Österreich feiert glanzlosen Sieg: „Deutschland, wir kommen“

Sport / 16.10.2023 • 22:19 Uhr
Erst feierten Österreichs Spieler gemeinsam mit den Fans im Stadion die EM-Quali, danach war Party in der Kabine angesagt.apa
Erst feierten Österreichs Spieler gemeinsam mit den Fans im Stadion die EM-Quali, danach war Party in der Kabine angesagt.apa

Nach mühevollem 1:0-Sieg gegen Aserbaidschan fiel große Last von den Schultern.

Baku Am Ende des Tages zählt das Ergebnis. Und das wies Österreich als 1:0-Sieger aus. Ein Resultat, das der Rangnick-Elf frühzeitig das EM-Ticket bringt. Nach einer starken Qualifikation brauchte es nicht zuletzt aufgrund von neun Ausfällen auch etwas Glück, um in Aserbaidschan den nötigen Sieg einzufahren. Diesen fixierte der eingewechselte Marcel Sabitzer per Handelfmeter.

Nach einer hitzigen Schlussphase fiel dann viel Druck ab und die echte Freude entlud sich in der Kabine. Da stieg die erste Party: „Deutschland, wir kommen!“ Und: „I am from Austria!“ Das Team ist also den eigenen Ansprüchen gerecht geworden. Das bei der Amtsübernahme von Teamchef Ralf Rangnick ausgegebene erste Etappenziel EM-Teilnahme ist erreicht. Die Kür soll beim Turnier nächsten Sommer (14. Juni bis 14. Juli) in Deutschland folgen. Dem Rangnick-Team ist dort eine Überraschung zuzutrauen, wenn es seinen Prinzipien treu bleibt – und einige kleinere Problemzonen in den Griff bekommt.

Anders als sein Vorgänger Franco Foda lässt Rangnick sein Team von den Leinen. Ganz im Stile des Fußballs, den der Deutsche als Sportdirektor bei RB Salzburg ab 2012 implementiert hat, soll die ÖFB-Auswahl risikoreich nach vorne verteidigen. Zugute kommt Rangnick, dass viele seiner Kicker genau jene Red-Bull-Schule durchlaufen haben, die er selbst geprägt hat. Das proaktive System scheint auf das vorhandene Spielermaterial sehr gut zugeschnitten.

Schlüsselspieler sind damit nicht mehr nur die Stars David Alaba oder Marko Arnautovic. Entscheidende Rollen nehmen neben Marcel Sabitzer auch die Pressing-Maschinen Konrad Laimer, Xaver Schlager oder Nicolas Seiwald ein. Letzterer ist der einzige ÖFB-Akteur, der in der Qualifikation bisher jede Minute auf dem Platz gestanden ist. Ob des großen Angebotes starker Spieler gegen den Ball sind im Mittelfeld sogar Ausfälle relativ gut zu kompensieren. Ganz anders ist die Situation auf den Außenverteidiger-Positionen. Rechts hat die Umschulung von Stefan Posch bei Bologna etwas Abhilfe geschaffen, links sucht Rangnick seit seinem Amtsantritt vergeblich nach einer festen Größe. Maximilian Wöber wusste in der für ihn ungewohnten Rolle nicht immer zu gefallen, die Alternativen sind rar. Selbst in den Nachwuchsteams heimischer Clubs sucht der Teamchef vehement nach schnellen Außenspielern, die für die Rolle künftig infrage kommen.

Die wahre Prüfung folgt bei der EM

Rangnick ist rast- und ebenso kompromisslos. In fast allen sportlichen Fragen im ÖFB hat sich der 65-Jährige in den vergangenen eineinhalb Jahren eingebracht. Viel, wenn nicht alles muss nach seinem Kopf gehen. Mit seiner direkten Herangehensweise hat der Schwabe eingerostete Strukturen im Verband aufgebrochen. In puncto Selbstvermarktung kann ihm ohnehin nicht so schnell jemand das Wasser reichen. Der Vertrag des Teamchefs hat sich mit dem Erreichen der EM bereits über diese hinaus verlängert. Rangnick will Österreich auch zur WM 2026 führen – und damit eine fast 30-jährige Durststrecke seit der WM 1998 beenden. Der Wahl-Salzburger weiß um die historische Chance, die die aktuelle Spielergeneration in Österreich bietet. Er hat dem Team, indem er es seine Stärken ausspielen lässt aber auch einen spürbaren Glauben an sich selbst eingeimpft.

Unter Rangnick passten zuletzt auch die Ergebnisse. Die bisher einzige Niederlage der Quali setzte es gegen Belgien (2:3). Doch ob der Aufholjagd nach 0:3-Rückstand verließ kein Fan enttäuscht das Stadion. Rund um die ÖFB-Auswahl hat wieder eine positive Stimmung Einzug gehalten. Dabei ist es kein Wunderding, sich mit Österreich und einem Kader mit Spielern bei Real Madrid, FC Bayern, Inter Mailand und Dortmund für eine EM zu qualifizieren. Denn 24 von 55 UEFA-Mitgliedsländern sind mittlerweile spielberechtigt. Wie weit Rangnick das ÖFB-Team wirklich gebracht hat, wird die Endrunde zeigen. Die Gruppenauslosung erfolgt am 2. Dezember in Hamburg.

Für ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick gab es in der Kabine eine Bierdusche.apa
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Der Moment der Entscheidung: Marcel Sabitzer verwandelt den Ball beim Handelfmeter zum entscheidenden 1:0-Sieg gegen Aserbaidschan.gepa
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„Alles machbar beim Nachbar“ – Laimer und Baumgartner mit der EM-Devise.Reuters
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