Der Königsklasse auf der Spur

Sky Sport Austria öffnete für einmal die Tore zum glänzenden Champions-League-Studio in München.
München Große Spiele brauchen eine große Bühne. Und im europäischen Fußball gibt es nichts Größeres als die Champions League. Deshalb schickt sich seit der Saison 2021/22 TV-Anbieter Sky Sport Austria jeden Dienstag und Mittwoch an, den besten Klubbewerb der Welt auch ins beste Licht zu rücken. Im „Sky Cube“ in Unterföhring, einem Vorort von München, steht mit das größte Studio in Europa, von dort liefert Sky Sport Austria alle Live-Bilder der Königsklasse in die Wohnzimmer Österreichs. „Exklusiv im deutschen Sprachraum“, erklärt Uwe König, Vice President Sports von Sky Österreich bei der Führung durch die Fernseh-Hallen. Normalerweise öffnet der TV-Anbieter seine Studiotore nicht für Außenstehende, für die VN gab es am letzten Achtelfinaltag der Königsklasse eine Ausnahme. So offenbarte sich dem VN-Redakteur ein interessanter Blick hinter die Kulissen.
Vier Kameras plus eine Spider-Cam sorgen für beste Bilder im Studio, dazu poppen auf der 35 Meter langen LED-Video-Wall Spielszenen und Grafiken auf und machen die Vorberichte zur Champions League zu einem wahren Augenschmaus. Doch um einen Fußballabend so zu gestalten, wie man es eben jeden Dienstag und Mittwoch zu sehen bekommt, braucht es viel Vorbereitung und Teamwork.
Teamwork
Rund 50 Leute arbeiten an einem CL-Abend, alleine knapp zehn Fernsehprofis sitzen im Regieraum – angefangen vom Regisseur bis hin zu den Grafikern und dem Leiter der Sendung – in dem alle Fäden zusammenlaufen. An einem im Vorfeld ausgearbeiteten Ablaufplan wird auf die Sekunde genau festgehalten, wo und wann die Moderatoren zu stehen und zu sprechen haben, oder welche vorbereiteten Filme abgespielt werden. Für Experte Lothar Matthäus selbst ist die Vorbereitung entspannter, „weil ich ja rund um die Uhr mit Fußball beschäftigt bin. Und in dieser Phase der Champions League weiß man im Vorfeld schon sehr viel über die noch teilnehmenden Klubs.“ Moderatorin Constanze Weiß berichtet hingegen von etwas Lampenfieber, „das aber nicht mit Nervosität zu verwechseln ist. Aber eine gewisse Anspannung ist sicher da, das brauche ich auch.“
Schnittstellen
Bereits am Nachmittag starten die Proben für die Sendung, in dem der Ernstfall geübt wird. Dennoch legt man in der Sendung viel Wert auf den Live-Charakter, die Moderatoren führen mit den Experten gekonnt und charmant durch die Sendung.
Vorgaben gibt es nur bedingt. Denn das Wichtigste geben die Spielpaarungen und deren Akteure vor. Als technische Schnittstelle zwischen Regieraum und den Moderatoren dienen Headsets. Doch ein Mann hat das große Sagen im Studio selbst: Hans Kaiser, seit 25 Jahren als Aufnahmeleiter tätig, koordiniert jede Bewegung im glitzernden und vor Lampen erstrahlenden Studio, weiß welche Kamera gerade „drauf“ ist und wann und wie lange Zeit ist bis zu zum nächsten Themenwechsel oder filmischen Einspieler. 60 Minuten dauert der sogenannte Vorlauf bis zum Anpfiff der Spiele, danach richtet sich alles auf das Geschehen in den verschiedenen Stadien. Dies wird dann von der Live-Crew in einem „VIP-Raum“ bei kulinarischen Köstlichkeiten aber auch Gummibärchen gemeinsam geschaut. Vor unzähligen Bildschirmen macht man es sich bis zum Pauseneinstieg gemütlich und bespricht das Vorgehen zur Halbzeit.
Heißesten Infos am Ende
„Welche Szene pickt man sich heraus? Wie schauen die Kameraeinstellungen aus? Mit welchem Bild steigt man in die Halbzeit ein? Alles Dinge, die mit der Regie genau abgesprochen und dann umgesetzt werden“, erklärt König das Szenario zum Einstieg aus dem Studio in München zur Pause der Spiele. Das auch nach den 90 Minuten gleich aussieht.
Im Nachlauf genannten letzten Akt der Sendung werden die abgelaufenen Spiele mit den Experten und dem Video-Analysten nochmals genau aufgearbeitet. Dazu werden noch aus den diversen Stadien in Europa Interviews von den dort arbeitenden Mitarbeitern geliefert. Dafür entsendet Sky Sports Austria in jedes Stadion einen Live-Kommentator und einen Field-Reporter. Die Kommentatoren der beliebten Konferenz, in der alle Spiele abwechselnd gezeigt werden, sitzen hingegen in einem weiteren Studio im „Cube“ und werden von einem eigens abgestellten Regie-Team rund um den Leiter der Konferenz begleitet. Dort kann es unter Umständen und vor allem in der Gruppenphase recht laut werden, wenn vier oder mehr Spiele gleichzeitig vonstatten gehen. Jene Konferenz-Kommentatoren liefern dann auch die Zusammenfassungen für den Nachlauf.
Je nach Ereignissen in den Stadien kann sich die Sendezeit nach den Matches etwas ändern. Erst wenn Moderatoren und Experten die letzten heißesten Infos aus den Stadien in die Wohnzimmer der Fußballfans vermitteln konnten, heißt es Abschied zu nehmen. Zu angenehmer Musik verlässt die Live-Crew die große Bühne. Applaus vom ganzen Team brandet erst dann auf, wenn die Sendung „zu“ ist.
„Meine Vorbereitung passiert tagtäglich, weil ich rund um die Uhr an Fußball denke.“
„Eine gewisse Anspannung ist vor jeder Sendung da. Das brauche ich auch.“





