„Ein Spiel mit Endspielcharakter“

Aufstiegsparty soll heute gegen Belgien im ausverkauften Happelstadion passieren.
Wien „Es ist ein Endspiel um Platz eins in der Gruppe“, will ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick keinen Gedanken an eine „angenehme Ausgangssituation“ verschwenden. „Wir werden alles versuchen, das Spiel zu gewinnen und die Qualifikation als Gruppensieger zu beenden.“ Einfach werde die Aufgabe nicht zuletzt wegen der zahlreichen Ausfälle nicht. Etwas Kopfzerbrechen bereitet dem 65-Jährigen allerdings die Personalauswahl, auch wenn er betont: „Es ist aber nicht so, dass wir erst seit zwei Tagen wissen, dass viele Spieler ausfallen.“
Improvisieren muss der Deutsche vor allem im Sturmzentrum und auf der Rechtsverteidiger-Position, wo Stefan Posch und Phillipp Mwene fehlen. „Wir werden dort irgendjemanden hinstellen müssen, der das im Nationalteam noch nicht gespielt hat“, sagte er. Konrad Laimer, der die Rolle mitunter auch bei den Bayern bekleidet, sei eine Option, „aber nicht die einzige“. Denn Rangnick hätte Laimer im Spiel gegen den Ball gerne weiter vorne zur Verfügung, ganz ausgeschlossen ist daher auch eine defensive Dreierkette mit Kevin Danso, Philipp Lienhart und Maximilian Wöber nicht. Das Personal würde es dem Teamchef auch ermöglichen, im Spielverlauf zwischen beiden Systemen zu wechseln. Rangnick: „Wir werden versuchen, jeden Spieler auf seiner bestmöglichen Position zum Einsatz zu bringen.“
Allerdings ist auch im Angriff Kreativität gefragt, denn mit Sasa Kalajdzic steht nur ein einziger ausgewiesener Zielspieler zur Verfügung. „Es ist möglich, dass er spielt“, lässt sich Rangnick nichts entlocken. Nur so viel: Christoph Baumgartner wird definitiv beginnen – ob ganz vorne, ließ der Teamchef aber offen. „Wenn wir überhaupt noch einen Vorteil daraus ziehen, dass so viele Spieler fehlen, ist es, dass die Belgier auch nicht genau wissen, wie wir spielen.“
Der Hoffnungsträger
Baumgartner jedenfalls hat in der Offensive von Österreichs Nationalteam schon fast alles gespielt. Im heutigen EM-Quali-Schlager (20.45 Uhr/ServusTV, live) in Wien gegen Belgien könnte der Leipzig-Legionär aufgrund mehrerer Ausfälle an vorderster Front gefordert sein. Der 24-Jährige traut sich das zu. „Ich bin jetzt vom Profil nicht der klassische Mittelstürmer, aber gewisse Freiheiten hat man auf der Position, sich Räume zu suchen“, sagte Baumgartner.
Des Niederösterreichers Aufgabe könnte im modernen Fußball-Sprech als „falsche Neun“ durchgehen. In unterschiedlichen Rollen hätte man unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen, betonte er. „Aber in erster Linie geht es darum zu erkennen, wo kann ich aus der Position heraus meine Stärken am besten einbringen.“ Seine sieht er durchaus auch rund um das Tor. Zehn Treffer hat der Waldviertler in 29 Länderspielen für Österreich bisher erzielt, die beiden jüngsten beim 2:0-Auswärtssieg im Juni in Schweden. „Das 1:0 war ein Stürmertor, würde ich sagen. Da geht es auch darum, eine Situation schnell zu erkennen und dann mit allem, was man hat, das Tor zu erzielen.“ Zweite Spitze, hängende Spitze, Flügel – mit all dem hat Baumgartner bereits Erfahrung. „Ich werde in meiner Karriere nie ein richtiger Neuner werden“, meinte der quirlige 1,80-m-Mann. „Aber wenn es gefordert ist in einem Spiel oder in mehreren Spielen, werde ich mein Bestes auf der Position geben und schauen, dass ich der Mannschaft helfen kann.“
Es wäre die erste EM-Ticket-Party, die er mit dem A-Team feiern kann. Bei der wegen Corona um ein Jahr verschobenen EM 2021 erzielte Baumgartner das zum Einzug ins Achtelfinale entscheidende 1:0 gegen die Ukraine. Bei der erfolgreichen Quali – das Ticket fixierten die Österreicher im November 2019 mit einem 2:1 gegen Nordmazedonien – war der damals 20-Jährige aber noch nicht dabei. „Es wird eine Mega-Atmosphäre herrschen“, vermutet Baumgartner.
„Wir müssen den Belgiern als Mannschaft richtig Probleme bereiten.“

