Der Körper gab das finale Zeichen

Aaron Kircher beendet seine erfolgreiche Karriere.
Hohenems Am 13. Juli 2010 debütierte Aaron Kircher für Austria Lustenau im Profifußball. Der damals 18-Jährige war von der Akademie Vorarlberg zu den Grün-Weißen gewechselt und stand gleich im ersten Saisonspiel unter Trainer Edi Stöhr gegen den SV Grödig in der Startformation. Die Premierensaison endete für die Lustenauer mit dem Einzug ins Pokalfinale. Der in Altach aufgewachsene Linksfuß war da allerdings nicht mehr mit dabei, ein erster Kreuzbandriss zwang ihn zu einer Pause.
Es folgte eine Karriere mit über 80 Zweitliga-Spielen, nach der Austria ging es zu Kirchers Jugendverein Altach, bevor ihm der Umzug nach Wien eine halbe Saison bei der Vienna bescherte. Mit der Rückkehr nach Vorarlberg zum damaligen Regionalligisten FC Dornbirn war für Kircher, der sich bereits früh für eine Karriere nach der Fußballkarriere rüstete, das Thema Profifußball eigentlich erledigt. Doch nach fünf Jahren in der dritthöchsten Spielklasse erlebte der damalige Dornbirn-Kapitän die schönste Spielzeit seiner Karriere. „Der Zusammenhalt war riesig, wir waren eine Einheit“, erinnert sich Kircher. Der souveräne Aufstieg in die 2. Liga war die Folge dieser mannschaftlichen Geschlossenheit. Die Rothosen spielten im Profibetrieb in fast unveränderter Formation zwei Jahre lang eine gute Rolle, ehe sich mit dem Abgang von Trainer Markus Mader ein Umbruch ankündigte.
Der Abschied aus der Messestadt im Vorjahr fiel Kircher schwer, er suchte jedoch nach einer Herausforderung, die zu seiner neuen Lebenssituation passte. Als Physiotherapeut hatte er sich selbstständig gemacht, im Sommer 2022 kam seine Tochter auf die Welt. Der VfB Hohenems bot ihm die passende Kombination aus Nähe zu seinem Wohnort und qualitativ hochwertigem Amateurfußball. Als Kapitän übernahm er schnell Verantwortung und war froh, wenn die jungen Mitspieler bei ihm, der als einer von wenigen Akteuren bei allen drei Vorarlberger Profiklubs gespielt hat, um Rat fragten.
Im Jänner erfuhr die dritte Phase von Kirchers Karriere eine jähe Zäsur. Im Testspiel gegen Brühl St. Gallen wurde der heute 31-Jährige nach wenigen Minuten übel gefoult und musste unter starken Schmerzen im Knie vom Feld getragen werden. „Es waren die schlimmsten Schmerzen meiner Karriere. Ich bin davon ausgegangen, dass alles in meinem Knie zerstört ist“, erinnert sich der VfB-Kapitän. Die Diagnose lautete „nur“ Kreuzbandriss und sorgte für Aufatmen, nur fünf Monate später ist Kircher körperlich wieder auf der Höhe.
Unerfüllter Traum
Trotzdem ist das Comeback abgesagt, denn der langjährige Profi hat beschlossen, seine Karriere zu beenden. Die Schmerzen der Verletzung hätten ein Zeichen gesendet, dass es für ihn so nicht weitergehen könne. Dazu hat sich die Praxis des 31-Jährigen blendend entwickelt, Kind Nummer zwei ist auf dem Weg. Für Kircher fühlt es sich richtig an, dem Sport, den er von Anfang an geliebt hat, Lebewohl zu sagen. Auch wenn er sich sportlich durchaus noch in der Lage sähe, im kommenden Jahr in der Regionalliga eine tragende Rolle zu spielen. Und obwohl ein Vorhaben unerfüllt bleiben wird. Gerne hätte Kircher noch gegen seinen zwei Jahre älteren Bruder Elias gespielt, bereits im Frühjahr war Hohenems auf dessen derzeitigen Klub SK Bischofshofen getroffen, kommende Saison werden sich die beiden Klubs in der RLW erneut gegenüberstehen – Aaron Kircher wird dann von außen zuschauen und die Daumen für beide Teams drücken. VN-EMJ