeit sorgen, um eine Fernsehübertragung zu gewährleisten.
Der Umzug nach Bregenz ist für Bösch weiterhin ein heißes Thema, Gespräche mit der Stadtpolitik und dem ambitionierten Verein SW Bregenz wurden bereits geführt. Mit Ausnahme der Rasenheizung geht Bösch davon aus, dass das ImmoAgentur-Stadion alle Kriterien erfüllen könne. Auch das Flutlicht könne soweit adaptiert werden, dass es bundesligatauglich wäre. Die Kameratürme würden die Lustenauer ebenso aus dem alten Reichshofstadion mitbringen wie das elektronische Einlasssystem. Allerdings braucht es aufgrund der fehlenden Rasenheizung eine Ausnahmegenehmigung der Bundesliga. Und dass die Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg für eine weitere Ausnahmegenehmigung stimmen werden, erscheint unwahrscheinlich.


Bleibt das Tivoli-Stadion in Innsbruck, das hinsichtlich der Bundesliga-Lizenzierung im kommenden März ohnehin eine wichtige Rolle spielen wird. Denn die Austria könne, sollte noch keine Vorarlberger Lösung fixiert sein, laut Bösch jedenfalls das Innsbrucker Stadion als Ausweichort angeben und erst im Nachhinein Altach oder Bregenz als fixen Spielort während der Bauphase nennen. Ansonsten wäre der Gang in die Tiroler Landeshauptstadt ultima ratio für die Lustenauer. „Innsbruck wäre schwierig, weil es unmöglich ist, unsere Fans alle zwei Wochen ins Tivoli zu bringen. Deshalb wollen wir unbedingt eine Vorarlberger Lösung“, appelliert Bösch an den Zusammenhalt der Vorarlberger Fußballklubs.

Auf das Diktat der Politik hofft Bösch nicht. „Dass von oben bestimmt wird, wer wo spielt, kann ich mir nur schwer vorstellen“, sagt er, „wenn Lösungen auf dem Tisch liegen, die für alle Beteiligten machbar sind, könnte es funktionieren.“ Eine Lösung ist aber nicht in Sicht. „In Altach steht nicht das Landesstadion, sondern das Stadion des SCR Altach“, hält Gunz fest, „wir sehen, was uns die Politik gegeben hat. Wir geben aber auch viel zurück.“