Ex-Bregenz-Spieler Interimschef

Ab in die Wüste: Salzburg stellt Matthias Jaissle frei. Alexander Hauser coacht in Altach.
Salzburg Meister Salzburg dürfte nach seinem Sportdirektor auch den Trainer verlieren. Weil Matthias Jaissle (35) dem Lockruf des Geldes aus Saudi-Arabien folgen will, unternahm die Salzburger Führung einen Tag vor dem Meisterschaftsstart einen drastischen Schritt und stellte den Erfolgscoach der vergangenen beiden Jahre dienstfrei. Die Verhandlungen mit Al-Ahly befanden sich laut dem Club Freitagmittag „in der finalen Phase“. Und damit reisen die „Bullen“ ohne Cheftrainer an. An Jaissles Stelle wird ein in Vorarlberg alter Bekannter auf der Trainerbank in der Cashpoint Arena Platz nehmen. Die Co-Trainer Alexander Hauser und Florens Koch haben zum Saisonstart die Verantwortung. Jaissle selbst hat bei der Spieltags-PK ein Bekenntnis zum Club vermieden.
Einst bei SWB
Der Tiroler Hauser spielte einst drei Saisonen für SW Bregenz in der Bundesliga. Seine Trainer damals? Erst Rainer Hörgl (GER), dann Regi van Acker (BEL). In 57 Pflichtspielen erzielte der damals vom schottischen Spitzenklub Glasgow Rangers (U-20-Team) an den Bodensee gewechselte Hauser sechs Treffer.
Seit drei Jahren ist Hauser bei Red Bull Salzburg. Im Juli 2020 begann er unter Jaissle als Co-Trainer beim Nachwuchs. Über Liefering führte dann sein Weg, zusammen mit Jaissle, schnell zu den Profis (Juli 2021).
„Wir sind der Ansicht, dass ein Trainer, der sich nur zwei Tage vor dem Start einer wichtigen Saison derart intensiv mit einem möglichen Klubwechsel beschäftigt, bei diesem Auftakt auch nicht dabei sein sollte“, betonte Salzburgs Geschäftsführer Stephan Reiter. „Wir wollen mit voller Energie und Überzeugung in die neue Saison starten. Dafür benötigen wir 100 Prozent Fokus von allen Beteiligten.“
Weiterer Abgang
Salzburg dürfte damit einen weiteren führenden Kopf der vergangenen Erfolgsjahre verlieren. Sportdirektor Christoph Freund wird ab September für den FC Bayern München arbeiten. Als möglicher Jaissle-Erbe wird der Salzburger Gerhard Struber (46) gehandelt, der im Mai von den New York Red Bulls entlassen wurde. Aber auch der Name Oliver Glasner (48) ist schon gefallen.
Jaissle stieg im Juni 2021 vom Liefering- zum Salzburg-Coach auf. Als Nachfolger des US-Amerikaners Jesse Marsch verlieh der frühere Verteidiger dem Salzburg-Fußball eine seriösere Note in Sachen Spielanlage. Was durchaus zulasten der Attraktivität ging, resultierte in respektablen Vorstellungen in der Champions League und insgesamt nur drei Niederlagen (2x Sturm, Klagenfurt) in der Meisterschaft. In 92 Pflichtspielen unter Jaissle holten die Salzburger im Schnitt 2,28 Punkte. Mit Jaissles Absprung würde ein vom Club fest eingeplantes Novum ausfallen: Der Deutsche wäre der erste Salzburg-Trainer in der Bullen-Ära (seit 2005), der den Ligakrösus in drei Bundesliga-Saisonen betreut. Beruhigen wird die Salzburg-Führung, dass der Club neuerlich fix für die erst im September beginnende Champions League qualifiziert ist.
Seit dem aufsehenerregenden Transfer von Cristiano Ronaldo (38) zu Al-Nassr ins Königreich sind dem portugiesischen Superstar viele Kollegen gefolgt. Jaissle wird wohl künftig Ex-Liverpool-Star Roberto Firmino, mit dem er als Profi in Hoffenheim zusammengespielt hat, trainieren. Champions-League-Sieger Riyad Mahrez (Manchester City), Goalie Edouard Mendy (Chelsea) oder Nordmazedoniens Ezgjan Alioski stehen ebenso bereits auf der Payroll des frisch in die 1. Liga zurückgekehrten dreifachen Meisters.
„Ein Trainer, der sich intensiv mit einem Klubwechsel beschäftigt, sollte nicht dabei sein.“

