Beim Jubiläum fehlte der Zuckerguss

Zwei Protagonisten beim Jubiläumsderby: Nikola Stevanovic und Ralf-Patrick Häusle
100. Liga-Derby der Ländle-Hochburgen endet mit leistungsgerechtem 23:23-Remis.
Hard War es letzten Endes ein gewonnener oder ein verlorener Punkt? Eine passende Antwort darauf fanden auch die Protagonisten des 100. Ländlederbys in der ZTE-HLA-Meisterliga nicht: Nach 60 spannungsgeladenen Spielminuten mit Höhen und Tiefen auf beiden Seiten endete die Jubiläumsauflage des Klassikers zwischen dem Alpla HC Hard und Bregenz Handball vor 2500 Zuschauern mit einem leistungsgerechten 23:23-Remis. Zwei Runden vor Ende des Grunddurchgangs haben die Roten Teufel vom Bodensee als Vierter drei Zähler Rückstand auf die drittplatzierten Fivers, bei denen man kommenden Freitag gastiert. Für die weiter siebtplatzierten Festspielstädter ändert sich nichts an der Ausgangslage, da bekanntlich die Teams auf den Rängen fünf bis acht im Best-of-Three-Viertelfinale von den Top-4-Teams gepickt werden. Hinter den Kulissen wird schon eifrig spekuliert, ob es in der am 5. Mai beginnenden K.-o.-Runde erneut zum ewig jungen Prestigeduell der beiden Ländle-Hochburgen kommt.
Gelungenes Signal gesetzt
Die Möglichkeit, dem Jubiläumsduell die Krönung zu verpassen, hatten beide Teams. Die als Außenseiter in die Partie gegangenen Bregenzer erwischten den besseren Start, lagen mit 8:5 (14.) und 13:8 (27.) vorne und konnten bis kurz nach der Pause den Vorsprung halten. Die Gastgeber, die zuletzt mit starken Leistungen in der EHF European League für Furore sorgten, hatten in der 40. Minute erstmals mit 17:16 die Nase vorne und lagen drei Minuten vor dem Ende mit 22:20 in Front, ehe Bregenz in der Schlussphase mit unbändigem Willen noch den am Ende verdienten 23:23-Gleichstand fixierte. „Natürlich war es der Plan von mir und meiner Mannschaft, zwei Punkte mitzunehmen. Die Jungs haben vor einer Superkulisse eine richtig starke Leistung abgeliefert und ein gelungenes Signal gesetzt“, betonte Marko Tanaskovic nach seinem ersten Derby als Bregenz-Cheftrainer stolz. „Besonders in der ersten Hälfte haben wir so gespielt, wie wir es uns vorgenommen haben und es gab nicht viele Dinge, die man bemängeln musste.“ Als einziges Manko analysierte Tanaskovic die Leistung seiner Mannschaft zu Beginn des zweiten Durchgangs: „Es war damit zu rechnen, dass der Gegner nach dem Vier-Tore-Rückstand zur Pause nach Wiederbeginn alles nach vorne werfen wird. In dieser Phase hat uns etwas die Cleverness und Kaltschnäuzigkeit gefehlt. Vielleicht war es nach der langen Negativserie auch das fehlende Selbstvertrauen und der Glaube. Doch die Jungs haben Moral bewiesen, im Finish den Rückstand noch egalisiert, sich für den aufopferungsvollen Kampf belohnt. Nüchtern betrachtet geht das Remis in Ordnung, wenngleich auch der Zuckerguss möglich gewesen wäre. Auf jeden Fall hat man gesehen, welches Potenzial in der Mannschaft steckt. Doch ich weiß, wir können noch besser spielen und wollen schon im nächsten Spiel, besonders aber ab dem Viertelfinale, den nächsten Schritt setzen.“
Konform mit der Kurzanalyse seines Trainers zeigte sich auch Kapitän Lukas Frühstück: „Es ist immer schön, wenn man in Hard nicht als Verlierer aus der Halle geht. Diesmal wäre wahrscheinlich sogar mehr drin gewesen. Wenn man überlegt, wo wir vor zehn Tagen waren und wie wir uns präsentiert haben, war auf jeden Fall ein deutlicher Aufwärtstrend zu sehen. In Summe geht das Remis in Ordnung.“
Nicht glücklich zeigte sich dagegen Hard-Coach Hannes Jon Jonsson im Interview unmittelbar nach Spielende: „Ich bin nicht happy mit dem Unentschieden. Der Kampf war da, aber im Angriff hätte ich mir mehr Abgezocktheit von den Führungsspielern erwartet.“
Zwiegespalten trotz der ersten Torerfolge gegen seinen langjährigen Verein zeigte sich auch Nico Schnabl: „Wir sind kurz vor Schluss zwei Tore vorne und müssen eigentlich gewinnen. Daher tut es weh, am Ende nur einen Punkt geholt zu haben. Die Leistung nach dem Seitenwechsel hat gepasst und diese Leistung muss der Maßstab für die nächsten Spiele sein.“
„Man hat endlich wieder gesehen, welches Potenzial in der Mannschaft steckt.“

Nico Schnabl erzielte drei Treffer gegen seinen ehemaligen Verein.

Kreisläufer Jadranko Stojanovic wird von Dian Ramic und Florian Mohr unsanft in die Zange genommen.

In seinem ersten Ländlederby ließ Uros Mitrovic phasenweise seine Wurfqualitäten aufblitzen.

Emotionslose Verabschiedung der Trainer Hannes Jon Jonsson und Marko Tanaskovic.
Chronologie Der Zeitraffer im 100. LändleDerby
55 Sekunden Matic Kotar setzt sich energisch durch und erzielt den ersten Treffer im Jubiläumsderby.
8:17 Minute Linkshänder Uros Mitrovic bringt mit einem Doppelpack Bregenz mit 5:3 in Front.
13:34 Minute Youngster Dian Ramic sorgt mit einem Doppelpack für die erstmalige Drei-Tore-Führung (8:5).
26:14 Minute Kreisläufer Florian Mohr erhöht mit zwei Toren in Folge den Vorsprung von Bregenz auf 13:8 und sorgt anschließend mit einem Tor zum 14:10-Pausenstand.
36:24 Minute Nach drei Toren von Nikola Stevanovic ist es Luca Raschle, der per Siebenmeter unmittelbar nach Wiederbeginn für den 15:15-Gleichstand sorgt.
41:17 Minute Nach dem zweiten Empt-Net-Treffer von Goalie Golub Doknic, einem erfolgreichen Konter durch Lua Raschle und einem Kracher von Karolis Antanavicius liegt Hard erstmals mit zwei Toren (18:16) vorne.
49:03 Minute Nach einer harten Attacke von Nikola Stevanovic an Matic Kotar übt Kapitän Lukas Frühstück am Zeitnehmertisch Kritik und muss darauf hin so wie Stevanovic für zwei Minuten auf der Bank Platz nehmen. Durch einen fälligen Siebenmeter für das Foul von Stevanovic sorgt Uros Mitrovic für den 19:20-Anschlusstreffer aus Sicht von Bregenz.
57:07 Minute Dominik Schmid, Nikola Stevanovic und Luca Raschle verwandeln mit drei Treffern in Folge einen 19:20-Rückstand in eine 22:20-Führung für Hard.
58:09 Minute Innerhalb von 48 Sekunden sorgen Florian Mohr und Sebastian Burger für den 22:22-Gleichstand.
58:43 Minute Mit einem scheinbar haltbaren Wurf aus dem Rückraum ist es Ivan Horvat, der Gastgeber Hard mit 23:22 in Führung bringt.
58:59 Minute In einer hektischen Schlussphase ist es Bregenz-Spielmacher Matic Kotar, der mit einem Stemmwurf aus zehn Metern für den frühen 23:23-Endstand sorgt. Endstand deshalb, weil in den jeweils letzten Angriffen der Wurf von Ivan Horvat über das Tor geht und jener von Uros Mitrovic neben dem Gehäuse landet.