Dieser Vorarlberger Ex-Skirennläufer feiert seinen 50. Geburtstag

Sport / 12.04.2023 • 18:55 Uhr
Schon in jungen Jahren gehörte der Auer zu den "wilden Jungs". <span class="copyright">VN</span>
Schon in jungen Jahren gehörte der Auer zu den "wilden Jungs". VN

Wenn die Zahl furchtbar klingt und man sich doch jung fühlt. Spaß gehört für Kilian Albrecht auch am runden Geburtstag (13. April) dazu. Denn der gebürtige Auer ist mit sich im Reinen.

Schwarzach Es ist gar nicht so leicht, den Terminplan von Kilian Albrecht zu sprengen. Einer, der die gesamte Weltcupsaison an der Seite von Mikaela Shiffrin verbrachte, in Warth lebt und direkt an der Skipiste ein Appartementhaus betreibt, ist über das Jahr ausgebucht. Gut möglich deshalb, dass er seinen 50. Geburtstag im Schnee bei Skitests der US-Amerikanerin verbringt. „Die Zahl klingt furchtbar“, kann der ehemalige Skirebell herzhaft lachen, wenn er anlässlich seines besonderen Jubeltages ein wenig zurückblickt.

Erfolgreiche Duo: Gesamtweltcupsiegerin Mikaela Shiffrin und Kilian Albrecht. <span class="copyright">VN</span>
Erfolgreiche Duo: Gesamtweltcupsiegerin Mikaela Shiffrin und Kilian Albrecht. VN

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Mit Gold und zweimal Silber wurde die WM 2023 für Kilian Albrecht und Mikaela Shiffrin die erfolgreichste. <span class="copyright">VN</span>
Mit Gold und zweimal Silber wurde die WM 2023 für Kilian Albrecht und Mikaela Shiffrin die erfolgreichste. VN

Gratulation zum 50er! Wie alt fühlen Sie sich am Geburtstag?
Ich fühle mich zum Glück nicht alt. Vielmehr versuche ich ein gesundes und sportliches Leben zu führen – und bin voller Tatendrang. Körperlich fühle ich mich fit, und die Erfahrung des Alters hilft auch.

Stolz nach einem Pokalgewinn. <span class="copyright">VN</span>
Stolz nach einem Pokalgewinn. VN

Also keine körperlichen Spätfolgen Ihrer Skikarriere?
Ein paar kleine Wehwehchen ja, aber die Knie und die Sprunggelenke sind in Ordnung (lacht).

Kilian Albrecht wechselte in seiner aktiven Zeit mehrmals die Skimarke. <span class="copyright">VN</span>
Kilian Albrecht wechselte in seiner aktiven Zeit mehrmals die Skimarke. VN

Heute sind Sie Geschäftsmann, Manager oder . . . Wie sehen Sie sich selbst?
Mein Hauptbetätigungsfeld ist Sportmanagement. Ich kümmere mich um die Betreuung meiner Athleten und Athletinnen.

Auch auf dem Golfplatz macht Kilian Albrecht eine gute Figur. <span class="copyright">gepa</span>
Auch auf dem Golfplatz macht Kilian Albrecht eine gute Figur. gepa

Blicken wir zurück auf Ihre aktive Zeit im Skizirkus. Sie haben 2002 noch während Ihrer Karriere das BWL-Studium abgeschlossen. Wie ist der Umstieg erfolgt?
Ich bin dann noch einige Jahre weitergefahren und habe schon in der Zeit anderen geholfen. Irgendwann kommst du dann drauf, dass kein Hahn nach dir kräht und du beginnst dich zu orientieren. Ich habe eben im Sport so viel Erfahrung gesammelt, Gutes wie Schlechtes erlebt, dass ich schon das eine und andere vermitteln kann.

Beim Nachtslalom in Schladming 2009 für Bulgarien im Einsatz. <span class="copyright">gepa</span>
Beim Nachtslalom in Schladming 2009 für Bulgarien im Einsatz. gepa
In der Skihalle in Dubai mit Ex-ÖFB-Teamchef Josef Hickersberger (2009). <span class="copyright">gepa</span>
In der Skihalle in Dubai mit Ex-ÖFB-Teamchef Josef Hickersberger (2009). gepa

Und heute betreuen Sie die erfolgreichste Skirennläuferin der Gegenwart, Mikaela Shiffrin (28). Wie ist es dazu gekommen?
Ich habe Mikaela in Hintertux erstmals getroffen, da war sie gerade einmal sechs Jahre alt. Sie war mit ihrer Familie zum Skifahren und wir haben uns über gemeinsame Bekannte kennengelernt. Als ich sie 2009 in Vail wieder traf, fuhr sie allen um die Ohren. Dabei war sie erst 14. Wir sind in Kontakt geblieben und ich stand ihr und ihrer Familie mit Tipps zur Seite, als sie mit 16 im Weltcup debütierte und nach Europa kam. Wichtig war damals, dass sie von ihrer Skifirma einen Servicemann bekam, und nicht das Geld. Von ihrem Talent war ich überzeugt, ich wollte mir die Zeit geben, sie zu begleiten.

Kilian Albrecht mit ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel beim 3-Länder-Marathon im Bregenzer Stadion. <span class="copyright">Kaufmann-Pauger</span>
Kilian Albrecht mit ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel beim 3-Länder-Marathon im Bregenzer Stadion. Kaufmann-Pauger
Marc Girardelli half beim Wechsel von Kilian Albrecht vom österreichischen zum bulgarischen Skiverband. Beide Vorarlberger sind eng mit dem Skigebiet Bansko verbunden.<span class="copyright"> VN</span>
Marc Girardelli half beim Wechsel von Kilian Albrecht vom österreichischen zum bulgarischen Skiverband. Beide Vorarlberger sind eng mit dem Skigebiet Bansko verbunden. VN

Heute sorgt Shiffrin für Rekorde. Dabei sagten Sie, dass nicht die Rekordjagd die Motivation ist, sondern vielmehr die geilen Schwünge im Training. Das bringe mehr Befriedigung als ein Sieg. Quasi der Drang nach dem perfekten Schwung?
Zurückblickend ist die Rekordsaison schon ein Wahnsinn. Vor allem, wenn man an die Rückschläge der vergangenen Jahre denkt. Der Tod ihres Vaters, aber auch die Rückenprobleme, die immer wieder ein Training verhinderten. Was die Motivation betrifft, so muss sie vom Training kommen. Als Skirennläufer spulst du so viele Trainingskilometer ohne Rennen ab. Da muss dein Antrieb sein, dich stetig zu verbessern, einen noch besseren Schwung zu fahren. Wenn du nur an Rekorde und ans Gewinnen denkst, wirst du wahrscheinlich nie gewinnen. Du musst es schaffen, dich beim Wettkampf auf jeden Schwung zu konzentrieren.

Ein Bild aus Vail 2015 mit Marco Büchel, Hubertus von Hohenlohe, Kilian Albrecht, Stefan Luitz und Felix Neureuther. <span class="copyright">gepa</span>
Ein Bild aus Vail 2015 mit Marco Büchel, Hubertus von Hohenlohe, Kilian Albrecht, Stefan Luitz und Felix Neureuther. gepa
2016 bei der Galanacht des Sports zusammen mit Mikaela Shiffrin. <span class="copyright">gepa</span>
2016 bei der Galanacht des Sports zusammen mit Mikaela Shiffrin. gepa

Stichwort Wettkampf. Seit Ihrem Debüt im Weltcup sind nunmehr fast 30 Jahre vergangen. Wie hat sich der Skisport in all den Jahren verändert?
Es ist alles viel professioneller geworden. Wir hatten quasi ein Standardprogramm, das wir im Training abspulten. Klar, man hat auch das Beste versucht. Aber es war für alle gleich. Wir sind teilweise eine ganze Saison mit demselben Ski gefahren. Die Schuhe hatten wir zwei, drei Saisonen. All das funktioniert schon lange nicht mehr. Die Trainingspisten sind nicht mehr zu vergleichen, das Material eine eigene Philosophie und viele haben eigene Betreuerteams.

Kilian Albrecht beim Saisonfinale 2002 zusammen mit seinem Fanclub. <span class="copyright">gepa</span>
Kilian Albrecht beim Saisonfinale 2002 zusammen mit seinem Fanclub. gepa
Bei der WM 2023 in Courchevel mit dem US-Superstar Mikaela Shiffrin, die seit über zehn Jahren von Kilian Albrecht betreut wird. <span class="copyright">gepa</span>
Bei der WM 2023 in Courchevel mit dem US-Superstar Mikaela Shiffrin, die seit über zehn Jahren von Kilian Albrecht betreut wird. gepa

Wäre Kilian Albrecht ein besserer Skifahrer als damals?
(schmunzelt) Ergebnis- oder schwungtechnisch? Eines weiß ich: Mit der Erfahrung von heute hätte ich mehr Erfolg gehabt. Aber das gilt auch für viele andere. Es gehört zum Leben, aus den Fehlern zu lernen.

2001 bei der Leistungsdiagnostik zusammen mit Christian Mayer (links). <span class="copyright">gepa</span>
2001 bei der Leistungsdiagnostik zusammen mit Christian Mayer (links). gepa

Sie haben es selbst erlebt, wie es sich anfühlt, aus dem Kader zu fliegen. Eine Erfahrung, die auch Johannes Strolz gemacht hat?
Es ist nie angenehm. Es kommt jedoch immer darauf an, ob es klare Abmachungen gibt. Sich selbst zu organisieren, das geht, wenn die Möglichkeit zur Rückkehr, wenn es für den Weg zurück eine Vereinbarung gibt. Bei mir war das nicht der Fall.

Schicker Mantel: Im Olympia-Dress von Mexiko. <span class="copyright">VN</span>
Schicker Mantel: Im Olympia-Dress von Mexiko. VN

Sie galten als Rebell unter den ÖSV-Athleten?
Ich habe einfach oftmals Sachen angesprochen, die nicht allen gepasst haben. Vielleicht hätte ich mal den Mund halten müssen. Wenn jedoch von den Athleten Professionalität gefordert wird, dann darf man das auch vom Umfeld fordern. Nur so wirst du besser. In Österreich damals gab es kein Förder-, sondern nur ein Selektionssystem. Da wurde seitens der Trainer nur selektioniert, und es waren viele da, um selektionieren zu können. Da sind natürlich Athleten oder Athletinnen rausgeflogen, die in einem anderen System oder bei Förderung zu guten Leistungen fähig gewesen wären. Heute fehlt diese Menge an jungen Rennläufern, deshalb funktioniert dieses System nicht mehr.

Kilian Albrecht mit Papa Werner, der einst Skistars wie Marc Girardelli, Anita Wachter oder Egon Zimmermann  die Skischuhe angepasst hat. <span class="copyright">VN</span>
Kilian Albrecht mit Papa Werner, der einst Skistars wie Marc Girardelli, Anita Wachter oder Egon Zimmermann die Skischuhe angepasst hat. VN
Er kann es noch: Liebend gerne steht Kilian Albrecht noch selbst auf den Skiern. <span class="copyright">VN</span>
Er kann es noch: Liebend gerne steht Kilian Albrecht noch selbst auf den Skiern. VN

Am Ende Ihrer Karriere sind Sie für Bulgarien gestartet. Wie kam es dazu?
Das habe ich Marc Girardelli zu verdanken, denn über ihn kam der Kontakt zustande. Dabei es war nicht so leicht, weil der ÖSV verhindern wollte, dass ich für eine andere Nation starte. Ich habe den ÖSV damals getäuscht, um den bulgarischen Pass zu erhalten. Eine lange Geschichte, ich könnte ein Buch darüber schreiben.

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Das Slalomtrio von 2003: Kilian Albrecht, Mario Matt und Manfred Pranger (von links). <span class="copyright">gepa</span>
Das Slalomtrio von 2003: Kilian Albrecht, Mario Matt und Manfred Pranger (von links). gepa

Sie verpassten 2002 bei Olympia in Salt Lake City als Vierter nur knapp die Bronzemedaille. War das Ihr Karriere-Highlight?
Ehrlich gesagt, nein. Damals hätte ich von der Form her gewinnen können. Das Schönste war davor der zweite Platz beim Slalom in Kitzbühel.

Kilian Albrecht anlässlich der ÖSV-Einkleidung 2004. <span class="copyright">gepa</span>
Kilian Albrecht anlässlich der ÖSV-Einkleidung 2004. gepa