Shelton und Gauff heizen US-Träume an

Sport / 06.09.2023 • 21:37 Uhr
Ben Shelton will auch im Halbfinale gegen Major-Rekordchampion Novak Djokovic die US-Tennis-Party in New York fortsetzen.AFP
Ben Shelton will auch im Halbfinale gegen Major-Rekordchampion Novak Djokovic die US-Tennis-Party in New York fortsetzen.AFP

Beide Youngster sorgten bei US Open weiter für Furore.

New York Die amerikanischen Festspiele bei den US Open im Tennis hatte er gerade auf den vorläufigen Höhepunkt gepusht, da war Ben Shelton trotz der bevorstehenden Mammutaufgabe sogar zum Scherzen aufgelegt. Ob er denn seinen nächsten Gegner schon kenne, wurde der 20 Jahre alte Überraschungsmann nach dem Einzug in sein erstes Grand-Slam-Halbfinale gefragt. „Ja, er hat vielleicht 23 dieser Dinger gewonnen, oder so etwas in der Art“, antwortete Shelton mit dem für ihn typischen spitzbübischen Grinsen.

Auch wenn Shelton nun in Major-Rekordchampion Novak Djokovic die vielleicht größte Hürde überhaupt bevorsteht, die amerikanische Tennis-Party in New York ist in vollem Gange – und soll noch längst kein Ende nehmen. Denn nicht nur bei den Männern haben die Gastgeber noch ein Eisen im Feuer, bei den Frauen zog die 19-jährige Coco Gauff ebenfalls ins Halbfinale ein und ließ die Hoffnung auf den ersehnten Heimsieg wachsen.

20 Jahre nach Andy Roddick

„Eine großartige Leistung für die USA“, jubelte Basketball-Legende Earvin Magic Johnson in den sozialen Medien.

Zwei Youngster begeistern die US-Community im Tennis und geben Anlass zum Träumen. 2003, als Andy Roddick als bislang letzter Amerikaner beim Heimspiel in New York triumphiert hatte, war Shelton noch nicht einmal ein Jahr alt. Bei den Frauen ist der letzte US-Sieg 2017 durch Sloane Stephens zwar noch nicht ganz so lange her, groß ist die Sehnsucht dennoch.

Während Gauff, die nach dem beeindruckenden 6:0, 6:2 gegen Jelena Ostapenko als Favoritin ins Halbfinale gegen Karolina Muchova geht, schon seit Jahren als Wunderkind gilt und 2022 bereits im Finale der French Open stand, könnte Sheltons Reise in seiner ersten Profisaison wundersamer kaum sein. Anfang des Jahres verließ er erstmals überhaupt die USA, erreichte bei den Australian Open direkt sensationell das Viertelfinale.

Im Anschluss mühte sich Shelton, dessen Vater Bryan einst Nummer 55 der Welt war, auf der ATP-Tour und schaffte es bei keinem Turnier, zwei Siege in Folge zu feiern – bis er nun wieder auf größtmöglicher Bühne zum Höhenflug ansetzte. Zehn seiner 17 Erfolge in diesem Jahr feierte er bei Grand Slams.

Glorreiche Vergangenheit

Shelton und Gauff stehen sinnbildlich für den Aufschwung der stolzen Tennis-Nation USA, in der Vergangenheit durch Superstars wie Pete Sampras, Andre Agassi, Chris Evert oder Serena Williams nur so mit Titeln verwöhnt. Elf US-Männer befinden sich momentan unter den Top 100 der Weltrangliste, bei den Frauen sind es sogar 13 Amerikanerinnen. „Es ist ziemlich cool für mich, ein Teil davon zu sein“, sagte Shelton nach dem 6:2, 3:6, 7:6(7), 6:2 über seinen Landsmann Frances Tiafoe, dem ersten Viertelfinale zweier afroamerikanischer Männer bei einem Grand-Slam-Turnier in der Ära des Profitennis (seit 1968) überhaupt: „Ich finde es toll, dass das amerikanische Tennis in eine großartige Richtung geht.“

„Ja, er hat vielleicht 23 dieser Dinger gewonnen, oder so etwas in der Art.“