Verrücktes Spiel mit bitterem Ende

Österreich muss in der EM-Quali nach 2:3-Niederlage gegen Belgien die nächste Chance nützen.
Wien Frenetischer Jubel brandete schon zwei Stunden vor dem Spiel auf, als der ÖFB-Bus unter den Katakomben des Happelstadions und die Spieler von den Anhängern mit Fangesängen gefeiert wurden. Diese Euphorie übertrug sich ins Stadionoval, auch wenn mit Alaba, Arnautovc, Gregoritsch, Posch, Mwene, Trauner und Onisiwo gleich sieben Spieler fehlten. Am Ende sollten es zuviel sein, um gegen die Klasse und Kaltschnäuzigkeit der Belgier etwas zu holen. Der 3:2-Sieg der „Rode Diuvels“ (Rote Teufel) bedeutete gleichzeitig die EM-Qualifikation, während sich Österreich am Montag in Aserbaidschan die nächste Chance bietet.
Dabei hatte der Teamchef aus der Not eine Tugend gemacht. „Wenn wir einen Vorteil daraus ziehen wollen, dass so viele Spieler fehlen, dann jenen, dass die Belgier auch nicht wissen, wir wir spielen.“ Doch Rangnick hatte einen Plan, ließ Nicolas Seiwald über rechts ebenso hoch verteidigen wie auf der Gegenüberseite Patrick Wimmer. Und er bot mit Manprit Sarkaria im Angriff neben Christoph Baumgartner einen zweiten Stürmer auf. Angetrieben von der Stimmung auf den Rängen begann Österreich sehr aktiv. Von Beginn an wurden Akzente gesetzt, viele Zweikämpfe gewonnen – drei Eckbälle in den ersten zehn Minuten zeugten von sehr viel Herzblut. Doch dann passierte die kalte Dusche. Denn nach einem Freistoß im Mittelfeld und einem Ball in die Tiefe entwischte Dodi Lukebakio ÖFB-Verteidiger Philipp Lienhard und schlenzte den Ball ins lange Eck (12.). Es war der erste Torschuss der Belgier, die versuchten, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen und vor allem auf ihre ballgewandten Außen Jérémy Doku und eben Lukébakio vertrauten. Der Gegentreffer schmerzte, doch er brach nicht den Mut der rot-weiß-roten Elf. Sarkaria (20.) mit einem Schuss und Patrick Wimmer mit einer Doppelchance (21.) eröffneten die Aufholjagd, scheiterten aber an Goalie Matz Seles. Lienhart per Kopf nach einem Eckball war der Nächste, der sich dem Tor annäherte (38.). Die beste Möglichkeit der sehr mutig auftretenden ÖFB-Spieler schließlich kurz vor der Pause, als erst Baumgartner an Seles scheiterte, dann der Nachschuss von Wimmer von Timothy Castagne geblockt wurde und schließlich der Schuss von Xaver Schlager nur knapp über die Querlatte strich – und das alles innert Sekunden (42.).
Bittere zweite Halbzeit
Den Heimischen gehörte auch die erste Szene nach der Pause, doch Baumgartner verpasste erneut (49.). Fast im Gegenzug blitzte erneut die Qualität der belgischen Offensivspieler auf. Auch wenn sein Freistoß von Seiwald noch leicht abgefälscht war, Dodi Lukébakio wurde mit seinem Doppelpack zum Matchwinner (55.). Es waren die ersten beiden Teamtreffer des Sevilla-Legionärs. Nicht genug damit, nur wenig später traf auf Romelu Lukaku. War er mit seinem Abschluss in Minute 54 noch an der Querlatte gescheitert, so setzte er den Ball nach einem schnell Konter zum vorentscheidenden 3:0 für Belgien in die Maschen (58.).
Doch es zeugt von der neuen Mentalität im ÖfB-Team, dass selbst ein 0:3 den Glauben nicht schwinden lässt. Stellvertretend dafür neben der Einwechslung von Samson Baidoo – der zehnte Debütant in der Ära Rangnick – auch der Anschlusstreffer durch Konrad Laimer. Es war eine Energieleistung des Kapitäns, der sich im Mittelfeld den Ball erkämpfte, zu einem Solo ansetzte und aus gut 20 Metern abschloss – 1:3 (72.). Es sollte der Auftakt in eine verrückte Schlusshälfte werden. In dieser verlor Belgien Amadou Onana (Gelb-Rot) durch Ausschluss und Marcel Sabitzer schaffte per Handelfer den Anschluss (83.). Doch alle weiteren Versuche sollten nicht mehr fruchten. Das 2:3 bedeutete zugleich die erste Länderspielniederlage Österreichs in diesem Jahr.
„Wir haben gezeigt: Egal, welche Rückschläge passieren, wir ermutigen uns gegenseitig.“

einzelbenotung
Alexander Schlager (3) Konnte sich kaum auszeichnen, bei den Gegentoren machtlos.
Laimer (2) Sorgte mit seinem Anschlusstor für neue Energie. Ging als Kapitän voran, auch wenn nicht alles gelang.
Lienhart (3) Verlor einen wichtigen Zweikampf, hatte einen schweren Stand, doch er stellte sich der Herausforderung.
Danso (3) Licht und Schatten wechselten. Hatte vor allem mit der Schnelligkeit der Belgier Probleme.
Wöber (4) Musste viel arbeiten, er behilet nicht den Überblick.
Xaver Schlager (4) Fand nie wirklich zu seinem Spiel.
Seiwald (3) Unternehmungslustig, aber in ungewohnter Rolle auch mit vielen Problemen.
Wimmer (3) Wardsfge.
Grillitsch (3) Ein Stabilisator, auch wenn er oft unauffällig agierte.
Sarkaria (4) Hatte eine schwierige Aufgabe. Ein Schuss, ansonsten kaum in Erscheinung.
Baumgartner (3) Nutzte die Räume, hatte allerdings mit seinen Abschlüssen kein Glück.
Eingewechselt
Baidoo (3) Der erst 19-jährige Salzburger fügte sich schnell ein.
Kalajdzic (3) Beim Comeback gleich als Zentrumsspieler gefordert.
Cham (3) Der Ex-Lustenauer kurbelte im Angriff das Spiel an.
Prass (0) Versuchte neuen Schwung zu bringen.
Sabitzer (0) Kam, sah . . . und traf. Verwandelte den Elfer eiskalt.